„Wir müssen Ältere, die noch keinen Sport treiben, gewinnen“

 

DSB-Präsident von Richthofen spricht vom Sport als Lebenszeitkultur

 

Auf einem Forum des Landessportbundes Berlin mit dem Titel „Bewegung 2. Halbzeit -

Durch Bewegung gesund und selbständig in Würde alt werden“ haben Vertreter des organisierten Sports, der Ärzteschaft, der Krankenkassen und Wissenschaftler zu einer konzertierten Aktion in Sachen Gesundheitssport aufgerufen. Der Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), Manfred von Richthofen, betonte bei der Veranstaltung, dass sich der Sport auf Grund der demographischen Prozesse „von einer Jugend- über eine Erwachsenen- zu einer Lebenszeitkultur entwickelt hat“. 1987 gehörten dem Deutschen Sportbund rund 700 000 über 60-Jährige an, jetzt seien es bereits 2,9 Millionen (1,8 Mio. Männer und 1,1 Millionen Frauen). „Das beweist, wie dringend der Handlungsbedarf ist. Trotz des Zuwachses müssen wir Ältere, die bisher noch keinen Sport treiben, gewinnen und Barrieren abbauen.“ Alarmierend, so von Richthofen, sei die Tatsache, dass aktuell weniger als 20 Prozent der 50-Jährigen sportlich tätig seien. Sportvereine seien Orte, wo verschiedene Generationen gemeinsam aktiv werden könnten - „das erhöht nicht nur die körperliche Aktivität, sondern schafft Kontakte und erhält die geistige Kompetenz“. Die Bundesrepublik, so der DSB-Präsident, sei in einer ernsten gesundheitspolitischen Krise. „Kaum ein Bereich kann so wirkungsvoll Abhilfe schaffen wie der Sport, weil er präventiv wirkt.“

Berlins LSB-Präsident Peter Hanisch rief zur Schaffung von Netzwerken von Gesundheitspolitik, Ärzten, Krankenkassen und Sport auf, „weil die Erhaltung der Lebensqualität älterer Menschen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die man nur ressortübergreifend lösen kann“. Als Resümee des Forums sagte Dr. Ellis Huber als Vertreter der Ärzteschaft: „Wir müssen endlich ein Klima der aktiven Prävention erzeugen. Sport ist dafür ein ideales Rezept, das nicht viel kostet. Diese Erkenntnis ist bisher in der Politik und in der Öffentlichkeit noch nicht angekommen.“

Die Notwendigkeit dafür, das zu ändern, wird in den kommenden Jahren ständig dringender. Das belegten zahlreiche Fakten und Daten der Referenten des Forums, zu denen zum Beispiel der Bonner Sportwissenschaftler Prof. Heinz Mechling, die Medizinerin Prof. Elisabeth Steinhagen-Thiessen sowie der Berliner Sozialforscher Prof. Bertram Häussler gehörten. Nach deren wissenschaftlichen Erkenntnissen wird die Lebenserwartung bis zum Jahr 2100 um zwölf Jahre zunehmen. Der Bevölkerungsanteil der über 60-Jährigen wird weiter deutlich steigen. Lag er 1900 noch bei nur fünf Prozent, so sind es aktuell 24 Prozent, und 2030 werden es 35 bis 38 Prozent sein. Über 100-Jährige gab es 1964 laut Statistik 265, dreißig Jahre später waren es bereits 4602, 2000 dann 7200. Eine Zahl, die demnächst regelrecht explodieren wird: für 2025 werden 44.200, für 2050 sogar 114.700 über 100-Jährige erwartet.