„Wir werden weniger, älter, bunter“

„Gleichstellung im Sport“ – Schwerpunktthema bei der

Sportabzeichen-Tour in Minden-Lübbecke

Beim Promilauf im Einsatz (v.l.n.r.): Andreas Dittmer, „Trimmy“, Michael Hull, Frank Busemann, LSB „Schweinehund-Maskottchen“. Foto: Burda Sports Group
Beim Promilauf im Einsatz (v.l.n.r.): Andreas Dittmer, „Trimmy“, Michael Hull, Frank Busemann, LSB „Schweinehund-Maskottchen“. Foto: Burda Sports Group

Im Jahr 2012 legten insgesamt 78.148 Frauen sowie 124.078 Männer das Deutsche Sportabzeichen ab. Dieses Zahlenverhältnis ist beispielhaft für die sich annähernde aber immer noch unterschiedliche Verteilung der Geschlechter im Vereinssport. Beim Stopp der Sportabzeichen-Tour des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im nordrhein-westfälischen Minden-Lübbecke diskutierten DOSB-Vizepräsidentin Ilse Ridder-Melchers und weitere Expertinnen über die zentrale Frage: Wie kann es gelingen, noch mehr Frauen und Mädchen zu motivieren, Sport zu treiben und welche Vorteile ergeben sich aus Gender Mainstreaming und Chancengleichheit für den organisierten Sport? 

Rund 2.000 Schülerinnen und Schüler sowie zahlreiche Erwachsene waren am Mittwoch ins Weserstadion gekommen, um sich dem Fitnesstest zu unterziehen. Darunter viele Frauen, unter anderen Polizistinnen und Feu-erwehr-Frauen, bei denen der Kreissportbund Minden-Lübbecke im Vorfeld für die Teilnahme geworben hatte. Unterstützt wurden sie dabei von promi-nenten Sportlern wie dem ehemaligen Weltklasse-Zehnkämpfer Frank Bu-semann für kinder+Sport, dem dreifachen Kanu-Olympiasieger Andreas Dittmer für die Sparkassen-Finanzgruppe sowie dem mehrmaligen Tanz-Weltmeister Michael Hull, der für die BARMER GEK gekommen war.

Bei einer Pressekonferenz und einer späteren Moderationsrunde im Stadion diskutierten die Teilnehmer über mögliche Wege, Frauen und Männer gleich-berechtigt in alle Handlungsfelder des organisierten Sports einzubeziehen und dabei ihre unterschiedlichen Interessen zu berücksichtigen.

Chancengleichheit als Kernaufgabe in NRW

Es kommt nicht von ungefähr, dass das Thema „Gleichstellung im Sport“ beim Tourstopp in Nordrhein-Westfalen aufgegriffen wurde. Gender Mainstreaming und Schaffung von Chancengleichheit gehören zu den Kernaufgaben, denen sich der Landessportbund in seiner Satzung widmet. Außerdem stellen in keinem anderen Bundesland mehr Menschen und vor allem Frauen ihre Fitness auf den Prüfstand – mehr als jede dritte Sportabzeichen-Absolventin in Deutschland kommt aus NRW.

Bärbel Dittrich, Vizepräsidentin des Landessportbundes NRW, nahm Bezug auf diese Statistik: „Der Mädchen- und Frauenanteil am Deutschen Sportab-zeichen in NRW ist im Jugendbereich nahezu ausgeglichen, der Anteil der erwachsenen Frauen liegt im Vergleich zu den Männern allerdings nur bei rund 39 Prozent. Diesen Anteil wollen wir auf lange Sicht steigern.“

Mona Küppers, Sprecherin der Frauen im Landessportbund NRW, ergänzte: „Wir wissen, dass es erfolgreiche Initiativen vor Ort gibt, wie zum Beispiel Frauentrainingsgruppen auf Anregung durch die Gleichstellungsbeauftragte der Kommune und der Frauenbeauftragten der SSB oder KSB zu bilden, um für das Sportabzeichen zu trainieren und dieses gemeinsam dann auch zu absolvieren. So lernen sich Frauen über ihren Sportverein hinweg untereinander kennen und kommen auch mit den Angeboten in der Kommune und im SSB/KSB in Berührung – dies kann eine wunderbare Vernetzung zur Folge haben.“

Ilse Ridder-Melchers machte auf die DOSB-Aktionen im Themenfeld Gleichstellung aufmerksam: „Der organisierte Sport ist mit Blick auf die aktiven Sportlerinnen und Sportler sehr viel weiblicher geworden. Mehr als 400.000 Mädchen und Frauen wurden über alle Altersklassen hinweg in den letzten zehn Jahren für den Vereinssport dazugewonnen, dank immer gezielterer Angebote der Vereine und Verbände z.B. in Form unserer Frau-ensportwochen.“ Sie betonte auch die Notwendigkeit, mehr Frauen für Führungspositionen in Vereinen zu gewinnen. „Wollen wir diesen Erfolg fort-schreiben, müssen wir die personellen Ressourcen für eine erfolgreiche Vereinsarbeit sichern. Der aktuelle Sportentwicklungsbericht macht deutlich, dass Vereine mehr denn je vor großen Schwierigkeiten stehen, wenn sie ehrenamtliche Funktionsträger und Funktionsträgerinnen gewinnen und binden wollen. Hier sind wir gefragt, den Blick zu öffnen für Zielgruppen, die bisher in diesen Funktionen und Ämtern nicht bzw. kaum präsent sind.“

Jutta Eis, im KSB Minden-Lübbecke für das Ressort Gen-der/Chancengleichheit zuständig, ging auf die Folgen des demografischen Wandels im Sport bezogen auf die Mädchen und Frauen im Sport ein und brachte es auf die Formel: „Wir werden weniger, älter, bunter.“

Einigkeit herrschte darüber, dass der Sportabzeichen-Tourstopp in Minden-Lübbecke auf das komplexe Schwerpunktthema aufmerksam machen konnte. Ilse Ridder-Melchers spornte vor allem den weiblichen Sportsgeist an. „Ich würde mich freuen, wenn es gelänge, bundesweit mehr Frauen und Mädchen auf diesem Wege für den Sport zu gewinnen.“

(Quelle: LSB NRW)


  • Beim Promilauf im Einsatz (v.l.n.r.): Andreas Dittmer, „Trimmy“, Michael Hull, Frank Busemann, LSB „Schweinehund-Maskottchen“. Foto: Burda Sports Group
    Beim Promilauf im Einsatz (v.l.n.r.): Andreas Dittmer, „Trimmy“, Michael Hull, Frank Busemann, LSB „Schweinehund-Maskottchen“. Foto: Burda Sports Group
  • Glücklich im Ziel (v.l.n.r.): Andreas Dittmer, "Trimmy", "Schweinehund-Maskottchen", Frank Busemann und Michael Hull. Foto: Burda Sports Group
    Glücklich im Ziel (v.l.n.r.): Andreas Dittmer, "Trimmy", "Schweinehund-Maskottchen", Frank Busemann und Michael Hull. Foto: Burda Sports Group