Der Sport hat positive Eigenschaften! Widerspruch ? Kaum zu erwarten. Denn Sport lehrt Zielstrebigkeit, stärkt die Widerstandskraft, fördert die Belastbarkeit und nebenbei, quasi als natürlicher Effekt, die Gesundheit. Sport dient dem Menschen unter anderem also zur bewegungs- und körperorientierten ganzheitlichen Entwicklung der Persönlichkeit. Wie und wo der Mensch seinen Sport betreibt, ob allein, mit Gleichgesinnten, im Fitness-Center oder im Verein, ist dabei zunächst einmal egal. Es ist der individuelle Nutzen, den der Sport dem Einzelnen bringt.
Aber Werte wie Verantwortlichkeit, Rücksichtnahme, Solidarität oder Fairness lernt und übt man nur in der Gemeinschaft. Hier kommt der Sportverein ins Spiel. Er ist neben der Feuerwehr, die löscht, wenn es brennt, die Institution, die die Seele der Gemeinde zusammenhält. Wer den Wohnort wechselt, wird als erstes eine Mitgliedschaft im örtlichen Sportverein anstreben. Denn wo kommt man so einfach und schnell zu guten sozialen Kontakten in fremder Umgebung?
Die Werte, die den Sportverein ausmachen, scheinen seinen Mitgliedern aber nicht immer bewusst zu sein. Am vorigen Wochenende rief der DOSB in seiner jährlich stattfindenden Sportentwicklungs-Konferenz die Vereine und Verbände zu mehr „Mut zur Wertschätzung!“ auf. Die Teilnehmer der Konferenz haben lebhaft über Werte diskutiert. Herausgekommen ist, dass die sozialen Faktoren, getragen von den ehrenamtlichen Strukturen und den freiwilligen Leistungen vieler Mitglieder, zu den Kernkompetenzen der Sportvereine zählen. Der Sportverein unterscheidet sich damit in bedeutendem Maße und Umfang von kommerziellen Sport- und Fitnessclubs. Soziale „Befindlichkeiten“ kann man sich dort nicht leisten. Finanzieller Ertrag und wirtschaftlicher Erfolg stehen an erster und oft einziger Stelle. Wer fit werden möchte, kann das auch hier, aber die sozialen Kontakte halten sich in Grenzen.
Nun stellt sich die Frage: Nimmt der Sportverein um die Ecke (etwa 60 Prozent der 91.000 Ver-eine haben weniger als 300 Mitglieder) das auch so wahr? Zu wenige, sagt der DOSB und will in der Zukunft mit Qualifizierung helfen. Es ist also an der Zeit, dass Sportvereine die Eigenschaften identifizieren, die sie attraktiv und einzigartig machen.
Manchmal können Vorbilder helfen: Der größte Sportverein Deutschlands, der FC Bayern München, bezeichnet sich selbst als FC Bayern-Familie. Dieser Familien-Gedanke und die Vermittlung der Werte wie „Tradition, Respekt, Heimat und Treue“ sind nach eigenen Angaben die Grundlage für den sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg. Es hat also auch ein finanzielles Kalkül. Denn, wer sich bewusst macht, was er wert ist, ist attraktiv für andere und kann wirtschaftlich potente Partner gewinnen. Warum nicht auch mein „TSV“?
Für Großvereine wie den FCB (eher schon ein Unternehmen), Verbände und auch den DOSB gibt es aber andere Stolpersteine, wenn sie offensiv ihre Werte und Alleinstellungsmerkmale herausstellen. Sie werden nämlich immer daran gemessen, ob sie es wirklich so meinen und leben. Daran erinnerte der diesjährige Ethik-Preis, der bei der Sportentwicklungs-Konferenz an die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International Deutschland vergeben wurde.
In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier als DOSB-Blog veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.