Wissen für den Sport – und für die Politik!

Sport ist ein gesellschaftspolitisch hochrelevantes Handlungsfeld. Daher sollte die Politik ihn einbinden und nachhaltig fördern, findet Autor Andreas Klages.

Besucher der Sportartikelmesse ISPO in München. Foto: picture-alliance
Besucher der Sportartikelmesse ISPO in München. Foto: picture-alliance

„Sport ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für unser Land“ – mit diesem Zitat von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier beginnt eine Pressemitteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie am 23. Mai 2018. Altmaier weiter: „Als Querschnittsbranche steht die Sportwirtschaft für rund 2,2 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Leistung. Sport trägt zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, zur Integration und zur Gesundheit bei. Und er sorgt gleichzeitig für Wertschöpfung, Beschäftigung und Konsum in Deutschland. Unsere aktuellen Zahlen zur Sportwirtschaft bilden die ökonomische Dimension des Sports systematisch und umfassend ab. Entscheidungsträgern in Politik und Praxis stellen wir valides Datenmaterial zur Verfügung und sorgen dafür, dass der Sport auch als Wirtschaftsfaktor stärker wahrgenommen wird.“

In der Tat: Die „Daten zur Sportwirtschaft“, die das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesinstitut für Sportwissenschaft regelmäßig und zu unterschiedlichen Schwerpunkten veröffentlichen, sind wichtige Grundlagen für eine wissensbasierte Politikberatung. Sie ergänzen die seit über zehn Jahren erscheinenden „Sportentwicklungsberichte“ und weitere ähnliche Analysen wie z.B. „Zum Wert des Sports. Eine ökonomische Betrachtung“.

Diese Studien weisen mehrere Gemeinsamkeiten auf: Sie fassen weniger Wissen über, sondern vor allem für den Sport zusammen und unterstützen die Sportorganisationen in ihrer politischen Artikulationsfähigkeit. Darüber hinaus sind sie entweder von den Sportorganisationen initiiert, finanziert oder mindestens aktiv unterstützt bzw. werden sie häufig von Instituten außerhalb der sportwissenschaftlichen Einrichtungen der deutschen Universitäten durchgeführt. Offenkundig hat sich die universitäre Sportwissenschaft – mit wenigen Ausnahmen und geprägt von Strukturreformen und Drittmittelorientierung – von einem Teil ihrer Aufgabe verabschiedet und überlässt anderen forschungsnahen Einrichtungen das interessante Feld praxisrelevanter wissenschaftlicher Analysen für den Sport und seine Organisationen.

Es wäre schließlich konsequent, wenn die Politik die wiederholten wissenschaftlichen Nachweise der gesellschaftspolitischen Bedeutung des Sports (wie sie aktuell im Zitat des Bundeswirtschaftsministers zum Ausdruck kommt) nun auch zum Anlass nimmt, dem „Politikfeld Sport“ im Konzert der übrigen Politikfelder eine wichtigere Rolle einzuräumen. Sport ist eben nicht die „schönste Nebensache der Welt“ oder „ein weicher Politikfaktor“, sondern ein wichtiges und gesellschaftspolitisch hochrelevantes Handlungsfeld. Daher sollte die Politik – im Bund, in den Ländern und vor Ort in den Kommunen – Sport in ihre Handlungsstrategien – und zwar in allen Politikfeldern! – umfassend einbinden sowie nachhaltig fördern.

Sport trägt in hohem Maße zur Lebensqualität und zum Zusammenhalt bei – von den ökonomischen Dimensionen ganz zu schweigen! Das gesellschaftlich wirksame Leistungsspektrum des Sports und dessen politische Konsequenzen sollten daher wesentlich häufiger fester Bestandteil der Tagesordnungen von Bundes- und Landesregierungen, Bürgermeisterdienstbesprechungen sowie von Parlaments- und Ratssitzungen sein. Denn genau das ist die zentrale Konsequenz aus den Studien wie die des Bundeswirtschaftsministeriums!

(Autor: Andreas Klages, stellvertretender DOSB-Geschäftsbereichsleiter Sportentwicklung)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder. 


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