WM-Blog: Von Temperatur- und Gefühlsschwankungen

Michael Nees schreibt über winterliche Außentemperaturen und schwankende Gefühlsstimmungen der Südafrikaner vor ihrem heutigen entscheidenden Spiel in der Vorrunde.

Michael Nees mit Fans nach dem Spiel Südafrika gegen Uruguay: Foto: privat
Michael Nees mit Fans nach dem Spiel Südafrika gegen Uruguay: Foto: privat

In den ersten Tagen der Fußballweltmeisterschaft herrschten in Johannesburg noch angenehme und für deutsche Maßstäbe frühlingshafte Temperaturen. Das bedeutet für Johannesburg Temperaturen am Tage über 20°C und nachts noch an die 10°C. Auch die Stimmung war nach dem 1:1 der "Bafana Bafana" im Auftaktspiel äußerst positiv und ausgelassen. Alle Südafrikaner waren zuversichtlich und identifizierten sich mit der "Bafana Bafana", egal welcher ethnischen Gruppe oder Schicht nun zugehörig. Bars, Häuser, Bürogebäude und Autos, von der Nobelkarosse bis zum Kleinwagen, alles war und ist noch in den Nationalfarben geschmückt.

Seit etwa einer Woche ist in Südafrika der Winter eingekehrt, und obwohl es in Johannesburg tagsüber gelegentlich noch fast 20°C hat, fallen nachts die Temperaturen extrem und WM-Spiele finden nun um den Gefrierpunkt statt. Zuschauer und Ersatzspieler eingepackt in Winterjacken und Wollmützen, so hatte man sich die WM im Vorfeld sicherlich nicht vorgestellt.

Aber nicht nur das "Quecksilberthermometer", sondern auch das "Stimmungsbarometer" ist seit einigen Tagen extremen Schwankungen ausgesetzt. Spätestens seit dem 0:3 der südafrikanischen Nationalmannschaft gegen Uruguay ist bei den Südafrikanern ein komplexes Stimmungsgemisch aus Ernüchterung, Enttäuschung, Verunsicherung und einer "Jetzt erst Recht-Trotzreaktion" eingekehrt. Südafrika könnte der erste Gastgeber in der WM-Geschichte sein, der bereits in der Gruppenphase ausscheidet. Durchhalteparolen werden ausgegeben und vom Lokalen Organisationskomitee auf die internationale Verantwortung eines guten WM-Gastgebers hingewiesen, die unabhängig vom Abschneiden der eigenen Nationalmannschaft bis zum Turnierende gegeben ist.

Niemand aber mag sich ausmalen, wenn vielleicht neben dem WM-Gastgeber auch einige der strauchelnden großen Fußballnationen mit einer großen Fangemeinde in der Gruppenphase ausscheiden würden. Die nächsten Tage werden es zeigen, ob hier oder dort ein "Fußball-Wunder" eintritt und ob ein richtiges Stimmungshoch mit eventuell angenehmeren Temperaturen in Südafrika wieder einsetzen wird. Eine Vorhersage ist gegenwärtig nicht möglich.


  • Michael Nees mit Fans nach dem Spiel Südafrika gegen Uruguay: Foto: privat
    Michael Nees mit Fans nach dem Spiel Südafrika gegen Uruguay: Foto: privat