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Dieser Tage feiert die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) ihre 40-Jähriges Jubiläum. Allerdings ist die Sportwissenschaft nicht so populär wie der Sport, stellt Autor Detlef Kuhlmann fest.
Am 6. Oktober wird die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) 40 Jahre alt. Sie gehört damit zu den jüngeren Mitgliedsorganisationen im Deutschen Olympischen Sportbund und ist dort der Statusgruppe der Verbände mit besonderen Aufgaben zugeordnet. Ihren besonderen Aufgaben liegen darin, die Sportwissenschaft zu fördern und weiter zu entwickeln. Insgesamt neun Präsidenten und eine Präsidentin haben die Personenvereinigung mit aktuell rund tausend Mitgliedern bisher ehrenamtlich geführt. Von einem ihrer früheren Präsidenten stammt der Ausspruch: „Der Sport ist populär, die Sportwissenschaft ist es nicht“. Immer noch nicht? So mögen manche fragen. Will die Sportwissenschaft überhaupt populär werden? Und wenn ja, wie ließe sich diese Popularität dann attestieren?
In einer großen überregionalen Tageszeitung war neulich im Wirtschaftsteil ein Ranking über die einflussreichsten Universitätsstandorte in den Wirtschaftswissenschaften abgedruckt, übrigens mit München an der Spitze. Für die Sportwissenschaft gibt es solche Tabellen auf den Sportseiten – soweit bekannt – noch nicht. Bundesliga geht dort vor. Ist die Stimme der Sportwissenschaft nicht gefragt? Oder doch hier und da zu hören oder zu lesen? Wer ist denn die Sportwissenschaft? Gibt es überhaupt noch „die“ Sportwissenschaft als jene universitäre Disziplin in Lehre und Forschung, die sich seit den 1970er Jahren an knapp 70 Standorten in der Bundesrepublik etablieren konnte und ihr dynamisches Wachstum damals wesentlich dem dynamischen Wachstum des Sports als gesamtgesellschaftliches Phänomen verdankte und deren Studiengänge damals wesentlich von der Ausbildung von Sportlehrkräften bestimmt war?
Solche Studiengänge gibt es zwar auch heute noch – allerdings sind sie mehrheitlich durch die sogenannte Bologna-Reform mit dem Zweistufenmodell als Bachelor- und Masterabschluss verwässert worden. Mittlerweile sind allein über 40 (außerschulische) gesundheitsbezogene Studiengänge hinzugekommen – egal ob diese dann „Prävention und Rehabilitation durch Sport“ (wie in Bochum) oder „Sportwissenschaft – Bewegungsbezogene Gesundheitsförderung“ (wie in Freiburg) oder „Sport, Gesundheit & Leistung“ (wie in Hildesheim) oder „Sportentwicklung und Gesundheit“ (wie in Kiel) heißen. Studienabschlüsse im Sport kann man inzwischen auch fernab von Universitäten und Pädagogischen Hochschulen erwerben – im Fernstudium sogar an der staatlich anerkannten privaten „Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement“.
Wohin will die Sportwissenschaft? Erste Antworten auf diese Frage könnten auf der Geburtstagsfeier in Berlin zu hören sein – aus gegebenem Anlass dann wahrscheinlich recht „nett und höflich“ vom Jubilar oder für den Jubilar formuliert. Sie mögen womöglich in weitere zukunftsfähige Antworten einmünden, die sich dann bald in der Neufassung des „Memorandums zur Entwicklung der Sportwissenschaft“ wieder finden, an dem u. a. der Vertreter des dvs zusammen mit dem DOSB gerade arbeiten. Der weiteren Popularisierung der Sportwissenschaft mit gesellschaftlicher Verantwortung sollte das Memorandum nicht schaden. Wie war das noch: Der Sport ist populär. Die Sportwissenschaft auch?
(Autor: Prof. Detlef Kuhlmann)
In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier als DOSB-Blog veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.
Sportler brauchen Sportwissenschaftler, dennoch steht die Wissenschaft im Hintergrund. Foto: picture-alliance
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