Workshop Olympiabewerbung: Schon der Weg kann ein Ziel sein

Erika Dienstl, NOK-Mitglied und Mitglied der IOC-Umwelt-Kommission, hat bei einem workshop am Deutschen Olympischen Institut (DOI) in Berlin umweltpolitische Bedenken gegenüber Peking als Bewerber für die Olympischen Sommerspiele 2008 eingeräumt. Dienstl referierte über Konzepte für ökologisch verträgliche Olympische Spiele. Co-Referent war Sven Teske von der Umweltorganisation Greenpeace. Greenpeace erstellt Guidelines für umweltgerechte Olympische Spiele und hatte zuletzt die Veranstalter der Olympischen Spiele in Sydney für ihr Umweltbewusstsein ausgezeichnet.

 

 

 

Gedanken über vorolympische Effekte einer Olympiabewerbung und die nacholympische Nutzung olympischer Sportstätten standen nicht allein im Zentrum ökologischer, sondern aller Beiträge des workshops. Dabei wurde deutlich, dass der Weg zu den Spielen zwar dornenreich aber lohnenswert sein kann.

 

 

 

Wilfrid Spronks Vortrag von der inzwischen fast dreißigjährigen nacholympischen Nutzung des Olympiaparks München geriet zu einem Balanceakt, bei dem er die Anlage wahlweise mal als Jahrhundertgeschenk mal als Jahrhundertmuseum beschrieb. „136 Millionen Besucher seit 1972, ca. 7.600 Veranstaltungen, davon 28 Welt-, 11 Europa- und 74 Deutsche Meisterschaften sprechen für das architektonisch weltweit beachtete Ensemble“, schwärmte Spronk. Der Geschäftsführer der Olympiapark München GmbH machte jedoch auch deutlich, ohne die Bundesliga-Spiele des FC Bayern und des TSV 1860 München keine adäquate Auslastung herbeiführen zu können.

 

 

 

Obwohl oder weil einige der potentiellen deutschen Bewerber wie etwa Frankfurt, in Berlin mit der ehemaligen Stadträtin und jetzigen BDR-Präsidentin Sylvia Schenk vertreten, noch im Findungsprozess sind, waren sie aufgeschlossen für Strukturmodelldaten und aktuelle Betreiberkonzepte für Sportprojekte. Ökonomische Effekte Olympischer Spiele ergeben sich, so Gerd Ahlert (Universität Osnabrück) schon im Bewerbungsprozess: „Die erhöhte Güternachfrage führt zu Einkommenseffekten, Beschäftigungsanstieg und zum up-date von Infrastrukturen“, erklärte der Ökonom, der mit Hilfe verschiedener Szenarien und Simulationen auch den regionalökonomischen Nutzung, und die Bindung von Sponsoren erwähnte, dabei jedoch schwer quantifizierbare Werte wie Image- und Identitätseffekte, sowie die Förderung des Breiten- und Schulsports nicht außer acht ließ.

 

 

 

Lohnenswert für den deutschen Sport könnte auch die für eine solide Bewerbung notwendige Verbesserung der Infrastruktur sein. „Ich gehe davon aus, dass Unterschiede in der vorhandenen Infrastruktur bis 2012 nivelliert wären“, hielt NOK-Chef Tröger Skeptikern entgegen, die Bedenken gegenüber einer Leipziger Bewerbung geäußert hatten. Tröger machte anhand der Ergebnisse der IOC-Evaluierungskommission für 2008 aber auch nachdrücklich auf die notwendige Investitionsbereitschaft von Bund, Ländern, Städten und Sportselbstverwaltungen aufmerksam, die trotz des hohen IOC-Zuschusses aus Lizenz- und Vermarktungserlösen notwendig sei. Die IOC-Kommission hatte in ihrem Bericht Bedenken gegenüber Istanbul und Osaka in erster Linie ökonomisch begründet.