World Games sind auch ein Test – für Olympia und für Sponsoren

Ein Interview mit Friedhelm Lange vom Forschungs- und Beratungsunternehmen Nielsen Sports zu Vermarktungsmöglichkeiten der in Kürze startenden World Games im polnischen Breslau.

Tauziehen gehörte bis 1920 zum Olympischen Programm. Foto: DOSB
Tauziehen gehörte bis 1920 zum Olympischen Programm. Foto: DOSB

Bei den World Games in Breslau 2017 hat der Internationale Verband für Weltspiele (IWGA) erstmals professionelle Strukturen geschaffen. Die globale Vermarktung hat die Hamburger Agentur U!sports übernommen, für die lokalen Sponsoren ist das erstmals gebildete Organisationskomitee verantwortlich. Auch das Medieninteresse steigt langsam. 120 Länder übertragen die World Games und auch der Olympic Channel des IOC sendet rund um die Uhr. In Deutschland berichtet Sport1 crossmedial auf all seinen Plattformen täglich von dem Multi-Sport-Event. Für das Free-TV sind 90 Stunden eingeplant. Hans Peter Kreuzer stellte vier Fragen an Friedhelm Lange vom Forschungs- und Beratungsunternehmen Nielsen Sports.

Das Internationale Olympische Komitee erlöst Milliarden mit seinen Fernseh-rechten, wie sieht es  im Vergleich bei den World Games aus, wie lassen sie sich vermarkten?

FRIEDHELM LANGE: Die World Games sind zurzeit mit Sicherheit noch nicht in der Lage, über ihre TV-Rechte Geld zu verdienen. Es ist ein Multisport-Event, welches sich noch im Aufbau befindet. Von daher wird man in das Event investieren müssen, bevor man Erlöse erwarten kann.

Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit aus, welchen Effekt hat die mediale Präsenz nach den World Games?

Ein Format wie die World Games bietet natürlich Sportarten aus der so genannten zweiten Reihe, die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Es ist natürlich auch ein gutes Testfeld um zu zeigen, wie gut kommen diese Sportarten mit Blick auf die Aufnahme ins olympische Programm an. Aber im Moment gibt es meiner Meinung nach noch nicht die Konzepte, wie dieser einmalige Effekt in den Ländern oder den Sportarten fortgesetzt wird.

Sind die World Games ein Test für Olympia?

In der Tat erleben wir, dass neue Sportarten kommen. Insbesondere der asiatische Markt wird zunehmend sportbegeisterter, und wenn wir dann ins olympische Programm schauen, dann haben wir dort die europäischen Kernsportarten. Jetzt bei den World Games sind Kampfsportarten, die mit Blick auf globale Sportarten durchaus die Perspektive für Olympische Spiele haben. Ich glaube, die Olympischen Spiele werden auch in ihrem Programm internationaler werden, und die kerneuropäischen Sportarten werden so mit Sicherheit Konkurrenz bekommen.

Wie groß ist mittlerweile das Interesse der Sponsoren an den World Games?

In der Vermarktung ist man auch bei den World Games eher noch in der Aufbauarbeit.  Nach den letzten World Games in Cali hat man versucht, das Thema zu strukturieren und zwischen einer lokalen und globalen Vermarktung zu unterscheiden. Es gibt mit Kaufland einen globalen Sponsor, und es gibt einige nationale Partner. Aber man sieht auch, Sponsoren erwarten eine messbare Leistung und die müssen die World Games jetzt in Breslau liefern. Ich glaube, dann wird auch in Zukunft das Interesse steigern. Im Moment ist es verhalten.

Zur Website des World Games Team Deutschland


  • Tauziehen gehörte bis 1920 zum Olympischen Programm. Foto: DOSB
    Tauziehen gehörte bis 1920 zum Olympischen Programm. Foto: DOSB