Zeitschrift Sportmedizin: Entwicklung, Wirken und Ende des Sportmedizinischen Dienstes der ehemaligen DDR

„Die wichtigste Erkenntnis aus diesem Kapitel deutscher Sportmedizin ist aber, dass Leitung und Zielvorgaben eines ärztlichen Fachgebietes durch nichtmedizinische Institutionen und Instrumentalisierung eines Betreuungssystems für politisiche Zwecke zu seinem Bankrott mit diesem Regime führen“, zu diesem Schluss kommt Prof. Dr. med. Kar-Hans Arndt, 1. Vorsitzender des Thüringer Sportärtztebundes in einem Beitrag zu Entwicklung, Wirken und Ende des Sportmedizinischen Dienstes der ehemaligen DDR, der in der Dezember Ausgabe der Zeitschrift Sportmedizin erschienen ist. Der Artikel geht auf die Anfänge des Sportärztewesens in der DDR in den 50er Jahren, die sportärztliche Betreuung bis 1963, den Aufbau des Sportmedizinischen Dienstes bis 1970, die Neuorientierung ab 1970, die „unterstützenden“ Maßnahmen, das Endes des sportmedizinischen Dienstes sowie Aufarbeitungen und Abrechnungen ein. Im Kapitel Fazit und Folgerungen heißt es vor dem Eingangszitat:

„Nach der Teilung Deutschlands 1945 hatte die Sportmedizin auch im Ostteil ihre Pionierzeit gehabt, als weitsichtige Ärzte und namhafte Hochschullehrer auf die Bedeutung dieses Faches hinwiesen, ein flächendeckendes System sportärztlicher Betreuung forderten und auch erreichten. Der Sportmedizinische Dienst stand nicht nur für Doping und Manipulation von Leistungen (..) wie auch zweifelhafte Verbindungen mit den damaligen Machthabern nicht das charakteristische waren.

Sportärztliche Arbeit im Osten Deutschlands, auch im Bereich des Leistungssports, das war zunächst konsequente Arbeit auf einem sehr diffizilen Feld der Medizin, eine enge Verbindung zur sportlichen Basis, ärztliches Handeln nach bestem Wissen und Gewissen, oft in Gewissensnot, Einsätze zu jeder Tages- und Nachtzeit, vielfach unter schwierigen Bedingungen sowie eine straffe, nach einheitlichen Gesichtspunkten und immer wieder an den Erfordernissen der Praxis orientierte Aus-, Weiter- und Fortbildung. Nicht zu vergessen der damalige Zeitgeist in einem geteilten Land mit ehrgeizigen Zielen, die Auseinandersetzung zweier Weltsysteme und auch die faszinierende Tätigkeit im Leistungssport mit allen seinen Facetten.

Leider spielten in der totalitär regierten und nach internationaler Reputation strebenden DDR staatliche Prestigefragen und eine leistungssportlastige Orientierung der Sportpolitik zunehmend eine dominierende Rolle. Obrigkeitlich verordnete Abschottung, eine um jeden Preis das sportliche Wwelt-Niveau zu halten suchende Partei- und Sportführung wiesen der Sportmedizin in diesem teil Deutschlands Aufgaben zu, die zu Entartungserscheinungen führen mussten. Überbetonung der leistungssportlichen Betätigungen und eine ungenügende Wirksamkeit für den Schul-, Breiten-, Gesundheits- und Behindertensport waren letztlich die Folgen der staatlich ergangenen Vorgaben im SMD. Ärzte, die sich dem politischen Auftrag u nd ihrer Karriere mehr als dem medizinischen Ethos verpflichtet sahen, haben darüber hinaus dazu beigetragen, sowohl den sportmedizinischen Dienst insgesamt zu diskreditieren wie auch dem Fachgebiet Sportmedizin nachhaltigen Schaden zuzufügen."

 

Weitere Beiträge des Dezember-Heftes für Sportmedizin gelten u.a. dem ersten deutschen Sportärztekongress 1912 sowie den Leistungen Deutschlands für die internationale Sportmedizin.

 

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