Zivildienst im Behindertensport bringt junge Menschen weiter

 

Für manche junge Männer ist der Zivildienst ein lästiges Übel. Eine von Langeweile geprägte Zeit des Wartens, bis endlich das

Studium oder eine Berufsausbildung aufgenommen werden kann. Boris Jatho (20) aus dem hessischen Dreieich hat das nie so gesehen. Seinen gerade abgelaufenen zehnmonatigen Ersatzdienst leistete er im Behindertensport, beim Verein für Sport und Gesundheit Dietzenbach (VSG). Jetzt ist Jatho ausgebildeter Fach-Übungsleiter für Behindertensport und bleibt der 415 Mitglieder starken Vereinigung auch nach dem Zivildienst als Sportgruppenleiter erhalten, wie vier weitere vorherige Zivis des Vereins.

Der VSG-Zivi hat eine interessante Aufgabe. Sicher, den Rasen um das Vereinshaus mähen, die Vereinsbusse waschen und Müll entsorgen gehören auch dazu. Im Mittelpunkt des Arbeitsalltags steht aber die Leitung von Sportkursen. Fünf Tage in der Woche, mal Schwimmen, mal Seniorengymnastik, mal Koronarsport oder Gymnastik und Spiel mit der integrativen Kindergruppe.

Die Stelle beim VSG Dietzenbach hat sich Boris Jatho selbst ausgesucht. Im Internet ist er darauf gestoßen, im Stellen-Katalog der „Verwaltungsstelle Zivildienst im Sport“ der Deutschen Sportjugend (www.dsj.de). Klar war für Boris, dass sein Zivildienst nach dem Sport-Leistungskurs in der Schule am besten etwas mit Sport zu tun haben sollte. Zunächst habe er etwas gezögert vor der Arbeit mit Behinderten, sich aber gedacht: Es ist wichtig, sich um behinderte Menschen, ob jung oder alt, zu kümmern. Dann fiel die Entscheidung für den VSG, „weil ich hier aktiv mitgestalten konnte“. Denn seinen Zivildienst wollte Boris „produktiv verbringen“. Auch, „um später mal drüber nachdenken zu können“. Sein Resümee ist durchgehend positiv, dieser Zivildienst habe ihn zum einen durch die Arbeit mit Behinderten, zum anderen durch die Arbeit in einem Team menschlich weiter gebracht. „Ich bin reifer geworden.“ Und schlauer: In Lehrgängen und der Ausbildung zum Fachübungsleiter, die der Verein jedem Zivi bezahlt, erfuhr der junge Mann alles über die einzelnen Behinderungsarten und kann jetzt außerdem einschätzen, „welche Sportart gut für welche Behinderung ist“. Prägend war für ihn ebenso, „auf einmal so viel Verantwortung zu tragen“. Gleich zu Beginn seines Diensts war er etwa für die Organisation eines Vereinsfests zuständig.

Für die VSG-Vorsitzende Helga Stappelton ist es selbstverständlich, den Zivis Verantwortung zu übertragen. Der Dienst scheint hier ein Geben und Nehmen zu sein. Stappelton: „Ein Zivi muss von seinem Zivildienst etwas haben. Deshalb beteiligen wir uns auch an der Finanzierung der Übungsleiterausbildung.“