Zukunftsprojekt Sportentwicklung

Wer sich jetzt schon Gedanken über den Sport und den Verein der Zukunft macht, ist für die Zukunft gut aufgestellt, meint Autor Detlef Kuhlmann.

Zukunftskongress in Nordrhein-Westfalen. Foto: LSB NRW
Zukunftskongress in Nordrhein-Westfalen. Foto: LSB NRW

Anfang Juni dieses Jahres kurz vor Beginn der Sommerferien haben sich in Berlin auf Einladung des Landessportbundes rund 100 Interessierte aus Vereinen und Verbänden Gedanken über die Zukunft des Sportvereins gemacht: „Sport.Vereine.Zukunft: Berlin“ lautete das einladende Motto der Tagesveranstaltung, bei der in einer Arbeitsgruppe auch ein visionärer Blick auf den Sportverein im Jahr 2050 geworfen werden sollte. Die Palette der Zukunftsszenarien, die von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe geäußert wurden, reichten von „genauso familiär und gesellig wie heute“ bis „gibt keinen Sportverein mehr“ – noch Fragen?

Die Sportjugend des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen ist im Gegensatz zu der Berliner Veranstaltung viel bescheidener und doch näher an der Zukunft dran: „Vereinsentwicklung 2020 in der Kinder- und Jugendarbeit“ lautet der Titel eines Projekts, bei dem Fachkräfte aus den Bünden und Verbänden die Sportvereine bei der Analyse, Weiterentwicklung und Darstellung ihrer individuellen Profile unterstützen: „Zeig Dein Profil!“ lautet die offensive Offerte, mit der schon im letzten Jahr über 100 Vereine zukunftsfähig profiliert werden konnten.

Ein drittes Beispiel: Der Fakultätentag Sportwissenschaft als Zusammenschluss der Institute und Fakultäten von Universitäten und Hochschulen in Deutschland hat schon vor zwei Jahren eine Symposiumsreihe mit dem Label „Sportwissenschaft 2030“ ins Leben gerufen, um Überlegungen anzustellen, wie das Fach zukünftig in Lehre und Forschung ausgerichtet sein soll: Welche Kompetenzen sollen Studierende im Fach erwerben? Wer finanziert zukünftig Forschung auf dem Gebiet des Sports, und wer nutzt deren Erkenntnisse? Mehr noch: Welche Beiträge leistet die Sportwissenschaft 2030 für den Sport allgemein und den Sportverein im Speziellen?

Das Jahr 2030 haben auch der Niedersächsische Turner-Bund (NTB) und der Schwäbische Turner-Bund (STB) im Visier mit ihrem Workbook „Sportverein 2030“, das in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter „Zukunftsinstitut“, einem Unternehmen (GmbH) außerhalb der Sportwissenschaft, entstanden ist, um den Vereinen für deren zukunftsfähige Ausrichtung eine praxisorientierte Hilfestellung zu geben. Wer das Buch zum Verkaufspreis von 69 Euro erwirbt, kann einen Einführungs-Workshop gleich gratis dazu buchen. Das „Werkbuch“ bietet u.a. konkrete Entscheidungshilfen sowie neue Ideen und enthält zukunftsweisende Trends – alles vorausgedacht bis in das Jahr 2030!

Ein vorläufiges Fazit mit Stand von Sommer 2018 könnte etwa so lauten: Wer morgen gut aufgestellt sein will, muss jetzt schon anfangen, sich gezielt Gedanken zu machen, was sein soll und was nicht sein darf. Nur wer weiß, wo er steht, kann sich überlegen, wohin er will – egal, ob man nun dabei die „Vereinsentwicklung 2020“ oder den „Sportverein 2050“ als das Zukunftsprojekt ausruft. Dabei gilt: Das Themenfeld Sportentwicklung ist als eine Daueraufgabe für alle Vereine und Verbände zu betrachten, wo u.a. solche Szenarien gebündelt und auf den Prüfstand gestellt werden können. Dann ist ebenso zu wünschen, dass es im Jahre 2050 immer noch Sportentwicklung gibt – Sport und Sportvereine könnten davon gleichsam profitieren – selbst über das Jahr 2050 hinaus!

(Autor: Prof. Detlef Kuhlmann)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder. 


  • Zukunftskongress in Nordrhein-Westfalen. Foto: LSB NRW
    Zukunftskongress in Nordrhein-Westfalen. Foto: LSB NRW