Zum Gedenken an den ersten deutschen Olympiasieger

Carl Schuhmann, der erste deutsche Olympiasieger bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen, würde am 12. Mai 150 Jahre alt.

Carl Schuhmann (l.) und Georgios Tsitas beim Handschlag. Foto: picture-alliance
Carl Schuhmann (l.) und Georgios Tsitas beim Handschlag. Foto: picture-alliance

Mit einem Blumengebinde ehrte der Berliner Senat am Sonntag (12. Mai) den ersten deutschen Olympiasieger anlässlich seines 150. Geburtstages. Thomas Härtel, Präsident des Landessportbundes Berlin, sprach an seinem Ehrengrab auf dem Charlottenburger Waldfriedhof Worte ehrenden Gedenkens.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte der Enkel des Olympiasiegers, der den gleichen Namen wie sein Großvater trägt, zum Brunch in die „Stadionterrassen“ am Olympiastadion eingeladen. 

Carl Schuhmann wurde 1869 in Münster geboren und verstarb am 24. März 1946 in Berlin, wo ihm auf dem Friedhof Heerstraße ein Ehrengrab gewidmet ist. Carl Schuhmann war mit vier Siegen und insgesamt fünf Medaillen einer der erfolgreichsten Athleten bei den Olympischen Spielen in Athen und zudem einer der vielseitigsten, der je bei Olympischen Spielen (zumindest für Deutschland) gestartet ist. Seine erste Goldmedaille errang er beim Pferdsprung im Turnen, mit der Mannschaft gewann er am Reck und Barren.

Das Sieger-Quartett von Athen komplettierte Carl Schuhmann für viele überraschend dann im Ringen. Er war mit nur 1,63 m Körpergröße der kleinste Teilnehmer in der einzigen und offenen Klasse und besiegte im Finale den wesentlich größeren und schwereren Griechen Georgios Tsitas (1872-1940) nach einer 65-minütigen Kampfzeit an zwei Wettkampftagen: „Sie sind jetzt der populärste Mann in Griechenland, Sie sind populärer als ich“, gratulierte daraufhin der griechische König. Bei einem weiteren Wettbewerb im Gewichtheben wurde Carl Schuhmann Vierter; außerdem nahm er an Wettkämpfen in der Leichtathletik teil.

Nach Rückkehr von den Olympischen Spielen musste sich Schuhmann heftige Kritik anhören: Die Deutsche Turnerschaft hatte die Olympischen Spiele in Athen boykottiert. Carl Schuhmann emigrierte nach England und kehrte erst 1918 wieder nach Deutschland zurück. Seinen ersten großen Erfolg vor den Olympischen Spielen 1896 hatte Carl Schuhmann 1889 als Sieger beim Gauturnfest in Köln gefeiert. Im Jahre 1895 gelangen ihm vier Einzelsiege bei einem internationalen Turnfest in Rom. 1899 leitete er die deutsche Turngesellschaft in London und war 1908 in London Attaché der deutschen Olympiamannschaft.

Carl Schuhmann begann seine sportliche Laufbahn bei der Aachener TG und wurde später Mitglied der Berliner Turnerschaft (BT) Korporation 1863, seit dem Jahre 2006 fusioniert mit dem Berliner Ruderklub Astoria und seit vielen Jahren Organisator des Wedding Cup, dem größten Faustballturnier der Welt. Carl Schuhmann war von Beruf Goldschmied; er wurde 2008 posthum als einer der ersten 40 Sportler beim Gründungsakt in die (virtuelle) Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.

(Quelle: DOSB/Volker Kluge und Detlef Kuhlmann)


  • Carl Schuhmann (l.) und Georgios Tsitas beim Handschlag. Foto: picture-alliance
    Carl Schuhmann (l.) und Georgios Tsitas beim Handschlag. Foto: picture-alliance