Zusammenhalt stärken in türkisch-syrischer Grenzregion

Hunderte türkische und syrische Kinder haben jüngst beim Olympic Day in der Millionenstadt Gaziantep erlebt, dass Grenzen zwar Länder trennen, nicht jedoch Menschen.

Der Olympic Day in Gaziantep bringt Kinder syrischer und türkischer Nationalität zusammen. Foto: DOSB
Der Olympic Day in Gaziantep bringt Kinder syrischer und türkischer Nationalität zusammen. Foto: DOSB

In Gaziantep, unweit der türkisch-syrischen Ländergrenze, bildet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit 2016 Sportmultiplikator/innen aus, die türkischen und syrischen Kindern durch Sport ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl vermitteln sollen. Bis heute wurden in 16 Workshops über 360 Menschen geschult. Die wiederum haben seitdem mehr als 12.000 Kinder syrischer und türkischer Nationalität mittels sportlicher Aktivitäten zusammen gebracht. Wie am Olympic Day. 

Morgens um 11 Uhr wimmelt es nur so vor eifrigen Kindern im Erikce-Park von Gaziantep. Flink wie Ameisen laufen die Kinder in ihren weißen T-Shirts unter den schattigen Pinienbäumen hin und her. Am Klettergarten hat sich bereits eine lange Schlange gebildet, weshalb nebenan Musik aus den Lautsprechern erschallt und zum Tanzen einlädt. Das verkürzt die Wartezeit und hebt die Stimmung. Beim Bogenschießen ist dagegen volle Konzentration gefragt, beim Boccia wird eine ruhige Kugel geschoben und beim Orientierungslaufen schauen die im Park beheimateten, freilaufenden Hühner neugierig auf die vielen Gäste, die mit ihnen heute um die Wette gackern, lachen und kreischen. In elf Sportarten können sich die jungen Teilnehmenden gemeinsam in Gruppen ausprobieren. Angeleitet werden sie dabei von dutzenden Instrukteuren und Übungsleitern in roten Hemden – viele davon vom DOSB und der GIZ ausgebildete Sportmultiplikator/innen. 

„Das Trennende wird hier beim Sport ausgeblendet, die syrischen und türkischen Kinder sind zusammen aktiv“, sagt Fatma Elcik. Die 26-Jährige war als Übersetzerin beim DOSB-Workshop 2017 zum Thema Basketball dabei, am nächsten zur Leichtathletik nahm sie selbst teil und nun ist sie als Multiplikatorin vielfältig im Einsatz. Am heutigen Tag tanzt sie mit den Kindern, während diese auf ihre Runde im Klettergarten warten. An anderen Tagen arbeitet sie im Tennisclub oder engagiert sich ehrenamtlich beim Sport. „Der Sport bringt die Menschen auch ohne Sprache zusammen, allein die Körpersprache genügt.“ So entsteht Zusammenhalt zwischen den syrischen Flüchtlingen, von denen es rund 3,5 Millionen in der Türkei gibt, und der türkischen Bevölkerung. Die Wissenschaft spricht von sozialer Kohäsion. 

Diese soll durch das DOSB/GIZ-Projekt im Auftrag des BMZ gefördert werden. Projektpartner des DOSB ist dabei das Türkische NOK (TMOK). Das TMOK veranstaltet nicht nur Events wie den Olympic Day und vermittelt ehrenamtliche Multiplikator/innen zur Teilnahme an den Workshops, sondern bietet an Wochenenden Sport- und Bewegungsangebote in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung von Gaziantep an, die auch den Erikce-Park an diesem Morgen für die jungen Sportler/innen geöffnet hat. Durch  Sport- und Bewegungsangeboten können die Absolvent/innen der DOSB-Workshops ihr erworbenes Wissen anwenden und Verhaltensänderungen in den Bereichen wie Gleichberechtigung, Bildung oder Klimaschutz bei den teilnehmenden Kindern bewirken. Außerdem ist das TMOK gemeinsam mit der Stadtverwaltung die Brücke zu lokalen Vereinen, Verbänden und Interessensgruppen, während der DOSB als Bindeglied zwischen TMOK und GIZ fungiert. DOSB-Mitarbeiterin Sevda Akguen ist dafür regelmäßig in Gaziantep vor Ort. 

Die Maßnahmen in der Türkei stehen im Kontext einer weiter gefassten Zusammenarbeit zwischen BMZ und DOSB. Unter dem Dach von „Sport für Entwicklung“ werden mit gemeinsamen Projekten Kinder und Jugendliche in Schwellen- und Entwicklungsländern in ihrer Entwicklung gefördert. Dabei geht es nicht nur um die positiven gesundheitlichen Auswirkungen von Bewegung: Sport wird hier gezielt genutzt, um Werte wie Respekt, Fair Play und Teamgeist zu fördern und um Bildungsanreize zu setzen. 

Wissenschaftlich begleitet werden die Projekte von der Deutschen Sporthochschule Köln. Sie wertet aus, ob die Sportmultiplikatoren mit ihren Aktivitäten später erfolgreich sind und das Projekt seine Ziele erreicht. 

Fragt man die 500 Kinder in ihren weißen Hemden beim Olympic Day, ist die Antwort eindeutig. Stolz recken sie zum Abschluss des Tages beim Gruppenfoto ihre Teilnahme-Urkunden in die Höhe und klatschen ihre Sportmultiplikatoren in den roten Hemden freudig ab.

(Quelle: DOSB)


  • Der Olympic Day in Gaziantep bringt Kinder syrischer und türkischer Nationalität zusammen. Foto: DOSB
    OlympicDay Tuerkei DOSB
  • Tanzen mit Fatma Elcik (rotes Shirt). Foto: DOSB
    OlyDay Tanzen DOSB
  • Beim Olympic Day konnten die Kinder zahlreiche Sportarten ausprobieren. Foto: DOSB
    OlyDay Bogenschiessen DOSB