Zwei unbewegte Jahre! Aufwachen und agieren!

Schon vor 2020 bewegten sich 42% der Erwachsenen zu wenig, dann kam die Corona-Pandemie hinzu. Jetzt muss das Land wieder in Bewegung gebracht werden, findet Kerstin Holze.

Nach zwei Jahren Pandemie müssen die Menschen wieder in Bewegung kommen. Foto: LSB NRW
Nach zwei Jahren Pandemie müssen die Menschen wieder in Bewegung kommen. Foto: LSB NRW

Sport ist (Schul)Bildung. Sport ist (Demokratie)Bildung. Sport ist (Gesundheits)Bildung.

Soweit, so anerkannt!? Und umgesetzt!?

Mitnichten! In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung der vergangenen Woche war unter der Rubrik Bildungswelten (!) zu lesen „So wichtig es sein mag, dass Kinder Schwimmen lernen, so wenig zielführend dürfte das Schwimmen zum Aufholen konkreter Corona-Lernlücken sein“.

Schon vor dem Jahr 2020 bewegten sich 42% der Erwachsenen und rund 3/4 der Kinder und Jugendlichen in Deutschland zu wenig.

Und dann kam noch die Corona-Pandemie hinzu. Zwei Jahre Pandemie mit immer wieder sportlichem Stillstand und der Pausentaste für das Vereinsleben in Deutschland haben über alle Altersklassen hinweg (gesundheitliche) Spuren hinterlassen: Bei unseren Kindern und Jugendlichen, die nicht schwimmen lernten und denen Sport und Bewegung als unverzichtbarer Baustein für ein gesundes ganzheitliches Aufwachsen nicht zur Verfügung stand, um schlau, gesund und lebenskompetent zu werden.

Bei dem 35-jährigen, für den der Sportverein Begegnungsstätte, Engagementraum und soziales Miteinander außerhalb seiner beruflichen Blase ist.

Bei der Mitte 50-jährigen Arbeitnehmerin, die zum Ausgleich ihres stressigen Berufsalltags den Sport braucht, um psychisch (und physisch) gesund zu bleiben und ihre wachsenden kardiovaskulären Risikofaktoren zu senken.

Und bei unseren hochaltrigen alleinlebenden demenzgefährdeten Mitbürgerinnen, die über den Sport Anschluss an die Gesellschaft und sich (geistig) fit halten.

Diese pandemiebedingten Defizite ruckeln sich nicht einfach wieder zurecht. Um Deutschland nachhaltig wieder in Bewegung zu bringen, braucht es jetzt eine gemeinsame Kraftanstrengung von Sport, Politik und Gesellschaft. Dabei muss alles auf den sprichwörtlichen Tisch.

Die Einberufung eines Bewegungsgipfels durch die Bundesregierung ist dabei ein unverzichtbares Signal, dass die Förderung von Sport und Bewegung eine Gemeinschaftsaufgabe quer über alle Ressorts und Ebenen ist und alle ihren Beitrag leisten müssen und wollen.

Es darf aber nicht nur bei diesem (Aufbruch)Signal bleiben. Wir brauchen eine Anerkennung und Verankerung des Breitensports auf Bundesebene und einen mit ausreichenden Ressourcen ausgestatteten Entwicklungsplan Sport, an dessen Konzeptentwicklung und Umsetzung der DOSB und seine Strukturen maßgeblich zu beteiligten sind.

Die hierbei zu behandelnden Themen sind mannigfach: Mitglieder(rück)gewinnung und -bindung, sportlich bewegtes Aufwachsen und Leben, der Sport als größter außerschulischer Bildungsträger, Schule/ Kita und Sport, Engagementförderung, Sport und Demokratieförderung, Sport und Inklusionsförderung, Sportstätteninfrastrukturförderung und, und, und.

Dieses Land jetzt und nachhaltig wieder in Bewegung und gesellschaftlich zusammen zu bringen ist eine Mammutaufgabe. Es nicht zu tun, wäre eine Katastrophe, die wir uns nicht leisten können!

Gesundheit, Bildung, Demokratie, Integration und Inklusion - gehen nicht ohne den Sport!

(Autorin: Kerstin Holze, DOSB-Vizepräsidentin und Ärztin)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Nach zwei Jahren Pandemie müssen die Menschen wieder in Bewegung kommen. Foto: LSB NRW
    Kinder mit Startnummern an den Shirts rennen über eine Wiese Foto: LSB NRW