Zweimal Gold für deutsche Vielseitigkeitsreiter

Mannschaft und Bettina Hoy / Verwirrspiel am grünen Tisch / Regelbücher gewälzt / Ein Bericht von Christian Sachs, sid

Foto: Bettina Ho; copyright dpa, picture-alliance
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Mannschaft und Bettina Hoy / Verwirrspiel am grünen Tisch / Regelbücher gewälzt / Ein Bericht von Christian Sachs, sid

Athen (sid) Nach einem Wechselbad der Gefühle zwischen Himmel und Hölle gab es für die deutschen `Vielseitigkeitsreiter´ am späten Abend des 19.08. in Athen sogar ein doppeltes Happyend. 2:40 Stunden nach dem Sieg in der Mannschaft, der am grünen Tische bestätigt wurde, triumphierte Bettina Hoy in der Einzelwertung. Zuvor war dem Team Germany´ wegen eines vermeintlichen Regelverstoßes nach dem Protest der Technischen

Kommission der Olympiasieg aberkannt worden.

 

Die deutsche Mannschaftsleitung legte gegen das Urteil der Ground Jury unter Vorsitz des Deutschen Christoph Hess wiederum Einspruch ein. Diesem gab schließlich die Berufungskommission nach Ansicht der Videobilder statt und revidierte damit die zunächst getroffene Entscheidung. Demnach sollte die letzte deutsche eiterin Bettina Hoy (Gatcombe/England) mit Ringwood Cockatoo nachträglich zwölf Fehlerpunkte für Zeitüberschreitung erhalten. Dadurch wäre Deutschland auf den vierten Platz zurückgefallen. Für genau 70 Minuten durften sich die eigentlich zweitplatzierten Franzosen vor Großbritannien und den USA als Olympiasieger fühlen - doch dann kehrte das Glück ins deutsche Team zurück.

`Mitten in die Feier der Goldmedaille hinein ist die Nachricht hineingeplatzt. Wir haben dann erstmal die Regelbücher gewälzt, aber die Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Nach der Anhörung ist herausgekommen, dass der Fehler nicht zu Lasten der Reiterin ausgelegt werden konnte´, sagte Reinhardt Wendt, Chef d´Equipe der Reiter, empört.

Hoy hatte mit einem fehlerfreien Ritt das deutsche Team auf den ersten Platz (133,8 Punkte) vor Frankreich (140,4) und Großbritannien (143,0) gebracht.

Der Protest basierte darauf, dass Hoy nach Anklingeln der Vorbereitungszeit (25 Sekunden), in der der Start erfolgen muss, bei einer Volte über die Startlinie geritten sei, die Zeitnahme aber nicht auslöst habe. Erst beim richtigen Anreiten war die Zeit angelaufen. Bevor das verwirrende Nachspiel seinen Lauf nahm, schwebte die deutsche Mannschaft im siebten Himmel. `Das ist der schönste Tag in meinem Leben. Unter so einem Druck bin ich immer am ruhigsten und bringe meine besten Leistungen´, sagte die aus dem westfälischen Rheine stammende 41-jährige Hoy. Die Freudentränen flossen, als ihr für Australien reitender Mann Andrew sie regelrecht vom Pferd riss und in die Arme schloss. Er hatte 1996 und 2000 jeweils Olympiagold mit dem Team gewonnen.

Das deutsche Team nutzte trotz einer Verletzung in letzter Minute die Gunst des neuen Olympiaformats. Auf dem Silberrang nach einem optimalen Geländeritt liegend, überholte das Quintett Hoy, Hinrich Romeike (Nübbel) mit Marius, Andreas ibowski (Döhle) mit Little Lemon, Frank Ostholt (Warendorf) mit Air Jordan und Ingrid Klimke (Münster) mit Sleep Late und 133,8 Strafpunkten noch die zuvor führenden Franzosen (140,4).


  • Foto: Bettina Ho; copyright dpa, picture-alliance
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