Lernen ist die zentrale Zukunftsressource und die Sportvereine bieten vielfältige Gelegenheiten für lebenslanges Lernen.
Gerade in der momentanen Krise, in der unsere grundlegenden Verhaltensweisen und Gewohnheiten zu einem großen Teil außer Kraft gesetzt sind, wird für jede*n offensichtlich: Schnell zu lernen, sich neuen Anforderungen zu stellen, sich mit neuen technischen und digitalen Tools vertraut zu machen - dies sind nur einige Fähigkeiten, die die Menschen derzeit so dringend benötigen. Und dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um junge oder alte Menschen, um Menschen in Ausbildungssituationen, um Berufstätige oder um Menschen handelt, die schon lange nicht mehr gezielt gelernt haben. Für uns alle ist es eine zentrale Frage geworden, wie wir es schaffen, uns in einer völlig neuen und bisher unvorstellbaren Situation zurecht zu finden. Und wie wir es schaffen können, all die Kompetenzen sehr schnell zu entwickeln, die wir brauchen, um auch in dieser unübersichtlichen Zeit Anschluss halten zu können. Lernen ist die zentrale Zukunftsressource für Deutschland – was das konkret bedeutet, spüren wir alle derzeit.
Dass Sportvereine und -verbände vielfältige Gelegenheiten für lebenslanges Lernen bieten und damit einen großen Beitrag zu dieser wichtigen Zukunftsressource leisten können, versuchen wir bereits seit langer Zeit in Richtung der Bildungspolitik zu adressieren. Bewegungslernen ist genauso zentrales Ziel der Sportvereine, wie es die Entwicklung personaler Kompetenzen ist, wie etwa der Teamfähigkeit. Der Umgang mit Scheitern wird im Sport ebenso gelernt wie das Führen von Gruppen und wie die Rolle als Lernbegleiter für Trainer*innen und Übungsleiter*innen eine Selbstverständlichkeit ist. Auch digitale Skills werden im Sport entwickelt. Denn die Verbände setzen zum Teil bereits seit zehn Jahren Blended-Learning-Konzepte in der DOSB-Lizenzausbildung ein. Diese sind im besonderen Maße geeignet, Kompetenzen zu entwickeln, die für das Engagement im Sportverein benötigt werden. Viele der Schlagworte, die wir im Sport schon lange benutzen, hört man derzeit in der bildungspolitischen Debatte, wenn es um die sogenannten „Futur Skills“ geht.
Es bleibt daher unverständlich, warum Bildungspolitiker*innen die Sportvereine nicht schon längst als Partner auf Augenhöhe wahrnehmen. Es fehlt nach wie vor ein entsprechender Platz der zivilgesellschaftlichen Organisationen, so auch des Vereinssports, in der Nationalen Bildungsberichterstattung. Wir warten noch immer darauf, dass die Trainerausbildungen im Rahmen der DOSB-Lizenzausbildung in den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR) aufgenommen wird.
Dabei liegt es doch auf der Hand: Die formalen Bildungsorte Schule, Hochschule und berufliche Bildung können es allein nicht schaffen, die sich schnell wandelnden Anforderungen an das lebenslange Lernen komplett abzubilden. Diese große Aufgabe kann nur in einer gemeinsamen Anstrengung staatlicher, beruflicher und eben auch zivilgesellschaftlicher Bildungsanbieter gelingen.
Im Stifterverband hat der DOSB einen Partner gewonnen, der dieses Anliegen des Sports unterstützt. Neue Studienergebnisse sind die Grundlage für ein Policy Paper „Sportvereine – Bildungsakteure der Zivilgesellschaft“. Dieses stellt Bildungspotenziale des Sports in kurzer Form dar und untermauert sie mit Beispielen aus der Vereinspraxis. Das Papier soll dazu beitragen, die Leistungen des Sports für die zentrale Zukunftsaufgabe des „lebenslangen Lernens“ deutlich zu adressieren und damit die Sportvereine zu stärken.
Das Policy Paper ist hier abrufbar.
(Autorin: Gudrun Schwind-Gick, Ressortleiterin im Bereich Bildung des DOSB)