Sport für Entwicklung - die Grundidee

Sport kennt keine Grenzen: Über sprachliche, soziale und kulturelle Barrieren, Bildungs-, Alters- und Geschlechtsunterschiede hinweg bringt er Menschen zusammen und vermittelt Olympische Werte wie Solidarität, Fair Play, und Freundschaft. Im Sport begegnen sich Menschen auf Augenhöhe und entwickeln einen kooperativen, partnerschaftlichen Umgang als Basis eines friedlichen und erfolgreichen Zusammenarbeitens.

Sport und Bewegung sind darüber hinaus wichtige Voraussetzungen für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung. Dabei bieten sportpädagogische Angebote vielseitige Möglichkeiten für persönliche, soziale und gesellschaftliche Entwicklung und eröffnen Kindern und Jugendlichen, insbesondere Mädchen und Frauen, spielerisch Wege in ein selbstbestimmtes Leben.

Rollstuhlbasketball im Senegal für die sportliche Teilhabe von Menschen mit eingeschränkten Fähigkeiten ©DOSBPersönliche Entwicklung

Über die motorische und geistige Förderung hinaus vermittelt der Sport so genannte „Life Skills“. Das sind Schlüsselqualifikationen und Alltagskompetenzen, die dabei helfen, Herausforderungen im alltäglichen Leben zu meistern und später den Einstieg in die Berufswelt zu erleichtern. So lernen Kinder und Jugendliche beispielsweise Verantwortung zu übernehmen, sich fair und kooperativ zu verhalten und Konflikte friedlich zu lösen. Diese Kompetenzen fördern die Handlungsfähigkeit, stärken das Selbstbewusstsein und wirken identitätsstiftend. Doch der Sport sozialisiert nicht nur, er bildet auch. Neben gesundheitlicher Aufklärung über Themen wie HIV/AIDS oder einen gesunden Lebensstil, kann das Training mit Bildungsangeboten wie Hausaufgabenhilfe oder einer Berufsausbildung verknüpft werden. Sport spricht dabei auch die an, die bei anderen Bildungsangeboten häufig außen vor bleiben. Insbesondere marginalisierte Kinder und Jugendliche können durch Bildungsinhalte und Erfolgserlebnisse im Sport wichtige Impulse für ihre Zukunft erhalten.  

Kinder und Jugendliche feiern die Kraft des Sport für soziale Entwicklung in Jordanien © DOSB


Soziale Entwicklung

Sportangebote schaffen einzigartige Gelegenheiten zur Begegnung und zum Austausch in einem sicheren Raum. Das gemeinsame Bewegen und der Spaß am Sporttreiben schaffen eine besondere Dynamik, wodurch Grenzen und Barrieren aller Art überwunden, Vorurteile abgebaut und der soziale Zusammenhalt gestärkt werden. Durch seine niedrigschwelligen Partizipationsmöglichkeiten ermöglicht Sport soziale Teilhabe für alle und fördert einen friedlichen und gewaltfreien Umgang miteinander, ungeachtet der Herkunft oder körperlicher und mentaler Fähigkeiten. So kann Integration und Inklusion auf Augenhöhe gelingen.

Critical Public Viewing der WM 2018 in Köln - DOSB und Engagement Global nutzen den Sport als Plattform um Themen der nachhaltigen Entwicklung zu diskutieren ©Engagement Global


Gesellschaftliche Entwicklung

Durch seine Reichweite in alle sozialen Sphären hinein, wirkt der Sport bei der Ausgestaltung der gesellschaftlichen Entwicklung aktiv mit. Während besonders Sportgroßereignisse als wertvolle Plattform für gesellschaftlich relevante Themen und als Katalysator für nachhaltige Wandlungsprozesse dienen können, stellt Sport für Entwicklung vor allem die Förderung von Teilhabe und Engagement als Voraussetzung für eine partizipative Gesellschaft in den Vordergrund. Sportpädagogische Projekte bieten sinnvolle Möglichkeiten, sich zivilgesellschaftlich zu engagieren und einen offenen Dialog über das gemeinsame Zusammenleben zu führen. Dadurch trägt Sport zur Entwicklung pluralistischer Gemeinschaften und lebendiger Zivilgesellschaften bei. 

Sport und die Ziele für nachhaltige Entwicklung

Sport und die Ziele für nachhaltige Entwicklung

Sport2030 verbindet die Kraft des Sport mit den Zielen der Agenda 2030 
©Jackie Lauff
Sport2030 verbindet die Kraft des Sport mit den Zielen der Agenda 2030 ©Jackie Lauff

Über die positiven Eigenschaften des Sports als Förderer von Entwicklung und Frieden besteht auf internationaler Ebene Konsens. In der Erkenntnis, dass Sport und Bewegung vielfältige individuelle und gesellschaftliche Vorteile mit sich bringen, legte die UNESCO bereits 1978 Sport und Bewegung als grundlegendes Recht für alle Menschen fest. Durch einen im Jahr 2001 ernannten Sonderberater „Sport für Entwicklung und Frieden“ der Vereinten Nationen (UN) wurde der organisierte Sport in Fragen der Friedenskonsolidierung und Entwicklungszusammenarbeit einbezogen. Dies unterstrich die wachsende Anerkennung seitens der UN gegenüber dem Sport, welche 2017 zum Abschluss einer direkten Partnerschaft zwischen der Staatengemeinschaft und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) führte. Ein besonderer Schwerpunkt dieser partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den UN und dem IOC ist der Einsatz von „Sport als Mittel der Förderung von Bildung, Gesundheit, Entwicklung und Frieden“ zur Erreichung der 17 UN Nachhaltigkeitsziele (engl. Sustainable Development Goals / SDGs). In diesem Sinne ernannten die UN 2013 den 6. April zum „Internationalen Tag des Sports für Entwicklung und Frieden“. An diesem Tag machen jedes Jahr Menschen weltweit auf die vielfältigen Möglichkeiten aufmerksam, über die Sport zur Erreichung der in der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ festgeschriebenen Ziele beitragen kann. Hier eine Auswahl:

©United Nations/ 17Ziele.de

SDG 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Sport ist für die physische und psychische Gesundheit von zentraler Bedeutung. Sport- und Bewegungsangebote können helfen, Stresssituationen und psychische Belastung zu bewältigen. Sport ist zudem ein effektives Mittel für präventive gesundheitliche Aufklärung. Durch Sport können Berührungsängste mit Themen wie beispielsweise  HIV/AIDS abgebaut und Wissen über diese vermittelt werden. Regelmäßige sportliche Betätigung reduziert darüber hinaus die Wahrscheinlichkeit zahlreicher Gesundheitsrisiken wie etwa einer Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems, Übergewicht, Diabetes und verschiedene Arten von Krebs.

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SDG4: Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern
Sportplätze sind Erlebnis- und Erfahrungsräume, in denen sich Kinder und Jugendliche treffen, austauschen, erproben und entwickeln können. Sie bieten ein vielfältiges Lernfeld für Mitbestimmung und gesellschaftliche Mitverantwortung. Sport schafft Freiräume zur Entfaltung und bietet eine Plattform, sich für sich selbst und andere einzusetzen. Wer sich im Sport als Spieler, Trainer, Schiedsrichter oder Jugendvertreter engagiert, stärkt seine Entscheidungs- und Handlungskompetenz, sein Verantwortungsgefühl und fördert seine Identitätsbildung. Zudem können im gegenseitigen Kontakt Gruppenerfahrungen gesammelt und soziale Kompetenzen wie Kooperation, Empathie und Teamfähigkeit eingeübt werden. Aufgrund seiner inklusiven Rahmenbedingungen und niedrigschwelligen Partizipationsmöglichkeiten kommen im Sport soziale Kontakte ohne größere Schwierigkeiten zustande. Der Sportplatz als Lernplatz schließt dabei auch marginalisierte Personengruppen ein, die sich von anderen Bildungsangeboten weniger angesprochen fühlen oder gar ausgeschlossen werden.  Darüber hinaus können Sport und Bewegungseinheiten gezielt mit Angeboten zu schulischer oder beruflicher Bildung kombiniert werden. Dadurch kann Sport sowohl die formelle als auch informelle Bildung fördern.

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SDG 5: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
Überall auf der Welt sind Frauen und Mädchen mit kulturellen und strukturellen Hindernissen konfrontiert, die ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erschweren. Mit verschiedenen gleichstellungspolitischen Aktivitäten stellt sich der Sport dieser Ungleichbehandlung entgegen und prägt auf unterschiedlichen Ebenen positive Rollenbilder für Mädchen und Frauen. Sportbasierte Entwicklungsprojekte bieten ihnen die Möglichkeit, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, Verantwortung zu übernehmen und sich selbstbestimmt in die Gesellschaft einzubringen.

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SDG 8: Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
Auf der volkswirtschaftlichen Ebene schafft Sport als Konsumgut zahlreiche direkte Arbeitsplätze und beeinflusst andere Wirtschaftszweige wie Tourismus, Hotellerie, Transport und Medien positiv. So sind laut einer Studie der Europäischen Kommission „rund jeder 47. Euro und jeder 37. Arbeitnehmer in der EU direkt mit dem Sport verbunden" (siehe Link). Auf der persönlichen Ebene lehrt der Sport darüber hinaus Teamfähigkeit, Ausdauer und Selbstbewusstsein – Werte, die für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben wichtig sind. Sportbasierte Entwicklungsprojekte verknüpfen gezielt Sportangebote mit beruflicher Bildung und leisten so einen Beitrag zur Arbeitsmarktbefähigung junger Erwachsener.

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SDG 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten
In Städten und Siedlungen schaffen sowohl ausgewiesene Sportstätten als auch Grünanlagen und Parks attraktive Möglichkeiten zum Sporttreiben. Dabei eröffnen gerade Sportangebote auf öffentlichen Plätzen wie etwa in Parks einfache und sichtbare Zugänge für Sportinteressierte. Dies bereichert die lokale Angebotskultur und steigert die Lebensqualität. Die Möglichkeit, sich draußen in der Gemeinschaft mit anderen bewegen zu können, bringt Menschen einander näher, festigt soziale Kontakte und fördert den Zusammenhalt der Einwohner. Darüber hinaus können insbesondere Sportgroßereignisse Katalysatoren von infrastrukturellen Weiterentwicklungen sein und die lokale Mobilität nachhaltig zugunsten der Bevölkerung verbessern. 

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SDG 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
Durch das gemeinsame Herstellen der eigenen Sportmaterialien kann Sport ein Bewusstsein für nachhaltig produzierte Güter schaffen. Viele Sportmaterialien wie beispielsweise Hindernisse oder Tore können entweder aus einfachen Materialien wie Holz, oder aus Abfallgütern wie Plastikmüll hergestellt werden. Selbst Bälle oder Frisbees lassen sich durch kreative Verwertung vorhandener Materialen selbst produzieren. Durch die selbständige und ressourcenschonende Herstellung jener Materialien, die sofort in den Sporteinheiten genutzt werden können, erwerben Kinder und Jugendliche spielerisch ein Verständnis für nachhaltige Produktion und Konsum.    

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SDG 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
Konkrete Naturerfahrungen fördern die Sensibilität der Menschen für Belange des Umwelt- und Naturschutzes. Damit diese Themen anschlussfähig an gesellschaftliche Trends bleiben und ihre politische Durchsetzungsfähigkeit wahren können, werden neue thematische Zugänge benötigt, die insbesondere direkt mit der Lebenswelt junger Menschen verknüpft sind. Der Sport verkörpert in diesem Sinne Zugänge zu unmittelbaren Naturerfahrungen und kann über Modernisierungs- und Fördermaßnahmen dazu beitragen, Themen wie Klimawandel und Umweltschutz in der Öffentlichkeit zu verankern.

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SDG 16: Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern
Der Sport erleichtert durch seine universellen Regeln die Begegnung und das gegenseitige Kennenlernen. Er fördert Toleranz und Respekt und ermöglicht Freundschaften über gesellschaftliche Grenzen hinweg. Durch das gemeinsame Sporttreiben können Vorurteile und Ängste abgebaut werden. Durch seine niederschwelligen Partizipationsmöglichkeiten können durch den Sport marginalisierte soziale Gruppen wieder in das gesellschaftliche Leben einbezogen, Räume für Annäherung geschaffen und das Zusammengehörigkeitsgefühl gefördert werden. Im Sport lernen Menschen Herausforderungen kooperativ zu lösen und Konflikte gewaltfrei zu regeln. So tragen sportpädagogisch angeleitete Bewegungsangebote zur Entstehung pluralistischer und friedfertiger Gesellschaften bei.

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SDG 17: Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen
Als einer der größten zivilgesellschaftlichen Akteure bietet der organisierte Sport durch seine anziehende, motivierende und inspirierende Kraft optimale Voraussetzungen für internationale Partnerschaften. Überall auf der Welt vereint er Menschen durch gemeinsam getragene Werte, motiviert Jugendliche sich zu engagieren und bietet multisektorale Plattformen zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der UN.  

Sport ist kein Allheilmittel

Sport ist kein Allheilmittel

Auch wenn die Potenziale des Sports überaus vielfältig sind, ein Allheilmittel ist er nicht. Vielmehr ist Sport immer auch ein Spiegel der Gesellschaft. So kann Sport, wenn er nicht richtig initiiert wird, auch ausgrenzend wirken. Er kann Geschlechterrollen hervorheben sowie nationale oder ethnische Zugehörigkeiten über ein natürliches Maß hinaus betonen. Fairplay und grobe Unsportlichkeit liegen manchmal nah beieinander. Sportbasierte Entwicklungsprojekte müssen sich dieser möglichen Ambivalenz bewusst sein und sie in ihre Umsetzung einbeziehen. Nicht zuletzt liegt es daher zu einem großen Teil an den sportfachlichen sowie pädagogischen  Kompetenzen der Trainer*innen, die entwicklungspolitischen Potentiale des Sports gewinnbringend und dem Kontext angepasst einzusetzen.

Britta Heidemann - Botschafterin "Sport für Entwicklung"

Im Juli 2016 wurde die Fecht-Olympiasiegerin und Weltmeisterin Britta Heidemann als Botschafterin „Sport für Entwicklung“ des BMZ und des DOSB benannt. In dieser Rolle platziert Heidemann das Thema „Sport für Entwicklung“ in der Öffentlichkeit und tritt durch Projektbesuche in den direkten Austausch mit Kindern und Jugendlichen in Entwicklungs- und Schwellenländern. So nutze die Botschafterin etwa die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro als Plattform, um auf Sport als Mittel für Entwicklung aufmerksam zu machen. Ferner begleitete Britta Heidemann den Launch des Projektes „Athletics for Development“ in Uganda und diskutierte beim Zukunftskongress des BMZ 2017 mit Bundesentwicklungsminister Gerd Müller über die Chancen von Sport für Entwicklung. Neben Britta Heidemann sind auch die ehemaligen Fußball-Nationalspieler Nia Künzer und Gerald Asamoah Botschafter „Sport für Entwicklung“. 

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Sport für Entwicklung – die Projekte des DOSB weltweit

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Auf Grundlage der gemeinsamen Überzeugung, dass Sport weltweit positive Beiträge zur persönlichen, sozialen und gesellschaftlichen Entwicklung leistet, arbeitet der DOSB seit 2012 eng mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als Auftraggeber und Partner zusammen. Diese enge Zusammenarbeit wurde 2017 in Form einer Partnerschaftserklärung zwischen BMZ und DOSB formalisiert. Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann fungiert für BMZ und DOSB als Botschafterin „Sport für Entwicklung“. Bei der Implementierung kooperiert der DOSB mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, die im Auftrag des BMZ weltweit entwicklungspolitische Projekte umsetzt.   

„Sport für Entwicklung“ ist ein Querschnittsthema der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und wird je nach lokalen Bedürfnissen dazu genutzt, unterschiedliche Ziele in Feldern wie Bildung, Gesundheit, Umweltschutz, Geschlechtergerechtigkeit oder Integration zu erreichen. Bei vergleichsweise geringen Kosten können zahlreiche Menschen von sozialpädagogisch begleiteten Sportangeboten profitieren. Durch seine niedrigschwelligen Partizipationsmöglichkeiten und seine spielerisch-begeisternde Dynamik spricht der Sport insbesondere marginalisierte Kinder und Jugendliche an, die sonst häufig nur schwer für entwicklungspolitische Angebote zu sensibilisieren sind.

Bei den gemeinsamen Aktivitäten stellen BMZ, GIZ und DOSB von der Projektanbahnung bis zur Projektimplementierung die Nachhaltigkeit in den Vordergrund und passen ihre Projekte stets an die situativen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vor Ort an. Durch eine enge Zusammenarbeit mit seinen Partnern in der Region und der Ausbildung lokaler Multiplikator*innen verankert der DOSB neue Kompetenzen langfristig in den örtlichen Strukturen, fördert die lokale Eigentümerschaft und trägt zu einer lebendigen Zivilgesellschaft in den Partnerländern bei. Derzeit ist der DOSB gemeinsam mit dem BMZ und der GIZ in folgenden Partnerländern aktiv.

Bessere Beschäftigungschancen für junge Menschen in Äthiopien

In Äthiopien liegt der Fokus auf der Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen über die Integration von sportpädagogischen Angeboten in Module der beruflichen Bildung. Im Rahmen von Sportangeboten, die in nationale Lehrpläne der nationalen Bundesbehörden für Berufsbildung (FTA, Federal TVET Agency) integriert sind, eignen sich Schülerinnen und Schüler Einstellungen und Fachkompetenzen in verschiedenen Handlungsfeldern an. Sie erwerben personale und soziale Kompetenzen, wie z.B. Konfliktfähigkeit, Fairness, Kommunikationsfähigkeit und soziale Verantwortung. Besonders hilfreich ist, dass über den Sport auch Jugendliche angesprochen werden, die über andere Zugänge nur schwer zu erreichen sind. In der Umsetzung arbeitet der DOSB eng mit der GOPA, die zahlreiche Erfahrungen in der Umsetzung von EZ-Projekten in der Berufsbildung hat. Gemeinsam mit der GOPA hat der DOSB als Konsortium für das GIZ Projekt „Sport for Development in Africa“ ein Handbuch konzipiert, welches Sport als Instrument für berufsbildende und beschäftigungsfördernde Maßnahmen in Äthiopien nutzt. Die Jugendarbeitslosigkeit in Subsahara-Afrika liegt je nach Schätzungen bei 23 bis 45 %. Somit trägt der Sport im Reformpartnerland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit dazu bei, Entwicklungsperspektiven von Kindern und Jugendlichen und insbesondere die Beschäftigungsmöglichkeiten zu verbessern. Hier finden Sie die „Sport for Development Technical Vocational Education and Training (TVET) Teachers’ Guideline” (Download-Link / PDF).

  

S4D-IET - Das Sport for Development International Experts Training

Das „Sport for Development – International Experts Training“ (S4D IET) ist ein wichtiger Baustein der Zusammenarbeit zwischen BMZ und DOSB und GIZ. Der Kurs ist sportartübergreifend gestaltet, sodass z.B. Basketball, Fußball, Handball und Leichtathletikgleichermaßen angewendet werden. In dem Kurs vertiefen die Teilnehmenden nicht nur ihre methodischen Kenntnisse, sie profitieren auch von den Erfahrungen aus anderen Ländern und dem internationalen Austausch. 20 der 30 Teilnehmenden kommen aus Partnerländern des BMZ, z.B. Kolumbien, Palästinensische Gebiete, Namibia, Uganda, Indonesien, Marokko und Tunesien. Sie wurden ausgewählt, weil sie sich in ihren Ländern besonders stark sozial engagieren und als MultiplikatorInnen den Ansatz „Sport für Entwicklung“ erfolgreich einsetzen. Was die Teilnehmenden in Deutschland im Kurs lernen, nehmen sie anschließend mit in ihre Heimatländer und setzen es bei der Arbeit mit vulnerablen Kindern und Jugendlichen ein. Außerdem geben sie ihr Wissen weiter, indem sie TrainerInnen ausbilden und zur Verbreitung des Ansatzes „Sport für Entwicklung“ beitragen. Die deutschen AusbilderInnen, die am Kurs teilnehmen, profitieren ebenso von diesem Know-how-Transfer und können sich so noch besser auf spätere Auslandseinsätze vorbereiten.

Flag.nZukunftsperspektiven eröffnen in Namibia

Unter dem Motto: “Education First – Basketball Second” vermittelt die Basketball Artists School (BAS) Sozial- und Alltagskompetenzen. Das Nachmittagsangebot in dem namibischen Township Katutura betreut an jedem Schultag rund 50 Kinder und Jugendliche aus schwierigen und zerrütteten Verhältnissen. Über Basketball werden hier Werte wie Respekt, Fair Play und Disziplin vermittelt. Bevor es jedoch auf den Platz geht, steht bei der Hausaufgabenbetreuung die Bildung im Vordergrund. So kombiniert die BAS Bildungsangebote mit Sport, um Kindern und Jugendlichen den Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu öffnen. Beispielhaft dafür stand das erfolgreich abgeschlossene Projekt „Free Throw – Basketball Artists against HIV/Aids“, das durch Basketballtraining über die Gefahren der Infektionskrankheit aufklärte. Darüber hinaus führt die BAS ein offenes Sport-Programm („Open Programme“) durch und bietet damit auch jenen Kindern eine sinnstiftende Freizeitbeschäftigung, die keine Schüler der BAS sind. Eine zentrale Komponente der BAS ist die Ausbildung von sogenannten Junior Coaches in der Hauptstadt Windhuk und im Norden des Landes. Dabei werden die Jugendlichen selbst zu Trainer*innen ausgebildet, lernen Verantwortung für die Gemeinschaft und für Jüngere zu übernehmen und wirken als Multiplikator*innen für die Werte des Sports. Dies führt zu einer nachhaltigen Verankerung der sportpädagogischen Expertise in den lokalen Strukturen. Aufgrund der zahlreichen positiven Erfahrungen wurde das Konzept der BAS geographisch auf den Norden Namibias und somit auf eine der ländlichen Regionen des Landes ausgeweitet.

Flag TKonflikten präventiv begegnen in der Türkei

Von Ende 2016 bis Mitte 2019 wurden in Kooperation mit der GIZ und dem Türkischen Olympischen Komitee (TMOK) im Südosten der Türkei nahe der Grenze zu Syrien türkische und syrische Multiplikator*innen ausgebildet, um nachhaltig Sport- und Bewegungsangebote in Vereinen, Schulen und Gemeindezentren zu etablieren. Dadurch wurden der interkulturelle Austausch, die gegenseitige Achtung sowie die Wertschätzung von Diversität zwischen syrischen Flüchtlingen und der einheimischen Bevölkerung gefördert. Sport wurde gezielt genutzt, um Werte wie Respekt, Fair Play und Teamgeist zu vermitteln und um Bildungsanreize zu setzen. Schließlich können Kinder und Jugendliche, die durch sportpädagogische Angebote erreicht werden, verlässliche Beziehungen und Freundschaften zu Gleichaltrigen aufbauen und gemeinsame Erfolgserlebnisse erfahren. Die Workshops fanden dabei insbesondere in den Städten Gaziantep, Sanliurfa, Kirikhan statt und bedienten sich zahlreicher Sportarten wie Fußball, Tischtennis, Basketball, Leichtathletik, Karate und Taekwondo. In 24 Workshops konnten 500 Sport für Entwicklungs-Multiplikator*innen ausgebildet und mehr als 18.000 Kinder und Jugendliche mit regelmäßigen Aktivitäten erreicht werden.         

Flag. JGesellschaftlichen Zusammenhalt fördern in Jordanien

Mit einem Fokus auf psychosoziale Unterstützung wurde in Jordanien besonders soziale Teilhabe gefördert. Durch verschiedenen Sportarten, wie Handball, Basketball oder Ultimate Frisbee wurde Kindern und Jugendlichen eine Ablenkung vom oftmals schwierigen Alltag geboten und der Zugang zu sinnstiftenden Aktivitäten verbessert. Durch die Umsetzung von sportpädagogischen Bewegungsangeboten kamen syrische und jordanische Jugendliche spielerisch miteinander in Kontakt, wodurch erste zwischenmenschliche Verbindungen entstehen konnten. Darüber hinaus wurden in Jordanien eine Vielzahl von Multiplikator*innen ausgebildet, sowie in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachverbänden Handbücher in den Sportarten Fußball, Handball, Basketball und Ultimate Frisbee für den sportpädagogischen Einsatz entwickelt. Diese Handbücher stehen in englischer und arabischer Sprache zur Verfügung und unterstützen die lokalen Instruktor*innen in der Vermittlung des Ansatzes „Sport für Entwicklung“. Bei seinen Aktivitäten arbeitete der DOSB neben BMZ und GIZ eng mit dem Jordanischen Olympischen Komitee (JOC) sowie den jordanischen Sportfachverbänden zusammen. Das Projekt wurde im Juli 2019 erfolgreich abgeschlossen.   

Flagge. UgandaBildung durch Sport in Uganda

Gemeinsam mit 28 verschiedenen lokalen und internationalen Partnern setzte der DOSB in Uganda das Konzept „Athletics for Development“ (A4D) um. Übergeordnetes Ziel dieses Projekts war es, über die Grundbewegungsformen Laufen, Springen und Werfen sowie sportpädagogische Spielformen ein Bewusstsein für gesellschaftliche und gesundheitliche Themen  zu schaffen. Neben der Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung und der Förderung der ländlichen Jugend stand besonders die Stärkung des sozialen Zusammenhaltes innerhalb der lokalen Gemeinden im Fokus des Projekts. Uganda beherbergt mehr als 1,3 Millionen Flüchtlinge aus den angrenzenden Ländern (Süd-Sudan, Demokratische Republik Kongo, Ruanda, Burundi). Dies stellt die von Konflikten und Fragilität betroffene Bevölkerung des Landes vor soziale und wirtschaftliche Herausforderungen wie etwa die Sicherung der Grund- und Gesundheitsversorgung oder die Bereitstellung qualitativer Bildungsangebote. Vor allem im besonders stark betroffenen Norden Ugandas konnte dies immer wieder zu Konflikten zwischen den lokalen und aufgenommenen Flüchtlingsgemeinden führen. Zudem sollten in der Kooperation zusätzliche Bildungsinhalte Wissen zum Thema Nachhaltigkeit vermitteln, etwa wie man eigene Sportmaterialien aus den zur Verfügung stehenden lokalen Ressourcen herstellt. Bei der Umsetzung dieses im Sommer 2019 abgeschlossenen Projektes arbeitete der DOSB neben dem BMZ und der GIZ auch eng mit dem Weltleichtathletikverband (World Athletics) sowie dem Ugandischen Olympischen sowie Paralympischen Komitee (UOC/UPC) zusammen.

weltwärts im Sport (c) Engagement Global Janine Schmitzweltwärts im Sport

Seit 2015 bietet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gemeinsam mit der Deutschen Sportjugend (dsj) und dem ASC Göttingen von 1846 e.V. jungen, sportbegeisterten Menschen die Möglichkeit, sich weltweit in Entwicklungsprojekten mit dem Schwerpunkt Sport zu engagieren. Vor Ort unterstützen die Freiwilligen durch ihren aktiven Beitrag die Umsetzung von Sportprojekten und kommen in lebendigen Austausch mit den Lebensumständen, Einstellungen und Perspektiven der Menschen in den Partnerländern. Über weltwärts im Sport engagieren sich inzwischen knapp 80 Freiwillige pro Entsendejahr in Südafrika, Ruanda, Tansania, Uganda und Namibia – etwa zehn von ihnen unterstützen Projekte des DOSB in Ruanda und Namibia. In Ruanda kommen Freiwillige in der Hauptstadt Kigali bei der NGO Esperance sowie im Jumelage School Department zum Einsatz. Dort tragen sie im Rahmen des Schulunterrichts oder bei der Veranstaltung von Sportevents zur Friedensförderung und zur Vermittlung von Bildung und Life Skills bei. In Namibia sind drei Einsatzstätten über das Land verteilt. Die Green Hope Foundation in Eenhana kombiniert Bildungsarbeit mit Sportangeboten, insbesondere im Bereich Fußball. Die Namibian Basketball Federation (NBF) fördert Kinder und Jugendliche durch Basketball. Die Freiwilligen kommen im Norden Namibias bei der Oshana Basketball School zum Einsatz. Bei Special Olympics Namibia in Windhuk steht die Inklusion von Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung im Vordergrund.
Das Engagement der weltwärts im Sport Freiwilligen ist bemerkenswert und geht oft über die Unterstützung von Projekten der Partnerorganisationen hinaus. In Namibia gründeten weltwärts Freiwillige die Oshana Basketball School im Norden des Landes, die Bildung und Basketball miteinander kombiniert. In Ruanda gründeten weltwärts-Freiwillige die Kimisagara Youth League, die Fußball mit Friedensförderung verbindet. Mehr Infos zu weltwärts im Sport gibt es hier.

Im Team zum Erfolg

Durch seine internationalen Projekte fördert der DOSB die Vernetzung von Ministerien, zivilgesellschaftlichen Akteuren sowie Sportorganisationen. Dies ermöglicht einen intensiven interdisziplinären Erfahrungsaustausch und fördert das gegenseitige Lernen, sodass die Qualitäten des Sports in der Entwicklungszusammenarbeit optimal abgerufen werden. Insbesondere die Einbindung deutscher sowie internationaler Verbände in die sportbezogene Entwicklungszusammenarbeit ist Aufgabe und Ziel des DOSB.

So kooperiert der DOSB im Bereich Sport für Entwicklung eng mit den Nationalen Olympischen Komitees in Jordanien, Uganda und der Türkei. Auf Ebene der Internationalen Fachverbände arbeitet der DOSB unter anderem mit dem Weltleichtathletik-Verband World Athletics, dem Welttischtennis-Verband ITTF und dem Weltfrisbee-Sportverband WFDF zusammen.

Auf deutscher Seite werden beispielsweise der Deutsche Handballbund DHB, der Deutsche Leichtathletik-Verband DLV sowie der Deutsche Frisbee Sport Verband DFV in Projekte eingebunden. Durch diese Partnerschaften sensibilisiert der DOSB Sportverbände auf nationaler sowie internationaler Ebene für die Möglichkeiten des Sports, einen Beitrag zur Erreichung der SDGs zu leisten. Ferner arbeitet der DOSB bezüglich der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit im Inland mit Engagement Global zusammen.

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Weltwärts im Sport

Junge Freiwillige engagieren sich in sportbezogenen Entwicklungsprojekten weltweit

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