Darmstadt spricht alle Sprachen

16.06.2010

Der organisierte Sport hat ein großes Integrationspotenzial. Viele Menschen mit Migrationshintergrund finden über den Sport schnell eine neue Heimat. Das Thema Integration passt zur Sportabzeichen-Tour mit ihren bunten Sportfesten. Deswegen stand beim Sportabzeichen-Tourstopp in Darmstadt alles unter dem Motto „Sport spricht alle Sprachen“.
Nachdem der Darmstädter Bürgermeister Wolfgang Glenz den Sportabzeichen-Aktionstag um zehn Uhr offiziell eröffnet hatte, fanden sich schnell 1.500 Schüler aus 13 Schulen ein, um sich den Bedingungen des Deutschen Sportabzeichens zu stellen. Da sich auch die Erwachsenen rege beteiligten, waren es am Ende weit über 2.000 Teilnehmer, die sich bei Sonne und viel Wind im Bürgerpark Nord in Darmstadt sportlich betätigten.
Die DOSB-Integrationsbotschafterinnen Ebru Shihk Ahmad und Anna Dogonadze und Ilse Ridder-Melchers, DOSB-Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung, kamen zum Sportfest, um beim Thema Integration mit Wort und Tat mitzuwirken. „Will man insbesondere Migrantinnen erreichen, muss man die ganze Familie, auch das Familienoberhaupt ansprechen“, berichtet Ilse Ridder-Melchers. „Dabei ist eine kommunale Vernetzung nötig. Was wir erreichen wollen ist Integration statt Abschottung.“
Viktoria Sen, Übungsleiterin vom SG Arheiligen, eine gebürtige Ukrainerin, die seit zehn Jahren in Deutschland lebt, und Ebru Shihk Ahmad gingen mit gutem Beispiel voran, schnürten ihre Sportschuhe und beteiligten sich an den Abnahmen für das Deutsche Sportabzeichen. Beide wissen, was der Sport für die Integration zu leisten imstande ist. „Als ich damals nach Deutschland gekommen bin, hat der Sport meine eigene Integration sehr erleichtert“, erinnert sich Viktoria Sen.
Ihr Beispiel soll Schule machen. Der DOSB hat sich zum Ziel gesetzt, noch mehr Migrantinnen für den organisierten Sport in Deutschland zu begeistern. Patricia Latorre, die Leiterin des Interkulturellen Büros der Wissenschaftsstadt Darmstadt, setzt sich seit langem dafür ein. Sie sagte in Darmstadt: „Wir versuchen besondere, niedrigschwellige Angebote für Frauen mit Migrationshintergrund zu schaffen, um sie auch einmal aus ihrem häuslichen Umfeld herauszuholen. Besonders gut angenommen werden hierbei Aerobic und Kurse zum Erlernen des Fahrradfahrens.“
Sport überwindet Barrieren
Frank Busemann war wieder dabei, um für „kinder + Sport“ die jungen Teilnehmer beim Sportabzeichen zu begleiten und sie mit Profi-Tipps zu versorgen. Busemann, der in seiner Zeit als Weltklasse-Zehnkämpfer viel gereist ist, hat selbst die Erfahrung gemacht, dass Sport die Menschen schneller zusammen finden lässt. Darum unterstützt er das Motto des Darmstädter Sportabzeichentages. „Sport zieht jeden in seinen Bann“, sagt er. „Man hat ein gemeinsames Interesse und ist sehr schnell beim Du. Sprachliche Barrieren werden dabei überwunden.“
Das Ehepaar Braun pflegt schon seit 60 Jahren ein gemeinsames Interesse. So lange legen beide schon regelmäßig das Deutsche Sportabzeichen ab. Außerdem sind beide auch seit sechs Jahrzehnten Prüfer und haben zusammen schon über 80 Sportabzeichen abgelegt. Dafür wurden sie in Darmstadt geehrt.
Wieder ging ein gelungener Sportabzeichentag zu Ende. Die Sportabzeichen-Tour hat jetzt Halbzeit - fünf Stationen liegen hinter ihr, fünf weitere folgen. „Es war schön zu sehen, dass an allen Tourstationen die Kinder und Jugendlichen mit Spaß dabei waren. Es war immer ein tolles Miteinander“, zieht Frank Busemann ein vorläufiges Fazit.
Reges Treiben war auch wieder am Multi-Tower der BARMER GEK und am Quartertramp der Sparkassen-Finanzgruppe zu beobachten. An der Fotostation von „kinder + Sport“ hingen die Bilder des Tages aus, die sich die Kinder als Erinnerung mit nach Hause nahmen.