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Die Turner in der Hall of Fame des deutschen Sports (7)

Als Fabian Hambüchen vor zwei Jahren in Stuttgart Weltmeister am Reck wurde und im April diesen Jahres in Mailand Europameister im Mehrkampf, wurde das auch immer mit Erinnerungen an große Vorgänger verbunden.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

28.08.2009

Am Reck mit Eberhard Gienger, dem Weltmeister von 1974, und im Mehrkampf mit Alfred Schwarzmann, dem Olympiasieger von 1936. Beide hat er noch nicht erreicht, andere mit seinen erst 22 Jahren aber schon übertroffen. Andreas Wecker zum Beispiel, der 1995 die Weltmeisterschaft an Hambüchens und Giengers Paradegerät gewann. Ein exzellenter Reckturner war auch Klaus Köste, der erfolgreichste Turner der DDR, der seine große Karriere 1974 beenden musste, weil ihm die Achillessehne riss. Köste siegte 1972 in München im Pferdsprung. Köstes Pferdsprung-Gold war das vierte und bisher letzte für deutsche Turner bei Olympia, und das verbindet ihn wiederum mit den bisher drei Turnern in der Hall of Fame des deutschen Sports und der deutschen Sportgeschichte, denn alle drei wurden ebenfalls Olympiasieger an diesem Gerät.

Helmut Bantz (1921 - 2004) flog 1956 in Melbourne über das Pferd auf den Olympischen Turn-Thron. Es war die erste Goldmedaille der Deutschen nach dem 2. Weltkrieg und Bantz schon 35 Jahre alt. Die Richter gaben ihm 18,85 Punkte, der Russe Valentin Muratov erhielt die gleiche Punktzahl und ebenfalls die Goldmedaille. Schon 1952 in Helsinki war der Kölner als Siebter im Wettkampf bester deutscher Olympia-Turner, und bei den Weltmeisterschaften wurde er 1954 jeweils Zweiter im Pferdsprung und am Reck. 1955 wurde er Europameister am Barren. 1960 war er in Rom als Ersatzmann dabei, man wollte auf den Rat des mittlerweile 39-Jährigen nicht verzichten. Deutscher Meister war er insgesamt 18 mal. Später arbeitete Bantz an der Kölner Sporthochschule als Diplom-Sportlehrer und entwickelte Konditionslehren, nach denen Fußballtrainer wie Jupp Heynckes oder Erich Ribbeck ausgebildet wurden.

Übertroffen wurde Bantz nur von Alfred Schwarzmann (1912 - 2000) und Carl Schuhmann, seinen Turner-Kollegen in der Hall of Fame des deutschen Sports. Schwarzmann war schon 40 als er 1952 in Helsinki sensationell Silber am Reck erturnte, 16 Jahre nach seiner überragenden Vorstellung bei den Olympischen Spielen in Berlin. Dort hatte er nicht nur Gold im Pferdsprung, sondern auch im Mehrkampf und mit der Mannschaft gewonnen. Dazu zwei Bronze-Medaillen am Reck und am Barren. Als einzigem Turner gelang es ihm, alle zwölf Übungen des Mehrkampfs nach der damaligen 10-Punkte-Wertung mit jeweils über 9 Punkten abzuschließen. 1999 wählte eine zehnköpfige Experten-Jury Schwarzmann zu Deutschlands Turner des 20. Jahr-hunderts. Wie Helmut Bantz stellte auch Alfred Schwarzmann sein Wissen als Sportlehrer zur Verfügung. Er fungierte als Landes- und Bundeslehrwart und als Kampfrichter.

Zurück zum Pferdsprung, mit dem Carl Schuhmann (1869 - 1946) 1896 in Athen die allererste Goldmedaille bei Olympischen Spielen für Deutschland gewann. „Die Nachwelt hat Schwierigkeiten mit Carl Schuhmann, der der erste große deutsche Athlet war“, wie es Ulrich Kaiser in seinem Text-Portrait für die Hall of Fame formuliert. „Die Medien, die heute jede Nachricht in wenigen Sekunden um die Welt verbreiten, waren noch nicht entwickelt, die Olympischen Spiele gerade geboren, und das Sportfest im fernen Athen erregte kaum große Aufmerksamkeit.“ Belegt ist allerdings, „dass Carl Schuhmann vom 9. bis 11. April 1896 in Athen zu dem wurde, was man hundert Jahre später einen ‚Star‛ nennt“. Er holte sich die Einzelwertung im Pferdsprung und gewann zusammen mit Hermann Weingärtner und den Flatow-Brüdern Albert und Gustav die Mannschaftswettbewerbe am Barren und am Reck. Berühmt aber wurde er durch seinen Sieg im Ringen, das in nur einer Klasse ohne Gewichtslimit ausgetragen wurde. Es war seine vierte Goldmedaille.

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