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Egidius Braun wird 95

Am heutigen Donnerstag (27.2.) vollendet DFB-Ehrenpräsident Egidius Braun sein 95. Lebensjahr. Der Unternehmer aus Aachen hat den Deutschen Fußball-Bund maßgeblich geprägt.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

27.02.2020

Egidius Braun ist für seine fast 95 Lenze noch recht rüstig. Hinter dem Ehrenpräsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) liegen einige gesundheitliche Rückschläge in den letzten Jahren, deshalb macht er sich in der Öffentlichkeit rar.  

Seinen letzten großen Auftritt hatte er im Sommer 2018, als die deutsche Nationalmannschaft vor dem Abflug zur WM nach Russland ein öffentliches Show-Training auf dem Aachener Tivoli veranstaltete. Braun im Kreis "seiner" Spieler - die übergroße Freude war ihm anzusehen. Am Donnerstag (27. Februar) vollendet der langjährige Verbands-Chef, ein Visionär mit sozialer Ader, sein 95. Lebensjahr. 

DFB-Boss Fritz Keller würdigte in einem Glückwunschbrief Brauns nachhaltiges soziale und gesellschaftspolitische Engagement. "Die Werte, die Sie im DFB verankert haben, sind heute wichtiger und wertvoller als jemals zuvor", schrieb Keller.

Vom 24. Oktober 1992 bis zum 28. April 2001 führte Braun den größten Einzelsportverband der Welt als achter Präsident des 1900 gegründeten DFB an. Seine Amtszeit ist untrennbar mit der Öffnung des Verbandes verbunden, sich auch zu seiner sozialen Verantwortung in der Gesellschaft zu bekennen. Für den ersten Bundestag, den er 1995 als Präsident leitete ließ er das Motto prägen, das bis heute noch den DFB und seine Stiftung als Slogan durchzieht: "Fußball ist mehr als ein 1:0!"

Das waren keine hohlen Worte. Kampagnen wie "Keine Macht den Drogen", Kooperation mit dem Kindermissionswerk (Sternsinger-Aktion), "Ohne Rauch geht's auch" wurden unter ihm erfunden und umgesetzt, Kindersitze in Autos bezahlt, wenn Eltern Jugendliche zu Spielen fahren, Programme zur Integration von Ausländern erdacht und finanziert. Und für Braun ist der Spitzen-Fußball undenkbar ohne die Verknüpfung zur Basis, zum Amateur- und Jugend-Fußball.

Einst gestand er im SID-Gespräch: "Als Kind wollte ich immer Lokomotivführer werden, jetzt bin ich Weichensteller geworden." Die Liebe zum Fußball hat den gläubigen Katholiken stets geprägt. Er war ein DFB-Präsident zum Anfassen, der allerdings immer das große Ganze des Fußballs im Auge hatte.

Seine größte soziale Leistung war wohl, als er unter dem Eindruck der Not, die er als Delegationsleiter bei der WM 1986 in Mexiko in einem Waisenhaus (Casa de Cuna) beim Stammquartier in Queretaro erlebt hatte, erst seine Spieler und dann alle Fußballfans zu Spenden aufrief. Die Mexico-Hilfe ging später in die DFB-Stiftung Egidius Braun auf. Sie besteht immer noch und hat über die Jahre Millionen Euro gesammelt.

Dem Mann, der bei der WM in Mexiko nach Siegen in die Tasten griff, um dem Klavier Operetten-Melodien zu entlocken, der aber auch Uli Stein nach Hause schickte - und 1994 nach der Stinkefinger-Affäre Stefan Effenberg - wurde immer wieder das Klischee des "Pater Braun" umgehängt. 

Braun konnte in der Tat verschmitzt sein wie Heinz Rühmann als Priester im berühmten Film - über den Tisch ziehen ließ er sich ebenso wenig wie der im Kintopp. Braun konnte hart sein, sehr hart, bisweilen auch zäh – vor allem bei Prämienverhandlungen. Nicht umsonst war er von 1977 bis 1992 Schatzmeister des DFB, von 1995 bis 2000 auch der Europäischen Fußball-Union (UEFA). Er drehte jede Mark oder Franken zweimal um, ehe er sie ausgab.

Die schwärzeste Stunde in seinem Funktionärsleben musste Braun ertragen, als bei der WM 1998 in Frankreich deutsche Hooligans einen Gendarmen in Lens fast zu Tode prügelten. Braun erwog sogar, die Mannschaft aus dem Turnier zurückzuziehen und konnte vom damaligen UEFA-Präsidenten Lennart Johansson, seinem langjährigen schwedischen Freund und Vertrauten, nur mit Mühe davon abgehalten werden.

(Quelle: SID / Rainer Kalb)

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