Gelebte Verfassung – Sport ist mittendrin
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück bemühte in der Diskussion um das Staatsziel Sport einst das Bild vom Sport als gelebter Verfassung in unserer Gesellschaft.

25.05.2009

Gerade zum 60. Geburtstag des Grundgesetzes hat der Sport dieses Bild erneut mit Leben gefüllt. Bei Kaiserwetter strömten geschätzte 300.000 Besucher auf die Festmeile zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern und ließen sich informieren, unterhalten und begeistern. Die größten Warteschlangen bei den Attraktionen gab es einmal mehr beim Sport. Vom Bungee-Run, über den Kletterturm, vom Soccer-Court bis zum Rollstuhl-Parcours waren die Stationen mit Bewegungsangeboten von morgens zehn bis abends 22 Uhr belagert. „Der Sport ist ja auch da. Toller Auftritt“, lobte so mancher Besucher und vor allem Familien machten ausgiebig Gebrauch von der Schussgeschwindigkeitsmessanlage und dem Olympic-Walk. In enger Kooperation mit dem LSB-Berlin hatten der DOSB und der Behindertensportverband (DBS) ein Gesamtkonzept aus Information und Aktion entwickelt. Die Aktionen „Mission Olympic“ und „Geben gibt“ nutzten die Info-Plattform ebenso wie die Deutsche Sport Jugend (DSJ).
Die Koexistenz von Spitzensport und Breitensport spiegelte sich auch im Bühnenprogramm wieder, wo der Sport zwischen 11.00 und 12.00 Uhr im ZDF-Infokanal und in Ausschnitten im ZDF-Hauptprogramm stattfand. Die lebende Reiterlegende Hans-Günther Winkler, der kurz vor seinem 83. Geburtstag noch zweimal in der Woche auf dem Tennisplatz den Schläger schwingt, eröffnete im Gespräch mit Sportstudio-Moderatorin Kathrin Müller-Hohenstein den Reigen auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor und erinnerte an seine Partnerschaft mit der unvergessenen Stute Halla. Eingerahmt von Darbietungen junger Karate-Kämpfer vom Athletic-Club Hellersdorf berichteten zudem Karin Janz (Turnolympiasiegerin 1972), Heide Ecker-Rosendahl (Leichtathletik-Olympiasiegerin 1972), Eislauf-Ikone Katarina Witt und die zweimalige Paralympics-Siegerin Kirsten Bruhn (Schwimmen) von Ihren Sport-Erlebnissen in sechs Jahrzehnten Bundesrepublik.
Sporthöhepunkte, die auch immer eine politische Dimension beinhalteten, wie etwa der Auftritt der DDR-Mannschaft in München 1972. „Wir haben uns damals vor allem auf den Wettkampf konzentriert. Uns war das gar nicht so bewusst, erst hinterher ist mir klar geworden, was da eigentlich los war. Wenn ich daran denke, wie 1990 bei der EM in Split bei der Abschlussfeier unsere beiden Mannschaften Hand in Hand einmarschierten, bekomme ich jetzt noch feuchte Augen“, sagte Heide Ecker-Rosendahl. Bewegend war aber auch das Bekenntnis von Kirsten Bruhn, die einst bei einem Unfall durch einen Trümmerbruch eine inkomplette Querschnittslähmung erlitt. „Diesem Unfall habe ich die schrecklichsten, aber auch die schönsten Erlebnisse in meinem Leben zu verdanken. Die schönsten natürlich im Sport“, erklärte die Schwimmerin aus Neumünster.
Erfolgserlebnisse holten sich am Samstag auf dem Bürgerfest auch Robert, Yussuf und Mehmet ab. Beim Torwandschießen zeigten die jungen Kicker vom FC Internationale aus Kreuzberg Ihr Können und trafen jeweils zweimal. Das Motto: Drei unten, drei oben ist so beliebt wie eh und je. Auch bei der Frage, was an diesem Tag, an dem wenige Schritte entfernt im Reichstag der Bundespräsident Horst Köhler im Amt bestätigt wurde, denn sonst noch an wichtigen Entscheidungen stattfindet, waren sich die Steppkes einig: „Wolfsburg wird Meister. Die haben es verdient“.