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Gestalter der deutschen Sportwissenschaft – Ommo Grupe wird 80

Wie kaum ein anderer Sportwissenschaftler hat Ommo Grupe bis heute nie den Bezug zur Sportpraxis in den Vereinen und Verbänden verloren; am 4. November feiert er seinen 80. Geburtstag.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

04.11.2010

Als Prof. Ommo Grupe am 17. März 1997 als ehrenamtlicher Vorsitzender des Direktoriums des Bundesinstituts für Sportwissenschaft  in Köln feierlich verabschiedet wurde, da würdigte Eckart Werthebach, Staatssekretär des Bundesministeriums des Innern, die besonderen Verdienste Grupes: „Nestor und Pionier der deutschen Sportwissenschaft“ und „großer Vordenker und Wegbegleiter der Sportentwicklung in Deutschland“ seien einige der Feststellungen, mit denen der damals 66jährige Tübinger Sportwissenschaftler in Anerkennung seines sportwissenschaftlichen und sportpolitischen Lebenswerkes respektvoll bedacht werde. Dieses Lebenswerk würdigte im September 2009 auch die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) bei ihrer Mitgliederversammlung in Münster, als sie Prof. Grupe als Erstem in ihrer Geschichte die Ehrenmitgliedschaft verlieh.

In der westfälischen Universitätsstadt hatte der gebürtige Ostfriese Grupe nach dem Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln sowie an den Universitäten Köln und Münster (Sport, Pädagogik, Philosophie, Psychologie und Anglistik) 1957 über „Leibesübung und Erziehung“ mit „magna cum laude“ promoviert und dann 1967 in Tübingen als Erster in der Bundesrepublik bei Andreas Flitner im Fach Sportwissenschaft habilitiert.

Ommo Grupe wurde am 4. November 1930 als ältestes Kind des Lehrers Christian Grupe und dessen Ehefrau Erna im kleinen Dorf Warsingfehn bei Leer geboren, machte nach dem Besuch des Mariengymnasiums in Jever 1950 das Abitur und gewann seine ersten sportlichen Erfahrungen als Schüler im TuS Esens in der Leichtathletik, im Turnen und im Handball. An der Deutschen Sporthochschule in Köln erhielt er als bester Absolvent des Jahrgangs für sein Diplomexamen 1953 die August-Bier-Plakette, arbeitete nach der Promotion von 1958 bis 1960 als Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Sportwissenschaft der Universität Tübingen, wurde 1960 Direktor des Instituts und 1968 nach der Habilitation auf den Lehrstuhl für Sportwissenschaft der Universität Tübingen berufen.

Als DSB-Prasident Willi Daume am 6. Dezember 1968 in der Staatlichen Hochschule für Musik in München den frischgebackenen Ordinarius für dessen Untersuchungen über „Die Leiblichkeit des Menschen und die Aufgaben der Leibeserziehung“ mit der Carl-Diem-Plakette des Deutschen Sportbundes auszeichnete, ehrte er damit auch einen jungen Wissenschaftler, der in den folgenden Jahrzehnten die führende Rolle als Sportwissenschaftler, aber auch als pädagogischer und moralischer Wegweiser im deutschen Sport spielen sollte.

Seit 1953 war Ommo Grupe in der Schule, der Lehrerfortbildung und der sportlichen Jugendarbeit tätig, zeitweise auch als Jugendsekretär der Deutschen TurnerJugend. Ab 1958 arbeitete er ehrenamtlich in der Deutschen SportJugend mit, wurde 1962 in den Deutschen Sportbeirat berufen und 1974 als Vorsitzender des Bundesausschusses für Wissenschaft und Bildung in das DSB-Präsidium gewählt. Von 1986 bis 1994 war Grupe Vizepräsident des DSB, von 1990 bis 1994 Vorsitzender des Beirats für Grundsatzfragen des DSB und seit 1980 Vorsitzender des Kuratoriums für die Verleihung der Carl-Diem-Plakette des DSB. Mehr als 26 Jahre hat sich Professor Grupe von 1970 bis 1997 als ehrenamtlicher Vorsitzender des Direktoriums des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) in Köln für die Interdisziplinarität der Sportwissenschaft engagiert und die Arbeit des BISp ganz wesentlich geprägt. Er war seit 1982 Mitglied des Ausschusses für Strukturfragen des NOK für Deutschland und seit 1994 persönliches Mitglied des NOK. Von 1990 an war er stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Olympischen Instituts in Berlin und seit 1994 dessen Vorsitzender. Auf internationaler Ebene arbeitete Ommo Grupe seit 1982 im Exekutivkomitee des Weltrates für Sportwissenschaft und Leibeserziehung (ICSSPE) mit.

Wie kaum ein anderer Sportwissenschaftler hat Grupe bis heute nie den Bezug zur Sportpraxis in den Vereinen und Verbänden verloren, über Jahrzehnte im deutschen Sport Grundsatzpapiere, Leitlinien, Kongressstrategien und Publikationen gestaltet, beeinflusst und geprägt und insbesondere für die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Sports gewirkt. Von seinem wissenschaftlichen Wirken zeugen zahlreiche Veröffentlichungen, Aufsätze in Fachzeitschriften und Gastvorträge im In- und Ausland. Ommo Grupe war von 1971 bis 2004 über mehr als drei Jahrzehnte Geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift „Sportwissenschaft“ und Mitherausgeber der Wissenschaftlichen Schriftenreihe des DSB.

Das wissenschaftliche und ehrenamtliche Wirken Grupes als eines Pioniers der deutschen Sportwissenschaft der Nachkriegszeit wurde national und international gewürdigt, etwa mit dem „Philip Noel Baker Research“-Preis des Weltrates für Sportwissenschaft und Leibes-erziehung (1975), der International Fellowship der „American Academy of Physical Education“ (1990), dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1980), der Ehrendoktorwürde der Universität Bayreuth (1994) und der Ehrenmitgliedschaft des Deutschen Sportbundes (1994). Für seine Verdienste um die olympische Erziehung und die Interpretation moralischer Inhalte des Sports wurde ihm bei der NOK-Mitgliederversammlung 1998 der Ethik-Preis des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) verliehen. Die dvs-Sektion Sportpädagogik vergibt seit 2007 alle zwei Jahre einen Ommo-Grupe-Preis für herausragende Arbeiten in der Sportpädagogik an Nachwuchskräfte.

Auch heute noch arbeitet Ommo Grupe fast täglich in seinem früheren Institut an sportwissenschaftlichen Aufgaben, ist ein enger Berater seines Nachfolgers als Institutsdirektor Prof. Dr. Helmut Digel, mit dem er gemeinsam eine weitere Publikation plant und hält sich - auch insoweit ein Vorbild - durch regelmäßige Wanderungen, Tennis und Skilaufen im Winter auch sportlich fit.

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