In Hamburg soll ein zweites deutsches Sportmuseum entstehen
Uwe Seeler ist kein Mann des großen Aufhebens um seine Person. Das Fußball-Idol ist bodenständig, ehrlich und verkörpert absolut glaubwürdig, dass gute sportliche Leistungen vor allem mit Disziplin, Einsatz und Herz zustande kommen.

25.02.2008

Und damit die „Pumpe“ gesund bleibt, empfiehlt der ehemalige HSV-Stürmer den regelmäßigen Genuss von Schokolade: „Ab und zu ein Stück Zartbitter schmeckt nicht nur gut, sondern schützt auch vor Herzinfarkt“, so Seeler kürzlich vor versammelter Presse. Anlass seines Ernährungstipps allerdings war weder ein medizinisches Symposium noch eine Werbeveranstaltung für Süßwaren. Vielmehr galt sein Exkurs der Nachbarschaft des Deutschen Sport- und Olympiamuseums in Köln zum Schokoladenmuseum und der Gretchenfrage, ob die Deutschen mehr an Kalorienaufnahme als an Kalorienverbrauch interessiert sind.
Das SportMuseum.Hamburg
Aber im Ernst: Der Grund für Seelers Einsatz lag in der Idee, dass auch in Hamburg, seiner Heimatstadt, ein weiteres großes deutsches Sportmuseum entstehen soll. Am 12. Februar wurde in Hamburg erstmals öffentlich das Konzept für „Das SportMuseum.Hamburg“ präsentiert – mit „Uns Uwe“ als prominentem Fürsprecher. Auf insgesamt 9.500 Quadratmetern Innen- und Außenflächen sieht die Planung des Initiators, Dr. Alexander Extra, eine Mischung aus Präsentation, Interaktion und Aktion vor. Drei Säulen in Form klassisch-musealer Inhalte (u.a. Mediengeschichte des Sports, Hall of Fame), virtueller Sportwelten sowie Körper- und Bewegungserlebnissen sollen bis zu 120.000 Besucher jährlich in ihren Bann schlagen. Als Standort des Museums ist der Hamburger Volkspark vorgesehen, einen „Torwartabschlag weg“ (Hamburger Abendblatt) vom HSV-Stadion und „Colorline Arena“. Hintergrund: Die Hamburgische Bürgerschaft beschloss Ende 2007 den „Masterplan Volkspark“ in der Absicht, das grüne Areal in den kommenden Jahren zu einem multifunktionalen Sport- und Bewegungspark auszubauen. Sollte das ehrgeizige Vorhaben realisiert werden, dürfte auch der zum Sportmuseum gehörende „Uwe-Seeler-SportKunstgarten“ zu den Attraktionen zählen.
Max-Schmeling-Boxsaal und Fußball-WM-Globus
Die Initialzündung für das Projekt allerdings verursachten zwei im wahrsten Wortsinne sporthistorische „Schwergewichte“. Um die herum entwickelte Sport- und Literaturwissenschaftler Alexander Extra das Konzept mit Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus. Mit dem „Max-Schmeling-Boxsaal“ und einer Galerie entsteht für das Andenken an den vor drei Jahren verstorbenen weltberühmten Faustkämpfer ein lebendiger Ort. Eine umfangreiche Trophäensammlung jedoch existiert nicht mehr: „Max Schmeling war nie der Trubel um sich und seine Erfolge wichtig, sondern er hat immer den Blick für die Schwachen in der Gesellschaft gehabt“, erklärte Dr. Florian Asche, Vorstandsmitglied der Max-Schmeling-Stiftung. Außerdem will Initiator Extra einem „alten Bekannten“ zu neuer Größe verhelfen. Der ehemalige Fußball-WM-Globus 2006 von André Heller soll als begehbares optisches Symbol des Sportmuseums und Wahrzeichen der Sportstadt Hamburg dienen. Extra hatte das 20 mal 30 Meter große Rund, das zurzeit demontiert in einer Halle lagert, im Anschluss an das „Sommermärchen“ ersteigert.
Pivate Finanzierung der Baukosten
Schon damals hatte er das Drehbuch für sein eigenes Märchen im Kopf, nämlich jene Kugel im Sommer 2010, pünktlich zum Beginn der Fußball-WM in Südafrika, als Bestandteil des Museums wieder auftauchen zu lassen. Eine sportliche Aufgabe, müssen doch die mit rund 12 Millionen Euro veranschlagten Baukosten größtenteils privat finanziert werden, da die Stadt bislang keine Mittel zugesagt hat. Zurzeit laufen erste Gespräche mit Unternehmen. "Das ist sicher ambitioniert, aber wir sind ja im Sport, und da muss man sich hohe Ziele stecken", sagt der 47-jährige Unternehmer. Eines aber betont Extra angesichts des schon existierenden Sportmuseums in Köln ausdrücklich: „Wir bauen hier keine Konkurrenz auf. Es geht vor allem darum, unterschiedliche Schwerpunkte zu bilden, sich zu ergänzen und gegenseitig zu befruchten. Unser Konzept ist in Köln bekannt und wird dort sehr begrüßt.“ Insbesondere von zuschauerträchtigen Wechsel- oder Wanderausstellungen könnten beide Standorte profitieren, so Extra.
Uwe Seeler – wie gewohnt solide - fügte seiner Begeisterung für die Museumspläne noch die Fußnote „eine tolle Idee, wenn denn alles gut geplant ist“, hinzu. Wie es aussieht, muss sich der Ehrenspielführer der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Hamburger Ehrenbürger darum keine Sorgen machen. Auch nicht um seine geliebte Zartbitterschokolade – die gibt es als süßes Extra von Extra im Museums-Café.