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„Man ehrt das Sportabzeichen am besten dadurch, dass man es ablegt.“

Der Berliner Joachim Hoffmann hat nicht nur 56 Fitnessorden – er war auch bei einem sportlichen Jahrhundertereignis dabei.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

13.03.2014

    An den 3. Oktober 1990 kann sich wohl fast jeder von uns erinnern. Der Tag der deutschen Wiedervereinigung hat Geschichte geschrieben. Was allerdings die wenigsten wissen: schon drei Tage zuvor fand die „sportliche Wiedervereinigung“ statt. Beim 17. Berlin-Marathon am 30. September 1990 liefen die Läufer zum ersten Mal nach 45 Jahren durch das Brandenburger Tor – damals übrigens noch ohne die Quadriga obendrauf. 25.000 Teilnehmer aus aller Welt waren beim Wiedervereinigungs-Marathon am Start. Einer von ihnen war Joachim Hoffmann.

    „So einen Moment vergisst man nie“, erzählt der heute 75-Jährige. „Die Ereignisse damals gingen um die ganze Welt. Und ich habe sie hautnah erlebt. Es war ein sehr emotionaler Moment für mich“, sagt Joachim Hoffmann. Für ihn, der in Wedding geboren wurde, in Neukölln aufwuchs und jetzt in Marienfelde wohnt, gab es aber noch mehr dieser besonderen Momente im Sport.

    Unter Tränen ins Olympiastadion

    1957 legte Joachim Hoffmann zum ersten Mal das Sportabzeichen ab. „Mein Vater hatte als Soldat während des Krieges das Sportabzeichen in Bronze gemacht. Als er zurück in der Heimat war, hatte er den Ansporn auch Gold zu schaffen. Dieser Eifer steckte mich an. Als 18-Jähriger absolvierte ich die Bedingungen zum ersten Mal. Ich schaffte alles auf Anhieb, völlig ohne Training“, erzählt Joachim Hoffmann. Fortan gehörte das Sportabzeichen jedes Jahr zu seinem Leben. Oft legte er sogar alle Prüfungen an einem einzigen Tag ab. „Ich hatte danach dann zwar immer einen fürchterlichen Muskelkater, aber das habe ich in Kauf genommen“, erzählt Joachim Hoffmann.

    In den 1980er Jahren kam dann eine weitere sportliche Leidenschaft dazu: Volksläufe. Als junger Mann lief Joachim Hoffmann 10 bis 20 Läufe pro Jahr, von 10 Kilometern bis zum Halbmarathon. Ein Erlebnis ist ihm dabei besonders im Gedächtnis geblieben: „Beim Berliner 25-Kilometer-Lauf 1982 erwischte uns auf den letzten Kilometern ein Gewitter. Wir waren alle pitschnass und körperlich völlig am Ende. Als wir dann aber durch das Marathontor ins Olympiastadion einliefen, stockte mir fast der Atem. Mehr als 20.000 Leute jubelten uns auf der letzten Runde ins Ziel zu. Ich habe damals Rotz und Wasser geheult. Zum einen aus völliger Erschöpfung, aber auch weil ich so gerührt war über diesen Empfang“, erinnert sich Joachim Hoffmann. „So etwas erlebt man nur ein Mal, beim nächsten Mal ist es nicht mehr so emotional“, sagt er.

    Der Gipfelstürmer aus dem Flachland

    Trotz der vielen Läufe blieb er dem deutschen Fitnessorden treu. „Ich bin ein bekennender Wiederholungstäter. Ein Jahr ohne Sportabzeichen, da fehlt einfach was“, so Joachim Hoffmann. Und er gibt zu, dass ihm das regelmäßige Ablegen der Disziplinen bei der Lauf-Vorbereitung auch zugute kam. „Das Sportabzeichen ist und war für mich immer ein persönlicher Test, wie fit ich bin. Laufen ist die eine Sache, aber so konnte ich mich auch in den Sportarten überprüfen, die mir nicht so gut lagen, zum Beispiel Kugelstoßen“, erzählt der 75-Jährige.

    Seit vielen Jahren ist Joachim Hoffmann auch Mitglied im Deutschen Alpenverein und hat gemeinsam mit Gleichgesinnten viele Berge erklommen. Unter anderem schaffte er es 1996 auf den Gipfel des Aconcagua, mit 6.962 Metern der höchste Berg Südamerikas. „Auch bei vielen Aufstiegen half mir meine Kondition und das regelmäßige Training“, berichtet er. „Von insgesamt acht Leuten haben es damals nur zwei auf den Gipfel des Aconcagua geschafft, ich war einer davon. Die anderen blieben erschöpft oder krankheitsbedingt auf der Strecke“, erzählt Joachim Hoffmann. Mit den Jahren und fortschreitendem Alter ist er auf das Klettern umgestiegen, jedes Jahr geht’s zur Klettertour nach Griechenland.

    Das große Ziel

    Wenn Joachim Hoffmann in Sachen Sportabzeichen zurückblickt, fällt ihm eines auf: „Das was ich früher aus dem Stand geschafft habe, ist heute nicht mehr ganz so einfach. Ich muss jetzt trainieren“, sagt er. Und auch wenn die neuen Bedingungen für das Sportabzeichen vor allem für ältere Menschen eine Veränderung sind, sieht Joachim Hoffmann auch die Vorteile. „Ich habe viele Ausweichmöglichkeiten, wenn mir einige Disziplinen nicht so liegen“, sagt er. So wagte er sich im letzten Jahr beispielsweise erstmals an das Medizinballstoßen als Alternative für das von ihm eher ungeliebte Kugelstoßen.

    Sein erklärtes Ziel ist die Zahl 60. „Hier in Berlin hat ja bereits einer 60 Sportabzeichen geschafft und ich habe gehört, er soll noch ziemlich fit sein. Das will ich auch schaffen. Und mal unter uns: da oben wird die Gruppe kleiner, da fällt man auf.“

    (Quelle: wirkhaus)

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