Norbert Wolf wird 85 Jahre alt
Norbert Wolf, der Generalsekretär des Deutschen Sportbundes (DSB), des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) und der DOG, vollendet am 4. September, sein 85. Lebensjahr.

04.09.2018

Der in Husum (Kreis Nordfriesland) geborene und heute in Liederbach lebende Norbert Wolf war von 1982 bis 1990 hauptamtlicher Chef des DTTB und folgte zum 1. April 1990 Karlheinz Gieseler als Generalsekretär des DSB. Dieses Amt übte er bis in der bewegten Nachwendezeit bis 1994 aus, bevor er seine berufliche Laufbahn im organisierten Sport als Generalsekretär der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) ausklingen ließ und zum 30. September 1998 in den Ruhestand ging.
Norbert Wolf hatte die Fächer Deutsch und Sport auf Lehramt in Marburg studiert, wo er u.a den gleichaltrigen Johannes Eulering (ebenfalls 1933 geboren, später Ministerialdirigent im nordrhein-westfälischen Kultusministerium in Düsseldorf) als Kommilitonen kennenlernte. Wolf wechselte nach Stationen als Studienreferendar und. Studienrat an mehreren ostwestfälischen Gymnasien in Gütersloh, Bielefeld und Detmold 1965 zum DSB nach Frankfurt, wo er die neu geschaffene Position als Abteilungsleiter für Wissenschaft und Bildung übernahm.
Norbert Wolf leitete 1972 bei den Olympischen Spielen in München das Büro von OK-Chef Willi Daume. In dieser Zeit hat der Jubilar auch die „Geburtsphase“ der modernen Sportwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland von verbandlicher Seite aus begleitet und mitgeprägt: Von 1971 bis 2003 war er u.a. Redakteur der von Prof. Dr. Ommo Grupe (1930-2015) begründeten und als Geschäftsführender Herausgeber geleiteten Zeitschrift „Sportwissenschaft“, deren vier Hefte pro Jahr von ihm federführend u.a. zusammen mit Prof. Dr. Dietrich Kurz (geb. 1942, zuerst Tübingen, später Bielefeld) „formal fehlerfrei“ redigiert wurden.
Norbert Wolf hat sich auch selbst als Autor einen Namen in der Sportwissenschaft gemacht: Als bis heute wegweisendes Standardwerk gilt der von ihm zusammengestellte Band „Dokumente zum Schulsport“ (Schorndorf 1974, erschienen als Band 10 der Reihe „Theorie der Leibeserziehung“). Für die Leitlinie „Reform der Sportlehrerausbildung – Reform und Analyse“ war er 1975 beim DSB redaktionell federführend verantwortlich. Norbert Wolf publizierte in zahlreichen Fachzeitschriften und Sammelbänden, darunter fällt auch ein Beitrag zum Ethos des Funktionärswesens im „Lexikon der Ethik im Sport“ (Schorndorf 1998).
Wolfs sportliche Heimat war und ist das Tischtennisspiel: Schon als Primaner in Husum war er hier nicht nur selbst aktiv und erfolgreich am Tisch, sondern engagierte sich stets auch seit dieser Zeit ehrenamtlich: zuerst als Abteilungsleiter beim TSV Husum, dann als Kreiswart von Nordfriesland, später als Jugendwart von Ostwestfalen und danach von 1965 bis 1975 sogar als Disziplinchef Tischtennis im Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh), wo er 1959/60 auch als Vizepräsident im Vorstand tätig war.
Später fungierte Wolf als Mitglied des Technischen Komitees auf internationaler Ebene beim Tischtennis-Weltverband, der International Table Tennis Federation (ITTF). Seine ehrenamtliche Funktionärs-Krönung auf internationaler Ebene war sicher 1992 die Wahl zum Vorsitzenden der European Non-Governmental Sports-Organization (ENGSO), der Vereinigung der nationalen Sportdachorganisationen der Länder Europas, der er drei Jahre lang bis 1995 vorstand.
„Ich kenne Norbert Wolf seit unseren gemeinsamen Zeiten im Hochschulsport beim adh. Seitdem sind wir immer in Verbindung geblieben. Ich schätze Norbert Wolf sehr – nicht nur allein wegen seiner hohen fachlichen Expertise, mit der er sich in den unterschiedlichsten beruflichen Funktionen zum Wohle des Sports stets eingebracht hat, sondern auch wegen seiner Offenheit und Bescheidenheit, mit der er dabei auf die Menschen zuging. Norbert Wolf war immer präsent, wenn man ihn brauchte“, so gratuliert Walther Tröger, langjähriges IOC-Mitglied und NOK-Ehrenpräsident als enger Frankfurter Weggefährte.
Norbert Wolf ist und bleibt Lebenszeitsportler: Er war 70 Jahre lang im Wettkampf-Tischtennis (u.a. mit dem VfL Marburg 1860 in der Oberliga Südwest, damals die höchste Spielklasse, dann über Jahrzehnte bei seinem heutigen Heimatverein SG Kelkheim). Heute schaut er nur noch zu: in seinem Verein und bei den großen internationalen Veranstaltungen des DTTB, der ihn in alter Verbundenheit immer dazu einlädt.
Wolf absolvierte so ganz nebenbei über 30 mal die Bedingungen des Deutschen Sportabzeichens. Heute bevorzugt er moderate Formen des „seniorenangemessenen Alltagssports“ vorwiegend mit Wanderungen – am liebsten zusammen mit Ehefrau Christiane – es sei denn, die vier Kinder und fünf Enkel schließen sich an.
Und dann war da noch etwas: Der Germanist Norbert Wolf stand nicht nur mehrere Jahre in Nebenrollen auf der Bühne des Frankfurter Schauspielhauses und wirkte in drei Spielfilmen mit, er gründete 2012 z.B. den Literaturkreis im Liederbacher Kulturring, wo er auch heute noch aus eigenen (vorzugsweise lyrischen) Werken vorträgt. Zu seinem 85. Geburtstag dürfen wir an dieser Stelle von Norbert Wolf aus seiner Sammlung „Olymericks 2016“ diese Kostprobe als (unentgeltliches) Geschenk entgegennehmen:
Olympic Spirit
Tja, mancher der Besten der Welt
blieb sitzen zuhaus‘ auf dem Geld
In Rio nichts los:
Es gibt ja kein Moos!
Im Tennis, Golf, Soccer
verpasst man dann locker
den Sinn – weil der Groschen nicht fällt
(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 35/Prof. Detlef Kuhlmann)