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Olympiasieger Erhard Keller feiert seinen 80. Geburtstag

Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Eisschnellläufer: Olympiasieger, Weltmeister und Weltrekordler Dr. Erhard Keller feiert am Heiligabend, Dienstag, dem 24. Dezember 2024, seinen 80. Geburtstag.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

16.12.2024

Der Zahnmediziner arbeitete in den 1970er Jahren nach Abschluss seiner sportlichen Karriere auch als Moderator der ARD-Fernsehsendung „Spiel ohne Grenzen“ sowie beim Aktuellen Sportstudio des ZDF.

Erhard Keller wurde im bayerischen Günzburg an der Donau geboren. Nach dem Abitur in Bad Reichenhall studierte Keller (vorzugsweise in den „eisfreien“ Sommersemestern) Medizin bzw. Zahnmedizin in München und promovierte später über ein Thema aus der Sportmedizin. Im Eisschnelllauf nahm Erhard Keller fast ein Jahrzehnt lang eine Ausnahmestellung ein - zu seinen größten internationalen Erfolgen sind zu zählen:

Bei den Olympischen Winterspielen 1968 in Grenoble gewann er die Goldmedaille über 500m, schon im Jahr davor hatte er den Weltrekord über 500 Meter auf 39,5 Sekunden verbessert; 1970 siegte Keller in Innsbruck bei der Vierkampf- Europameisterschaft über die gleiche Distanz und 1971 gewann er in Inzell die Sprint-Weltmeisterschaft. Bei den Olympischen Winterspielen 1972 in Sapporo wiederholte Erhard Keller auf seiner Spezialstrecke über 500 Meter als erster deutscher Wintersportler einen Olympiasieg. Danach gab der Jubilar seinen Amateurstatus auf und wechselte in eine Profiliga, in der er 1973 alle zehn Veranstaltungen gewann. Die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck blieb ihm jedoch danach verwehrt. Sein letzter Titel als Deutscher Meister ist für das Jahr 1977 datiert.

Mit seinen Erfolgen löste Erhard Keller damals einen wahren Eislauf-Boom aus. In einem Interview erinnert sich Keller: „Natürlich war ich von dem Boom begeistert und durch die Olympiasiege von mir und Monika Pflug interessierten sich noch mehr Leute für diese Sportart. Ich war z.B. damals nahezu jeden Samstag im Aktuellen Sportstudio, so was ist heutzutage unvorstellbar, da gibt es nur noch Fußball. Natürlich waren die Leute dadurch viel besser über Eisschnelllauf informiert und fasziniert.“ Wer wollte dem Jubilar jetzt widersprechen?

Auch das ist kein Geheimnis, sondern war (s)ein Erfolgsgarant: Erhard Keller profitierte damals von der schrittweisen Verbesserung der Rahmenbedingungen für seine Sportart, die zu einem großen Aufschwung beitrugen - denn: Direkt nach den Olympischen Spielen von Innsbruck 1964 wurde z.B. in Inzell eine Kunsteisbahn gebaut, gleichzeitig eines der ersten Bundesleistungszentren in Deutschland: „Ich habe diese Chance dann wahrgenommen und bin von München nach Inzell gezogen, um die damals besten Trainingsmöglichkeiten nutzen zu können. Durch meinen Olympiasieg verstärkte sich der Boom natürlich noch, und es wurde noch mehr investiert, wodurch es zu noch mehr Zuspruch von jungen Sportlern kam. Damals betrieben mehr Leute Eisschnelllauf als heute.“

Seit dem Jahre 2011 ist Erhard Keller der erste und bisher einzige Eisschnellläufer in der Hall of Fame des deutschen Sports bei der Stiftung Deutsche Sporthilfe: Als „Sprintstar auf dem Eis“ wird er dort tituliert. Mit dem Goldenen Band der Sportpresse wurde Erhard Keller schon im Jahre 1968 ausgezeichnet. Erhard Keller hat sich in der Vergangenheit auch als dreifacher Buchautor einen Namen gemacht - zuletzt im Jahre 1976 mit: „So vermeiden Sie Sportverletzungen. Sport treiben und dennoch gesund bleiben“.

In seinem Erstlingswerk mit dem Titel „74 Schritte zum Ziel. Inzell gab mir die Chance“ aus dem Jahre 1968 verrät uns „Schreiberling“ Keller einige Einblicke in die frühe Phase seiner großartigen Karriere als Eisschnellläufer … als er zum 5. Geburtstag am 24. Dezember 1949 die ersten Schlittschuhe erhielt und wie sein erstes Rennen bei den Bayerischen Meisterschaften 1963 mit einem Fehlstart begann: „Ich wurde zurückgepfiffen und hörte mir lange Belehrungen an. Brav blieb ich beim zweiten Schuss stehen, bis der Gegner schon weggelaufen war. Ich gewann mein erstes 500m-Rennen trotzdem, weil mein Gegner knapp vor dem Ziel stürzte und ich in 50,3 Sekunden vor ihm über die Linie wischen konnte“. Das ist jedenfalls so auf der Seite 12 im Buch zu lesen.

Dr. Erhard Keller hat seine Zahnarztpraxis längst an frühere Mitarbeiter abgegeben, „seinem“ geliebten Eis-Sport bleibt er dagegen weiterhin verbunden und pflegt ebenso die Kontakte zu seinem Heimat-Verein DEC Frillensee-Inzell. So ganz nebenbei und ehrenamtlich fungiert er dann und wann aber auch noch auf der Eisbahn im Münchener Ostpark als versierter Talentbeobachter. Daran dürfte sich auch mit 80 Jahren jetzt nichts groß ändern.

(Autor: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)

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