Sportpolitikerin Dr. Hanna-Renate Laurien feierte ihren 80. Geburtstag
„Geht nicht, gibt’s nicht“. Das ist und war das unumstößliche Gebot der ehemaligen CDU-Politikerin Dr. Hanna-Renate Laurien, die am 15. April in Berlin-Lankwitz ihren 80. Geburtstag feierte.

22.04.2008

Glückwunschadresse von Holger Schück:
Die Jubilarin fühlt sich seit Jahrzehnten mit dem Sport verbunden und begleitete und steuerte ihn mit ihrer zutiefst menschlichen Note. Zuletzt amtierte die katholische Christin als Vorsitzende der gemeinsamen Beratungskommission in Stasi-Fragen von DSB und NOK, bis sie nach Gründung des DOSB das Amt an den protestantischen Pfarrer und ehemaligen Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde Dr. Joachim Gauck weitergab.
Frau Laurien, im damaligen West-Berlin von Taxifahrern respektvoll „Hanna-Granata“ genannt, was ihr durchaus gefiel, stellte von 1981 bis 1989 als Senatorin für Bildung, Jugend und Sport in Berlin (West) neue Weichen für die Sportförderung und die quali-tative Steigerung des Schulsports. Der damalige Regierende Bürgermeister und späte-re Bundespräsident Richard von Weizsäcker hatte sie nach Berlin in seine Landesre-gierung geholt. Mit ihrer unkonventionellen und pragmatischen Art kultivierte sie die Partnerschaft mit dem Landessportbund und war für neue Projekte in der Sportförde-rung wie beim Ausbau sozialer Initiativen der Sportjugend stets Feuer und Flamme.
Als der Deutsche Fußball-Bund 1984/85 ohne Not den Standort Berlin (West) für die Fußball-Europameisterschaft 1988 in Deutschland aufgab – um den UEFA-Delegierten aus dem Ostblock wegen des Berlin-Status entgegenzukommen –, trat sie als eifrige Kämpferin für die sport- und staatspolitischen Interessen der geteilten Stadt auf. Frau Laurien trotzte dem damaligen DFB-Präsidenten Hermann Neuberger die Vergabe der DFB-Pokalendspiele an die ständige Spielstätte Berliner Olympiastadion ab. Dass die Arena, als ehemaliges Reichsvermögen im Bundesbesitz, baufällig war und der Kalk aus der Decke rieselte, verschwieg sie nicht, hatte aber mit ihren leidenschaftlichen Bemühungen letztendlich Erfolg. Und noch immer ist das Pokalfinale einer der High-lights des Berliner Sports, wie zuletzt am Samstag inszeniert.
Die ehemalige Gymnasiallehrerin engagierte sich jahrzehntelang für einen ethisch ge-prägten Sport. Ihre Vorträge an der damaligen Führungs- und Verwaltungsakademie des DSB in Berlin setzten Marksteine. Die Mitbegründerin der Freien Universität Berlin (1948), damals noch Studentin, wurde 1971 in Rheinland-Pfalz Staatssekretärin unter dem damaligen Kultusminister Bernhard Vogel und 1976 zur Kultusministerin ernannt. Von 1990 bis 1995 amtierte die gebürtige Danzigerin als Präsidentin des Berliner Ab-geordnetenhauses. Frau Laurien ist auch heute noch auf ihre eigene Art engagiert und streitbar und dabei vor allem dem Kernpunkt der Sache verpflichtet. Rechthaberei um jeden Preis und Machtorientiertheit waren und sind ihr fremd, feurige Diskussionen mit konträren Standpunkten schätzt sie. Eine der vielen Ehrungen, die ihr etwas bedeuten, war 1996 die Ernennung zur „Frau des Jahres“, ein Jahr bevor die Realfeministin und Emma-Chefredakteurin Alice Schwarzer die Auszeichnung erhielt.