Von der Flüchtlingsunterkunft zur Sportabzeichen-Prüfung
32 Asylsuchende aus aller Welt beteiligen sich beim Sportabzeichen-Tag in Rheurdt.

20.11.2015
Was macht man, wenn die Zahlen der abgelegten Sportabzeichen langsam aber beständig abnehmen? Günter Schlüpen, Schatzmeister des Kreissportbund Kleve, ging diese Frage schon länger im Kopf herum. Auch nach einem Gespräch mit der Sportabzeichen-Beauftragten des KSB Daniela Rogmann: Nur 20 Sportler hatten 2014 bei dem jährlichen Sportabzeichen-Tag in Rheurdt teilgenommen. Die diesjährige Veranstaltung im September stand kurz bevor.
„Auf einmal hatte ich eine Idee: Auch in Rheurdt gibt es Flüchtlinge. Vielleicht können wir bei ihnen die Begeisterung für den Sportorden wecken“, erzählt Schlüpen. Sein Nachhauseweg führte am Rathaus vorbei, und genau dort hielt er gleich an. „Unser Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen fand, das sei eine gute Sache und versprach Unterstützung.“
Werbung in der richtigen Sprache und am richtigen Ort
Für die Organisation des Sportfestes schloss er sich mit Jörg Lademann von der freiwilligen Flüchtlingshilfe zusammen. Information und Werbung, das waren die ersten Schritte. Die Männer riefen bei der örtlichen Presse an, und die verfasste Artikel über das geplante Ereignis. „Diese Berichte haben wir dann in Englisch und Arabisch übersetzen lassen und in den Flüchtlingsunterkünften ausgehängt“, erzählt der KSB-Mann.
„Wir wussten nicht, ob überhaupt jemand kommt und falls ja, wie viele Lust auf das Deutsche Sportabzeichen haben würden. Doch dass Sportkleidung bei den Flüchtlingen Mangelware ist, war uns klar“, berichtet Schlüpen, der 50 günstige Shirts im Internet kaufte. „Und weil ich dem Händler den Grund für die Bestellung erzählte, packte der gleich noch kostenlos 50 Gürtel für den guten Zweck dazu. 50 Baseballcaps waren außerdem noch vom letzten Gemeindesportfest liegen geblieben“, erinnert sich der Vorsitzende des Gemeindesportverbandes.
Den Laden leer gekauft
Wer Kalorien verbrennt, ist irgendwann hungrig. „Als es dann los ging und ich sah, dass da wirklich Menschen kamen, um mitzumachen, bin ich schnell zum Discounter und habe ich alle Bananen und Geflügelwiener gekauft, die ich kriegen konnte. Brötchen haben wir dann auch noch aufgetan“, lacht der Schatzmeister.
Zwei hilfsbereite Damen von der Spielvereinigung Rheurdt-Schaephuysen halfen, dass die Würstchen dann heiß neben dem Brötchen lagen und gaben das Essen auf dem Sportplatz aus.
Insgesamt 50 Rheurdter Bürgerinnen und Bürger und 32 Asylsuchende standen für das deutsche Sportabzeichen auf dem Sportplatz an der Turmwindmühle. „Das hat alle Organisatoren sehr gefreut. Die größte Altersgruppe der Flüchtlinge war übrigens die der 20- bis 40-Jährigen, aber auch vier Jugendliche und einige Ältere haben mitgemacht“, so Schlüpen.
Beim Schwimmnachweis ist noch was zu tun
Die meisten der Flüchtlinge, die aus Nationen wie Syrien, Eritrea, Bangladesch, Afghanistan oder Albanien kommen, waren noch nie in einem Schwimmbad gewesen – das Sportabzeichen und der Regen, der am Samstagnachmittag einsetzte, motivierte die Menschen zu dieser Premiere. „Es war ziemlich egal, ob das mit dem Schwimmen nun so klappte oder nicht, wir haben uns geholfen und gegenseitig angefeuert“, erzählt Schlüpen und berichtet, dass nun ein regelmäßiges Schwimmtraining geplant ist. Er freut sich besonders, dass jetzt viele der Flüchtlinge zum Training kommen, das immer montags und mittwochs stattfindet.
Anfang des nächsten Jahres wird dann die Siegerehrung für alle erfolgreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs im Januar im Ratssaal stattfinden. „Das wird dann ein toller Start ins Jahr!“ freut sich Günter Schlüpen schon jetzt.
(Quelle: wirkhaus)