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Wissensmanagement für den Spitzensport

Beim Landessportbund Hessen (LSBH) in Frankfurt fand Anfang Oktober das zweite Fachsymposium der Wissenschaftskoordinatoren mit dem Titel „Orte des Wissenstransfers“ statt.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

30.10.2008

Die Veranstaltung hatte die Führungs-Akademie gemeinsam mit dem Geschäftsbereich Leistungssport des DOSB und mit Unterstützung des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) organisiert.

Ziel war es, Prozesse des Wissenstransfers zu diskutieren, die sich in der Wechselwirkung von Theorie und Praxis ausbilden, oder die sich im Zusammenspiel von universitärer Forschung und den Spitzenverbänden des organisierten Sports zeigen. Denn Wissenstransfer im Leistungssport findet an verschiedenen Orten statt: zum Beispiel in einer Trainer-Athleten-Beziehung, im wissenschaftlichen Diskurs, in der Kommunikation zwischen Wissenschaftskoordinatoren und Hochschulen, in Schulen (Eliteschulen des Sports), auf Tagungen und Konferenzen sowie auf institutioneller Ebene des Sports (zwischen DOSB, IAT, FES, BISp und den Spitzenverbänden).

Wie aktuell das Thema ist, belegen aktuelle Untersuchungen der Universität Tübingen im Rahmen eines vom BISp geförderten Forschungsprojekts. Wissen, Information und deren sachgerechte Nutzung – das verdeutlichen die Untersuchungen von Prof. Dr. Manfred Muckenhaupt - kann auch im Spitzensport ein erheblicher Wettbewerbsvorteil sein.

Eine gute Vorlage also für das Thema „Orte des Wissenstranfers“, das nicht nur hochkarätige Referenten zu bieten hatte, sondern auch einen ebenso hochkarätigen Teilnehmerkreis aus dem Bereich der wissenschaftlichen Koordinatoren der Spitzenverbände.

Die eingeladenen Referenten thematisierten in Ihren Vorträgen verschiedene Örtlichkeiten von Wissenstransfer. Prof. Dr. Andreas Hohmann hielt den einführenden Vortrag „zur Praxisberatung des Leistungssports in der Trainingswissenschaft“ und schuf damit einen tragfähigen Rahmen für das gesamte Symposium, indem er für einen kooperativen Ansatz in der praxisorientierten Evaluationsforschung plädierte, welcher eine verstärkte Kooperation auf Augenhöhe zwischen den Verbänden und der Wissenschaft vorsieht .

In den folgenden Referaten sprachen Prof. Dr. Harald Lange zum Thema „Pädagogik und Leistungssport?! Erfahrungen aus der Seminararbeit an der Trainerakademie Köln“ und Dr. Christian Haas zum Thema „Neurowissenschaftliche Aspekte von Koordination und Sensomotorik – zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischer Umsetzung“.

Von Ihrer Praxis aus den Verbänden berichteten Dr. Wolfgang Killing vom Deutschen Leichtathletikverband und Dr. Bodo Ungerechts vom Deutschen Schwimmverband. Dr. Killing von einer erstmals durchgeführten bundesweiten Konferenz zu verschiedenen aktuellen Themen der Leichtathletik, an der mehr als 200 Trainer und Sportler teilnahmen und aus der sich nun verschiedene Regionalkonferenzen entwickelten. Dr. Bodo Ungerechts berichtete von der guten Praxis aus dem nationalen und internationalen Schwimmverband und sprach sich insbesondere für eine Stärkung der Rolle von Wissenschaftskoordinatoren aus. Diese sollten künftig mehr Einfluss bei der Vergabe von sportartspezifischen Forschungsanträgen haben.

Den abschließenden Vortrag in der Referatsreihe hielt Prof. Dr. Christian Raschner von der Universität Innsbruck aus Österreich zu „einem ganzheitlichen, wissenschaftlichen Betreuungskonzept im Jugendskirennlauf“.

In der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Positionen und Rollen der Wissenschaftskoordinatoren in den Verbänden noch nicht gefestigt sind und einer weitergehenden Definition und vor allem Positionierung bedürfen. Dabei wurden zwei mögliche Strategien diskutiert. Erstens besteht die theoretische Möglichkeit, dass der DOSB eine Verankerung von Wissenschaftskoordinatoren in den Verbänden einfordert. Das ist aber durch die prinzipielle Verbandsautonomie nicht einfach durchzusetzen. Zweitens wurde darauf verwiesen, durch einen effizienten und gelingenden Praxis-Prozess in einzelnen Verbänden, einen „Schneeballeffekt“ hervorzurufen.

Die Positionierung von Wissenschaftskoordinatoren in einem Verband ist bedeutend angesichts der Tatsache, dass Wissen mittlerweile als eigener gesellschaftlicher Produktivfaktor betrachtet wird, der bereits gleichberechtigt neben Arbeit, Boden und Kapital steht. Wissensarbeit wird so zu einer großen gesellschaftlichen Ressource und dies erst recht in einem Bereich wie dem Spitzensport, wo bereits geringste Unterschiede über Sieg und Niederlage entscheiden.

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