Zum Tode von Moritz von Groddeck
Moritz von Groddeck, einer der erfolgreichsten und vielseitigsten deutschen Ruderer, erlag am 14.Dezember 2011 in Müllheim/Baden einer schweren Krankheit.

18.01.2012

Damit verstarb bereits der dritte Ruderer des Goldachters von Rom, des legendären Deutschland-Achters von 1959 und 1960, der die Europameisterschaft 1959 in Màcon mit dem historischen Vorsprung von mehr als neun Sekunden gewann und in derselben Besetzung 1960 mit seinem Sieg die olympische Siegesserie der USA in dieser Disziplin beendete.
Karl-Heinrich Erich Moritz von Groddeck wurde am 19. Juli 1936 in Tutow in Vorpommern geboren und wuchs nach dem Krieg in Wiesbaden auf. Hier begann seine Ruderkarriere in der Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich, für die er mit seinen Bootskameraden Arndt und Steuermann Wernet/Borkowsky bereits 1955 die Deutsche Meisterschaft im Zweier mit Steuermann erringen konnte. 1956 und 1957 verteidigte er diesen Titel, konnte ihnen in diesen beiden Jahren noch zusätzlich den jeweiligen Europameisterschaftstitel hinzufügen und 1956 außerdem die Olympische Silbermedaille in Melbourne gewinnen.
Ausbildungsbedingt, und danach auch beruflich, verschlug es ihn nach Norddeutschland, wo ihn Karl Adam zum Ratzeburger RC brachte und zu einem seiner wichtigsten Ruderer der hier in Ratzeburg, unter Adams Leitung, entstehenden deutschen Achter-Kultur und -Tradition machte.
Neben zahllosen Erfolgen sowohl in Skull- als auch in Riemenbooten wurden es insgesamt zwölf Deutsche Meisterschaften (fünf davon im Achter), der erste WM-Titel im Achter 1962, fünf EM-Titel (davon drei im Achter) und drei Olympia-Medaillen (1956 Silber im Zweier mit, 1960 Achter-Gold, 1964 Achter-Silber), die Moritz von Groddecks Sportler-Bilanz zieren. Dreimal wurde er mit seinem Achter von der Presse zur „Mannschaft des Jahres“ gewählt und zweimal wurde ihm vom Bundespräsidenten das Silberne Lorbeerblatt verliehen.
Einer seiner zahlreichen sportlichen Höhepunkte soll hier noch angeführt werden: die Einladung des Ratzeburger Achters 1963 nach Amerika ins Weiße Haus mit Empfang durch Präsident John F. Kennedy. Die mit der Einladung verbundenen vier Vergleichsregatten mit den stärksten USA-Achtern wurden selbstverständlich alle gewonnen.
Nach Beendigung seiner sportlichen Laufbahn 1964 war Moritz von Groddeck, neben der Verwaltung seiner Ferienappartements im Schwarzwald, hauptsächlich als Sportjournalist tätig und berichtete als engagierter, kritischer und selbstbewusster Beobachter über das nicht nur ruderische Sportgeschehen, auch häufig von Olympischen Spielen.
Nicht nur Funkionäre, so hoch sie in der jeweiligen Sporthierarchie auch standen, sondern auch mancher Aktive musste sich manchmal nicht nur lobende Worte von ihm sagen lassen, die in den letzten Jahren allerdings schon etwas leiser wurden.
Bei einem Treffen seines Goldachters in Ratzeburg 1987 antwortete er auf die Frage eines Berufskollegen, was ihm die sportlichen Erfolge bedeuteten, mit der kurzen Feststellung: „Ich habe begriffen, dass ich nie zum Ersatzmann tauge!“
(Quelle: DOSB/Kraft Schepke)