Zwei Franzosen machen den Fitnesstest
In Villingen-Schwenningen wurde das Deutsche Sportabzeichen zur „Medaille de Sport“. Französische Soldaten trainierten für den Sportorden.

04.01.2012
Über 2.000 Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade sind in der Garnison Donaueschingen/Villingen in Baden-Württemberg stationiert. Zwei von Ihnen können sich nach bestandenem Fitnesstest das Deutsche Sportabzeichen in Bronze an die Uniform heften. Prüfer Arnold Wetzka vom TV 1848 Villingen bewies bei der Aktion neben Coaching- auch Dolmetscherqualitäten.
„Die beiden standen eines Tages bei uns auf dem Platz und wollten das Sportabzeichen machen“, berichtet Arnold Wetzka, „Die beiden“, das sind die französischen Soldaten Jean Caliari und Joel Sirangom. In Villingen-Schwenningen leben zwar viele Franzosen, doch so etwas hatte es beim Turnverein Villingen noch nicht gegeben.
„Die zwei waren ganz erpicht auf die ‚Medaille de Sport‘, wie sie das Deutsche Sportabzeichen genannt haben“, erzählt Wetzka. „Das hängt damit zusammen, dass man das Deutsche Sportabzeichen als Orden an der Uniform tragen darf.“ Schnell war klar, dass Jean Caliari und Joel Sirangom die nötige Fitness besaßen und so recherchierte Wetzka im Internet, wie denn der Fitnessorden an einer Uniform aussieht. „Das hat mich interessiert, bisher hatten wir ja noch keinen Uniformträger, der das Deutsche Sportabzeichen bei uns gemacht hat beziehungsweise den Fitnessorden in dieser Form haben wollte.“
Wetzka wurde fündig. „Das Sportabzeichen als Bandschnalle ist ein verkleinertes Abzeichen, das auf einer Trageschiene neben anderen Orden befestigt werden kann.“ Und weil Caliari (Jahrgang 1980) und Sirangom (1973) – beide stammen aus Gouadeloupe – die Prüfungen wie erwartet bestanden, forderten die Villinger die Abzeichen beim Badischen Sportbund Süd in Freiburg für die spätere Verleihungsfeier an.
„Vocabulaire“ reichte aus
Verständnisschwierigkeiten auf dem Platz gab es keine. „Ich war früher beruflich in der Industrie tätig und freue mich immer, wenn ich meine in der Schule und im Beruf erworbenen Sprachkenntnisse mal wieder benutzen kann“, so Wetzka. Die Sportbegriffe kennt er auch aus dem französischen Fernsehen. „Und wenn das ‚Vocabulaire‘ mal nicht ausreicht, dann fragt man halt – so lernt man dazu.“
2011 flossen so zwei unverhoffte Sportabzeichen in die Statistik des Sportabzeichentreffs des TV 1848 Villingen ein, die im Rahmen der traditionellen Verleihungsfeier im Dezember im Vereinsheim des Clubs feierlich übergeben wurden. 186 Abzeichen waren zusammen gekommen. Zur Veranstaltung kamen unter anderem der stellvertretende Chef der Garnison Donaueschingen-Villingen, Commandant Bruno Cheyrezy wie auch Barbara Lembke, die Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft Villingen-Schwenningen, die sich ihrerseits um die freundschaftlichen Kontakte zwischen Bevölkerung und Garnisonsangehörigen kümmert.
Sogar Bürgermeister Rolf Fußhoeller ließ sich die Veranstaltung des rührigen Vereins nicht entgehen. Er überreichte Jean Caliari und Joel Sirangom die deutschen Sportorden. Indes ist es nicht unwahrscheinlich, dass die deutsch-französische Kooperation eine Fortsetzung findet. „Ich habe den Eindruck, dass wir die beiden Soldaten im kommenden Jahr wiedersehen“, sagt Wetzka, der selbst in diesem Jahr schon das 45. Sportabzeichen verliehen bekommen hat. Weitere sollen folgen.
„Obwohl das Deutsche Sportabzeichen keine leichte Übung ist – für fast niemanden, denn bei fünf anspruchsvollen Disziplinen hat man immer irgendwo eine Schwachstelle“, meint der erfahrene Abnehmer. Die Herausforderung und das Gesellige machen für Wetzka den Reiz des Sportabzeichens aus: „Beim Deutschen Sportabzeichen ist das Spannende, dass man Menschen aller Generationen kennenlernt.“ In Villingen-Schwenningen sogar Sportler aus dem französischen Nachbarstaat.
(Quelle: wirkhaus)