Zwiebeltürme, russische Seele und das Deutsche Sportabzeichen
Seit drei Jahren gibt es den deutschen Breitensportorden an der Deutschen Schule Moskau.

15.10.2014

Mit seinen 17 Millionen Quadratkilometeren ist Russland der flächenmäßig größte Staat der Erde. In Moskau, der Hauptstadt Russlands und wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Russischen Föderation, leben rund 15 Millionen Menschen. Zum Vergleich: Das dichtbesiedelte Berlin zählt rund 3,5 Millionen Einwohner. Moskau ist gigantisch groß. Und es bietet Raum für eine deutsche Tradition:
Im Südwesten der Metropole, in der Straße Wernadskogo 103, befindet sich die Deutsche Schule Moskau „Friedrich-Joseph Haas“. Etwa 450 Mädchen und Jungen besuchen diese Institution, zu der auch ein Kindergarten gehört. Seit dem Schuljahr 2011/2012 ist das Deutsche Sportabzeichen ein Teil des Angebots der Schule.
„Als meine Kollegin Sara Schattka und ich vor drei Jahren an die Deutsche Schule Moskau gekommen sind, gab es zwar einige Turniere, aber kaum größere Sportaktionen im Unterricht und keine Sport-AGs“, erinnert sich Martin Durner. „Wir sind beide sportverrückt und in diesem Bereich wollten wir etwas tun, damit das sportliche Leben vielfältiger für unsere Kinder wird“, erzählt der Sport- und Geographielehrer. Die Stelle in Moskau war nach dem Referendariat im thüringischen Erfurt seine erste Anstellung. Heute leitet er den Fachbereich Musik, Kunst und Sport.
Ein Anreiz, auch in Russland
„Das Deutsche Sportabzeichen bereichert unseren Sportunterricht. Sara Schattka hatte damals die Idee, mit dem Abzeichen die Kinder zu Bewegung zu motivieren und an den Sport heranzuführen“, erzählt Martin Durner. Die Hoffnung hat sich erfüllt. „Es macht den Kindern große Freude, sich mit anderen zu messen. Beim Sportabzeichen können sie sehen, wie gut sie sind, ob sie Bronze, Silber oder Gold geschafft haben“, so der Sportlehrer. „Das Beste am Sportabzeichen ist vielleicht die Vielseitigkeit: Wenn ein Kind in einer Disziplin nicht so stark ist, hat es die Chance, das woanders auszugleichen. Das Sportabzeichen bietet mit dem Mix aus Ausdauer, Koordination, Schnelligkeit und Kraft einen tollen Anreiz“, meint Martin Durner.
Die meisten seiner Schülerinnen und Schüler kommen nach Russland, weil sich hier ihre Eltern aus beruflichen Gründen eine Zeit lang aufhalten, etwa, weil sie Diplomaten sind oder bei einer deutschen Firma arbeiten, die in Russland eine Niederlassung hat. „Wir unterrichten nach den deutschen Schulrichtlinien, damit es für die Kinder nach ihrer Rückkehr in Deutschland möglichst kaum Probleme gibt.“
Die Fahrt zum Schwimmbad: Lang ist relativ
Einige von Durners Schülerinnen und Schülern kennen das Sportabzeichen bereits aus ihrer Schulzeit in Deutschland und fragen direkt bei ihrem Lehrer nach, um es auch in Russland ablegen zu können.
„Die meisten aber schließen durch uns Bekanntschaft mit dem Deutschen Sportabzeichen“, so Durner. Die Deutsche Schule Moskau ist gut ausgestattet und besitzt zwei Sporthallen und einen kleinen Sportplatz. Ausdauerstrecke liefen die Absolventen bei einer russischen Schule in der Nachbarschaft. Außerdem gab es drei Tage, an denen ein Kleinbus die Kinder in eine Schwimmhalle zur Schwimmprüfung brachte. „Das bedeutete eine Stunde Fahrt hin und eine wieder zurück. Aber in einer so großen Stadt ist das noch die nähere Umgebung“, lacht Martin Durner. Die Leistungen für das Deutsche Sportabzeichen nahmen seine Kollegen Sara Schattka und Victor Larin das ganze Jahre im Rahmen des Sportunterrichts und während des Sportfestes kurz vor den Sommerferien ab.
Stolz und Ehre
„Verliehen wird das Deutsche Sportabzeichen immer auf einer richtig feierlichen Veranstaltung in unserer Aula. Dann bekommen die Absolventen ihre Urkunden und Nadeln vor allen Mitschülern, die Schulleitung ist dabei und ein Foto wird auch gemacht“, berichtet der Sportlehrer aus Thüringen. „Das macht die Kinder wirklich sehr stolz. So sehr, dass manche von ihnen dann in die nächste Sportstunde mit der Nadel am T-Shirt erschienen“, freut sich Martin Durner. „Da musste ich ihnen das aus Sicherheitsgründen das Deutsche Sportabzeichen wieder abnehmen. Aber nur für die Dauer einer Sportstunde.“
Bisher haben an der Deutschen Schule Moskau nur Grundschüler das Sportabzeichen abgelegt. „Da können wir, dank der Initiative von Sara Schattka, steigende Zahlen vermerken. Das spricht dafür, darüber nachzudenken, das Deutsche Sportabzeichen auch für die älteren Jahrgänge anzubieten“, blickt Martin Durner in die Zukunft. Der Sportabzeichen-Fan jedenfalls hat seinen Vertrag an der Deutschen Schule Moskau gerade bis 2017 verlängert.
(Quelle: wirkhaus)