In Gesprächen zu praktikablen Lösungen

Wie Sportstätten trotz explodierender Energiepreise offen bleiben können, dafür gibt es kein Patentrezept.

Gehen bald alle Lichter in den Sporthallen aus? Foto: picture-alliance
Gehen bald alle Lichter in den Sporthallen aus? Foto: picture-alliance

Es war ein gutes Signal für die Sportvereine und -verbände, das in der vergangenen Woche von Bundeskanzler Olaf Scholz und der Konferenz der Ministerpräsidenten ausgesendet wurde. Die beschlossene Energiepreisbremse soll neben Unternehmen und Privathaushalten ausdrücklich Vereine, und damit auch Sportvereine, entlasten. Und zwar sowohl beim Gas wie auch beim Strom. Damit haben diese einigermaßen Planungssicherheit, können erst einmal durchatmen. Zumal bereits auch viele Bundesländer signalisiert haben, die Maßnahmen des Bundes durch eigene Programme zum Schutz der Sportvereine zu ergänzen.

Trotzdem bleiben noch offene Punkte. Denn die meisten der etwa 50.000 Sportstätten bundesweit befinden sich nicht im Besitz von Sportvereinen, sondern werden von Kommunen betrieben. Doch wie werden diese sich verhalten? Bleibt es bei einer Absenkung der Temperaturen in den Hallen? Kommt es zum kalten Lockdown? Oder werden die Städte und Gemeinden, wenn nicht schon längst geschehen, Gebühren für die Nutzung der Hallen erheben? Damit wird das Problem allerdings wieder nicht gelöst, sondern lediglich weitergeschoben. Und Sportvereine in eine andere Art von existentieller Not getrieben. Denn eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge ist keine Lösung. Erholen sich gerade die Zahlen in den Mitgliederstatistiken nach dem Corona-Lockdown wieder langsam, würden höhere Beiträge vermutlich eine neue Austrittswelle auslösen. Darüber hinaus verlören die Sportvereine auch ihren Anspruch die Heimat für alle, auch für die sozial schwächeren Bevölkerungsschichten eine Anlaufstelle zu sein. Die Bedeutung des Sports für das Gemeinwesen darf nicht unterschätzt werden. Dies muss ganz deutlich als eine Erkenntnis aus den Corona-Lockdowns im Bewusstsein bleiben.

Besonders heftig jedoch treffen die explodierenden Energiepreise die Schwimmvereine oder -abteilungen. Die Wassersportarten müssen extrem leiden. Hat so manche Stadt oder Gemeinde in der Vergangenheit mit dem Gedanken verworfen das Wasser aus dem Becken abgelassen, weil sich ein Bad nie kostendeckend betreiben lässt. Mit dem Argument der gestiegenen Energiepreise werden diese Überlegungen wieder neu bewertet werden. Die Schließung zu vieler Wasserflächen hat jedoch verheerende Folgen. Kann jetzt schon die Hälfte der Viertklässler nicht schwimmen, ist diese Quote durch die Corona-Lockdowns noch einmal um zehn Prozent auf etwa 60 Prozent gestiegen. Sollte weiter kein Schwimmunterricht stattfinden, werden dies schon in naher Zukunft noch einmal dramatisch mehr Nichtschwimmer werden.

Die große Schwierigkeit ist, dass es für all diese Probleme keine Patentlösung gibt. Zu unterschiedlich stellt sich die Situation von Kommune zu Kommune dar. Helfen kann in dieser schwierigen Situation nur intensive Lobbyarbeit, viele Gespräche vor Ort. Zwischen Vereinsvertretern und Verantwortlichen in den Städten und Gemeinden. Aber auch zwischen den Spitzen der verschiedenen Rathäuser. Etwa zum Thema Schwimmbäder. Warum soll es in einem Verbund nicht gelingen, zumindest ein Bad in benachbarten Kommunen für den Schwimmunterricht und das -training in Betrieb zu halten? Oder es lässt sich ein Kompromiss beim Flutlicht finden, wenn etwa schon um 21.00 statt wie 22.00 Uhr abgeschaltet wird.

Die explodierenden Energiepreise sind momentan die vorrangigste, weil teilweise existenzbedrohendste Herausforderung für die Sportvereine. Doch auch die anhaltende hohe Zahl an Zufluchtssuchenden bereitet vielen Vereinsvertretern Kopfzerbrechen. Denn in vielen Gemeinden gibt es Pläne, oder diese wurden bereits umgesetzt, die Geflüchteten in Sporthallen unterzubringen. Auch dafür sollte nach Alternativen Ausschau gehalten werden. Denn das Schließen von Sportanlagen und Sporthallen, sei es wegen Energiethemen oder der Unterbringung von Flüchtlingen, ist die Ultima Ratio. Nach Corona benötigen die Menschen und die Vereine einfach wieder das Thema Zusammenkunft.

(Autor: Klaus-Eckhard Jost, Leiter Presse & Kommunikation des Landessportverbandes Baden-Württemberg)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Gehen bald alle Lichter in den Sporthallen aus? Foto: picture-alliance
    Nur eine Leuchtröhre brennt über einem Handballtor, in das ein Handball fliegt. Foto: picture-alliance