Sportvereine und die Pandemie

Die Mitgliederbasis ist besonders betroffen: Das zeigen die im Frühjahr 2021 erhobenen Ergebnisse der COVID-19-Zusatzbefragung für den Sportentwicklungsbericht.

Virtuelles Training kann nur eine Zwischenlösung sein. Foto: LSB NRW / Bowinkelmann
Virtuelles Training kann nur eine Zwischenlösung sein. Foto: LSB NRW / Bowinkelmann

Die Corona-Lage und die Herausforderungen für den Sportbetrieb sind unverändert schwierig. Eine erneute Schließung von Spiel- und Sportstätten konnte zwar verhindert werden, von einer regulären Durchführung der Bewegungsangebote kann aber bei weitem nicht die Rede sein. So kämpfen die Vereine auch in der vierten Corona-Welle mit vielfältigen Einschränkungen und Hindernissen im Sportbetrieb.  

In einer jetzt vorgelegten COVID-19-Sonderbefragung bei Sportvereinen, die im Frühjahr 2021 erhoben wurde, bestätigt der Sportentwicklungsbericht (SEB) den Trend, dass vor allen Dingen die Mitgliederbasis von den Auswirkungen betroffen ist – bei einer gleichzeitigen Krisenfestigkeit und Resilienz in anderen Bereichen des Vereinssports.

Die Studie wurde durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) gefördert und im Rahmen der 8. Welle des Sportentwicklungsberichts durchgeführt. An der Zusatzbefragung im Zeitraum von Anfang April bis Anfang Juni 2021 haben sich 3.895 Sportvereine beteiligt. Die Publikation ist als Flipbook online hier abrufbar. Ergänzend werden barrierefreie deutsche und englische pdf-Fassungen zur Verfügung gestellt.

Insgesamt zeigt sich, dass die Effekte je nach Vereinsgröße sehr unterschiedlich ausfallen und die Daten daher differenziert betrachten werden müssen. Dabei stehen kleine, rein ehrenamtlich organisierte Sportvereine vor anderen Herausforderungen als große, eher dienstleistungsorientierte Organisationen.  

Über die Hälfte aller Vereine gibt an, einen Mitgliederrückgang zu verzeichnen. Für das Jahr 2020 wird dieser über alle Vereine hinweg mit -3,3 % berechnet, während der Schwund bei Großsportvereinen (>2.500 Mitglieder) mit -6 % noch deutlich größer ausfällt. Insgesamt hat der Problemdruck im Mitgliederbereich von 2020 zu 2021 damit signifikant zugenommen.

Ein deutlicher Reflex auf den Mitgliederrückgang sowie die Einschränkungen ist die zunehmende Durchführung von digitalen Angeboten sowie Outdooraktivitäten. Ergänzend haben die Vereine in der Krise besonders auf die Unterstützungs-, Beratungs- und Informationsleistungen der Verbände zurückgegriffen.  

Differenziert zu betrachten sind die Angaben zur Personalentwicklung. So geben die Vereine überwiegend an, dass die Anzahl an Personen in Vorstandsfunktionen, bei den ehrenamtlichen Trainer*innen sowie Schieds- und Kampfrichter*innen stabil geblieben ist. Allerdings gilt hier abzuwarten, ob dieser Trend aufgrund des Befragungszeitraumes nach­haltig oder eher kurzfristig zu bewerten ist.

So wurden gerade die Trainer*innen und Übungsleiter*innen aufgrund der Unterbrechung des Sportbetriebs in dieser Zeit weniger bis gar nicht eingesetzt, während zeitgleich aber Mitglieder aus den Vereinen ausgetreten sind. Eine genauere Problembewertung in dieser Frage kann somit erst nach der Rückkehr in den sportlichen Normalbetrieb erfolgen.

Eine gewisse Krisenfestigkeit zeigt sich zum Befragungszeitpunkt gleichfalls im Finanzbereich. So sind die Problemlagen im finanziellen Bereich und die Erwartung des Auftretens existenzieller finanzieller Probleme bis zum Ende des Jahres 2021 bei den Vereinen durchschnittlich eher gering ausgeprägt.

Ein Grund hierfür könnten die finanziellen Hilfsmaßnahmen sein, die im Rahmen der Pandemie aufgesetzt wurden. Die Daten zeigen, dass rund jeder fünfte Verein finanzielle Hilfsmaßnahmen beantragte, wobei der Anteil bei den Großsportvereinen mit über zwei Drittel weitaus höher ausfällt. Beantragt wurden hierbei vor allem Liquiditätshilfen.

Die stabilen Ergebnisse in Teilbereichen der Studie dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine große Mehrheit der Vereine trotzdem eine mangelnde Unterstützung aus Politik und Verwaltung sowie gleichbleibend große bürokratische Belastungen empfindet.

Für eine weiterführende Bewertung der Folgen der Pandemie sind zukünftige Studien notwendig, um auch die langfristigen Effekte auf die Sportvereine erfassen zu können. Hier wird die Vereinsbefragung der 9. Welle des Sportentwicklungsberichts, welche im Herbst 2023 startet, Aufschluss geben können.

Ergebnisse der Covid-Zusatzbefragung >>>

Alle Informationen und Ergebnisse der Sportentwicklungsberichte sind hier abrufbar >>>

(Quelle: DOSB)


  • Virtuelles Training kann nur eine Zwischenlösung sein. Foto: LSB NRW / Bowinkelmann
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