
Umsetzung der Inklusion im und durch Sport
Sport bringt Menschen in Bewegung, fördert das Miteinander sowie die Mobilität, verbessert körperliches und psychisches Wohlbefinden, stärkt das Selbstbewusstsein und macht vor allem Spaß.
Bewegung, Spiel und Sport sind besonders geeignet, um das gegenseitige Kennenlernen und Zusammenwirken von Menschen mit und ohne Behinderungen zu fördern, den Gedanken der selbstbestimmten, gleichberechtigten Teilhabe im Bewusstsein zu verankern und Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft zu stärken.
In den Sportvereinen und Sportverbänden des DOSB wird Inklusion in einer Vielzahl von Maßnahmen bereits gelebt. Es gilt diese Aktivitäten weiter auszubauen und immer mehr Möglichkeiten für ein gemeinsames Sporttreiben zu schaffen.
Die Mitgliedsorganisationen des DOSB treffen sich regelmäßig im Fachforum Inklusion.
Fachforum Inklusion 2025 in Ruit - die Ergebnisse der Arbeitsgruppen

In dieser Arbeitsgruppe wurde mit dem Beispiel der Wirkungsanalyse aus dem Zertifikatslehrgang Inklusion des LSB Berlin die Keynote von Prof. Nora Bilz, MyAbility, für die Verbandsarbeit vertieft. Tim Tschauder hat u.a. die Wirkungstreppe vorgestellt und zur Messung der Inklusion klare Wirkungsziele formuliert (Welches Wissen sollen TN mitnehmen? Welche Handlungen wünschen wir uns von den TN nach dem Lehrgang?). Um das messbar zu machen, wurden sowohl vor als auch direkt nach dem Lehrgang eine quantitative Befragung durchgeführt und ein Jahr später qualitative Interviews. Nach dem Vortrag von Tim Tschauder und einer anschließenden Diskussion wurde die Gruppe in drei Arbeitsgruppen unterteilt. In den AGs wurden beispielhaft für eigene Projekte Wirkungsziele formuliert und Überlegungen angestellt, wie diese gemessen werden können.
- Generell herrscht Konsens, dass es sowohl sinnvoll als auch möglich ist, die Wirkung von Inklusion zu messen.
- Die Wirkungstreppe (insbesondere die Stufen 4 und 5) ist hilfreich, um klare Wirkungsziele zu formulieren
- Es ist sinnvoll, sich bei der Wirkungsmessung auf eine Zielgruppe zu fokussieren, bzw. für jede Zielgruppe eine eigene Wirkungstreppe zu bauen
Es ist sinnvoll, Wirkung nicht nur direkt im Anschluss an eine Maßnahme zu messen, sondern auch langfristig (z.B. nach einem Jahr), um die Nachhaltigkeit von Maßnahmen sicherzustellen. Zudem kann das Messen nach einem Jahr auch per se dazu beitragen, das Thema erneut in Erinnerung zu rufen und ggf. dazu veranlassen, Maßnahmen zu ergreifen, wenn noch nicht geschehen.
Ein überraschendes Ergebnis: Wirkungsmessung muss nicht kompliziert sein, sondern kann teilweise relativ einfach und schnell umgesetzt werden, z.B. mit Mentimeter-Befragungen.
Peggy Bellmann

Einführung in die Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit, sowohl in Form klassischer PR als auch Social Media. Wie finde ich gute Geschichten, wie bereite ich sie gut auf und wie schaffe ich Mehrwerte für Außenstehende.
Inhalte müssen kommunikativ so aufbereitet sein, dass sie für Außenstehende (Journalist*innen, interessierte Öffentlichkeit) einen Mehrwert bieten. Was haben „die Leute“ von eurer Nachricht? Zeigt ihr einen Missstand auf, informiert ihr über etwas Interessantes, erzählt ihr eine inspirierende Geschichte? Die Kernbotschaft sollte immer am Anfang einer Nachricht stehen und auf einen Blick vermitteln, worum es geht. Denkt die Botschaft nicht von eurer Seite, sondern von der Seite der Leser*innen.
Überraschende Erkenntnis: Man kann viel selbst machen. Egal ob Kontakte zu Journalist*innen oder Posts auf Social Media, man kann – ggfs. in Abstimmung mit seiner verbandsinternen Pressestelle – viel proaktiv anschieben.
Felix Wolf, DOSB-Verbandskommunikation

Die Partizipation von Menschen mit Behinderungen als Expert*innen in eigener Sache ist Grundlage einer glaubwürdigen Umsetzung der Inklusion. Verschiedene Sportverbände berichten von erfolgreichen Projekten zur Gewinnung von Menschen mit Behinderungen als ehrenamtliche Mitarbeitende.
Kim Früh berichtet über die „Ausbildung für Menschen mit geistiger Behinderung zum Co-Trainer“. Jannis Clemens berichtet von dem Projekt „Ehrenamt Inklusiv“ des LSB.
Unterlagen für Trainer*innen/Übungsleiter*innen-Aus- und Fortbildungen sollten grundsätzlich in Leichter Sprache herausgegeben werden, da die Inhalte so für alle Teilnehmenden einfacher verständlich sind. Um die Zielgruppe der Menschen mit geistiger Behinderung für eine Trainer*innen-Tätigkeit zu gewinnen, sollte z.B. die Begrifflichkeit „Co-Trainer“ und nicht „Trainer-Assistenz“ verwendet werden. U.a. die nachfolgenden Fragen von Teilnehmenden der Arbeitsgruppe wurden diskutiert. Hierfür wären Unterlagen oder weiterführende Informations-/Austauschformate hilfreich: Wie kommen mehr Menschen mit Behinderungen (im ländlichen Raum) in Sportvereine? Wie gewinnen wir mehr Menschen mit Behinderungen für eine ehrenamtliche Funktion im Vereinsvorstand?
Ein überraschendes Ergebnis: Zur*zum Co-Trainer*in ausgebildete Menschen mit geistiger Behinderung tragen auch dazu bei, dass z.B. ältere Trainer*innen/Übungsleiter*innen ihr Ehrenamt länger ausüben können, da sie Unterstützung erhalten.
Theresa Windorf

Ohne Barrierefreiheit ist auch keine Teilhabe möglich. In dieser Arbeitsgruppe wurden verschiedene Bereiche der Barrierefreiheit angesprochen und Umsetzungsmöglichkeiten für die Verbandspraxis diskutiert.
Erläuterung der drei Dimensionen der Barrierefreiheit (Räumlich & Baulich / Kommunikativ / Informativ & Technologisch) und mögliche Wege um diese zu erreichen.
Die Teilnehmenden konnten sehr viele Punkte nennen, die durch weitere Punkte von den Workshop-Leitenden ergänzt wurden. Den Teilnehmenden wurden die verschiedenen Bereiche noch einmal klarer und das Bewusstsein wurde weiter geschärft. Es konnten Wege und weitere Anregungen zur Umsetzung der Barrierefreiheit gesammelt werden.
Ein überraschendes Ergebnis: Es wurde auf die „soziale Barrierefreiheit“ hingewiesen und deutlich gemacht, dass alle drei Bereiche der Barrierefreiheit darauf einzahlen und essenziell für soziale Teilhabe sind.
Taime Kuttig und Stefan Möll, DOSB-Inklusionsteam

Hat die Umsetzung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen noch Priorität in der Politik und Gesellschaft? Ist das Menschenrecht auf gleichberechtigte Teilhabe noch gültig? Hier wird diskutiert, welche Rolle der Sport in der aktuellen Situation spielen kann.
Der Workshop thematisiert, wie essenziell Inklusion für eine funktionierende Demokratie ist – insbesondere im Sport. Er zeigt auf, dass echte Teilhabe nur durch den Abbau von Barrieren, politische Verantwortung und aktive Mitgestaltung durch Sportverbände möglich ist.
Politik drückt sich vor Verantwortung! Viel verfassungsfeindliches Gedankengut politisch derzeit besetzt. DOSB muss laut ein deutliches Zeichen an die Politik senden. Inklusion ist der Maßstab für eine funktionierende Politik.
Ein überraschendes Ergebnis: Es herrscht ein Konkurrenzdenken zwischen den Verbänden für Menschen mit Beeinträchtigungen, obwohl alle das gleiche Ziel haben. Das ist definitiv nicht zielführend.
Keren Vogler, Anti-Rassismus-Beauftragte DJK-Sportverband

Hat die Umsetzung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen noch Priorität in der Politik und Gesellschaft? Ist das Menschenrecht auf gleichberechtigte Teilhabe noch gültig? Hier wird diskutiert, welche Rolle der Sport in der aktuellen Situation spielen kann.
Gelingensbedingungen und Herausforderungen – Gutes Beispiel „Masterplan Inklusion im niedersächsischen Sport“ – Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung zu strukturellen Hindernissen und Gelingensbedingungen und Erfolgsfaktoren
Inklusion wird innerhalb der Verbände immer noch als Handlungsfeld und nicht als systemimmanent angesehen, daher ist es in den Strukturen meist nicht richtig verortet.
Keine Ressourcen, weder personell noch finanziell, ausschließlich Projektförderung. Tue Gutes und rede drüber!
Ein überraschendes Ergebnis: Es wird immer noch diskutiert, ob Inklusion umgesetzt wird!
Anke Günster

Intersektionalität bedeutet, dass Menschen nicht nur eine einzige Identitätskategorie (z. B. Geschlecht oder Ethnie) haben, sondern mehrere Merkmale, die ihre Erfahrungen prägen. Somit gibt es auch verschiedene Bedürfnisse und Hindernisse, warum Menschen nicht den Weg in den Vereinssport finden. Am Beispiel von 3 Projekten (Vielfaltstour und das GenIAL-Projekt, Projekt Saarland) haben wir über Bedarfe, Hindernisse und Lösungsansätze, intersektionale Angebote zu schaffen, gesprochen.
Zunächst ist es notwendig, einen Perspektivwechsel einzunehmen und in den Dialog zu gelangen, um herauszufinden, warum bestimmte marginalisierte Gruppen in unserem Sport oder Verein unterrepräsentiert sind. Die Existenz mehrerer Vielfaltsdimensionen erhöht die Hindernisse, ein entsprechendes Angebot zu finden. Doch wie können Verbände und Vereine entsprechende Angebote schaffen? Zunächst geht es darum, ein Bewusstsein für die Situation der Zielgruppe zu schaffen, dies geht in der Regel nur über den Austausch mit den Menschen selbst oder aber durch Allys, also Menschen, die als Verbündete der marginalisierten Gruppen agieren. Bei intersektionalen Projekten ist es von besonderer Bedeutung, das Angebot in kurzen Zeitabständen kontinuierlich zu evaluieren und gemeinsam mit der Zielgruppe das Angebot an den Bedarfen auszurichten. Oft sind es einzelne Stellschrauben, die entscheiden, ob eine Person an einem Angebot teilnehmen wird oder nicht.
Überraschendes Ergebnis: Oft denken wir gerade aufgrund der Schwerpunkte der Förderer in Silos und bleiben bei unserer originären Zielgruppe, dabei sind Menschen nicht nur eindimensional. Wenn wir dies berücksichtigen und intersektionale Angebote schaffen, können wir noch viel mehr Menschen für den Sport gewinnen.
Nadine Merten

Das EVI-Projekt hat gezeigt, dass Menschen mit Behinderungen die Verbandsarbeit mit neuen Perspektiven bereichern. In dieser Arbeitsgruppe werden Erfahrungen ausgetauscht und erste Schritte für Veränderungen entwickelt.
Anhand nachfolgender Fragestellung tauschen sich die Teilnehmenden aus: Wie kann ich in meiner Funktion/Rolle in meine Organisation wirken, damit mehr Menschen mit Behinderungen dort hauptberuflich arbeiten? Anschließend teilte Theresa Windorf die Erfahrungen sowie die Ergebnisse der Evaluation aus dem Projekt „Event-Inklusionsmanager*in im Sport“.
Was können wir konkret tun? Mehr in das eigene Team wirken (es braucht Begegnungen, Veranstaltungen/Impulse direkt durch Menschen mit Behinderungen durchführen lassen, z.B. zum Thema Barrierefreiheit), Netzwerke für Veränderungsprozesse nutzen, Mitgliedsverbände/-organisationen zum Thema beraten, daraufhin wirken, dass Stellen z.B. im Bereich Inklusion (aber nicht nur dort) mit einem Menschen mit Behinderung besetzt werden, Strategie für die Einstellung von Menschen mit Behinderungen entwickeln, die zielgruppenorientiert und nicht diskriminierend wirkt.
Überraschendes Ergebnis: Klare Stellen-/Aufgabenprofile erstellen und in den Stellenausschreibungen mehr auf entscheidende Arbeitsbedingungen eingehen. Bei der gegenseitigen Bekanntmachung von Arbeitgeber und interessierten Arbeitnehmer*innen sollten neue Wege gegangen werden, z.B. könnte ein regelmäßiges Austauschangebot zum gegenseitigen Kennenlernen für alle interessierten Arbeitnehmer*innen im Rahmen der Personalgewinnung angeboten werden.
Theresa Windorf

Verschiedene Sportverbände führen Projekte zur Umsetzung der Inklusion durch. In dieser Arbeitsgruppe stellen sich drei Verbände und ihre Projekte vor und zeigen Erfolgsfaktoren und evtl. Hindernisse auf. Gert Schulz stellte das Inklusionsturnier des Schachverbandes und der Württembergische Landessportverband die Kommunale Quartiersentwicklung und damit verbundene Chancen der Vereine unter dem Motto: EINFACH WEITER-MACHEN.
Anja Pinzel vom Deutschen Alpenverein (DAV) stellte das Projekt Alpen.Leben.Menschen vor. Es handelt sich dabei um niederschwellige Angebote, die breit gestreut werden, und die Erkenntnis, dass persönliche Kontakte helfen, mehr Leute zum Sport zu bewegen.
Die Sektionen brauchten finanzielle Unterstützung beim Auf- und Ausbau inklusiver Angebote. Somit wurde das Thema Inklusion sichtbarer in den einzelnen Sektionen. Die leichter zugänglichen Touren wurden von der breiten Masse der Kletterer sehr gut angenommen und bringt eine großen Vorteil für die Kletterhallen.
Ein überraschendes Ergebnis ist das Interesse an der aktiven Teilhabe am Ehrenamt der Teilnehmenden. Daher will der DAV nun eine niederschwellige Ausbildung als Co- Trainer*innen ins Leben rufen.
Anja Pinzel
Strategiekonzept Inklusion

Im Dezember 2022 wurde eine überarbeitete Version des Strategiekonzepts vom DOSB-Präsidium unter dem Motto „Nichts über uns ohne uns“ verabschiedet.
Die Zielsetzung des aktuellen Strategiekonzepts 2022 ist es, konkrete Ziele und Aufgaben zu benennen, um die Umsetzung der Inklusion im und durch Sport voranzubringen und somit ein gleichwertiges, gleichberechtigtes und auch gemeinsames Sporttreiben von Menschen mit und ohne Behinderungen zu fördern.
Dabei liegt der Schwerpunkt auf den folgenden sieben Handlungsfeldern:
- H1: Verbandskultur / Strukturen
- H2: Angebote
- H3: Qualifizierung
- H4: Barrierefreiheit / Zugänglichkeit
- H5: Kooperationen / Wissenschaft
- H6: Interessenvertretung
- H7: Kommunikation / Service / Beratung
Monitoring zur Umsetzung der Inklusion

Um den Stand der Inklusion in den DOSB Mitgliedsorganisationen zu ermitteln, werden diese alle zwei Jahre befragt und die Ergebnisse fließen in ein Monitoring zur Umsetzung der Inklusion ein.
Nach dem Monitoring 2020 und dem Monitoring 2022, hat der DOSB nun das Monitoring 2024 mit einem Überblick über die vielfältigen Arbeitsbereiche und Aktivitäten im DOSB zur Umsetzung der Inklusion veröffentlicht.
Das Monitoring soll weiterhin zweijährig herausgegeben werden.
Good Practices
Inklusion wird bereits in vielen Sportangeboten aktiv umgesetzt und zeigt sich in vielfältigen Formen. Von inklusiven Trainingsgruppen bis hin zu barrierefreien Veranstaltungen – der Sport bietet zahlreiche Möglichkeiten, um Menschen mit und ohne Behinderungen zusammenzubringen und gleichberechtigte Teilhabe zu fördern. Hier stellen wir einige Beispiele vor, die zeigen, wie Inklusion im und durch Sport erfolgreich gelebt wird.