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13 weitere Mitstreiter für den internationalen Sport

Das International Leadership Programme bereitet ehemalige Spitzenathlet*innen und international bereits engagierte Haupt- und Ehrenamtler auf internationale Führungsämter vor. 13 von ihnen schlossen nun den zweiten Durchgang erfolgreich ab.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

03.10.2025

Eine Menschengruppe vor den olympischen Ringen
Elf der 13 Absolventen mit Katrin Grafarend (r.), Leiterin des Ressorts Internationales, DOSB-Vorstandschef Otto Fricke (l. neben Kim Bui), Coach Richard Stephenson (r. neben Kim Bui) und Programmkoordinator Johannes Curtius (l.).

Bevor er den formellen Teil routiniert-charmant erledigte, wollte Otto Fricke eine ihm wichtige Botschaft transportieren. „Zu Führung gehört neben sozialer Intelligenz die Bereitschaft, eigene Fehler einzugestehen und sich durch Selbstreflexion zu verbessern. Es ist eine Binsenweisheit, dass Fortbildung für das spätere berufliche Leben wichtig ist. Ich bin überzeugt davon, dass ihr in diesem Programm gelernt habt, wie internationale Führung funktioniert, und dazu gratuliere ich herzlich“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ehe er am Mittwochnachmittag im Haus des Sports an der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise den 13 Absolvent*innen des zweiten Turnus des International Leadership Programmes (LEAP) ihre Teilnahmezertifikate überreichte.

Das LEAP wurde im DOSB im Herbst 2022 mit dem ersten Jahrgang gestartet. „Das Programm richtet sich an ehemalige Spitzenathlet*innen, Haupt- und Ehrenamtliche aus unseren olympischen Mitgliedsverbänden und dem Deutschen Behindertensportverband, die Interesse an internationaler Lobbyarbeit haben und Ehrenämter in internationalen Verbänden anstreben oder bereits ausüben“, sagte Johannes Curtius, der im Ressort Internationales das Programm koordiniert.

  • Wir erwarten Interesse an internationaler Arbeit und begrüßen es, wenn die Teilnehmenden bereits ein konkretes Ziel vor Augen haben.

    Johannes Curtius
    Programmleiter / Ressort Internationales
    DOSB

    Den ersten Lehrgang, der im Herbst 2023 endete, absolvierten ebenso 13 Personen wie den aktuellen. Wer dabei sein möchte, muss über sehr gute Englischkenntnisse verfügen, da alle Module von Schulungsleiter Richard B. Stephenson in englischer Sprache abgehalten werden. „Zusätzlich erwarten wir Interesse an internationaler Arbeit und begrüßen es, wenn die Teilnehmenden bereits ein konkretes Ziel vor Augen haben. Manche sind, während sie am Programm teilnehmen, in der Planung einer Bewerbung, bewerben sich um ein Amt oder haben es sogar bereits inne“, sagte Curtius. Zudem müssen die Bewerber*innen von ihrem nationalen Spitzenverband nominiert sein. Wer angenommen wird, darf sich über eine Art Vollstipendium freuen, das aus Bundesmitteln und vom DOSB co-finanziert wird. Lediglich für anfallende Reisekosten müssen die Absolvent*innen selbst aufkommen.

    Fünf Module umfasste der Lehrgang 2024/25, der innerhalb von elf Monaten mit insgesamt zwölf Lehrgangstagen angesetzt war. Zum Auftakt im November 2024 wurden an drei Tagen im Haus des Sports des DOSB in Frankfurt strategische Ziele gesetzt und Präsentationstechniken vorgestellt und eingeübt. Es folgte ein eintägiges Onlineseminar im Februar, in dem Persönlichkeitsprofile erarbeitet wurden. Maximal spannend wurde es im April. In Lausanne konnte die Gruppe über drei Tage wichtige Einblicke in die Arbeit von Weltverbänden gewinnen, war beim Volleyball-Dachverband FIVB und beim Welt-Reitsportverband FEI zu Gast und machte sich mit der Arbeit der Vereinigung der olympischen Sommersportverbände (ASOIF) vertraut.

    Höhepunkt war die Tagestour zum Internationalen Olympischen Komitee (IOC), dessen damaliger Präsident Thomas Bach sich mehr als eine Stunde Zeit nahm, um mit seinen Landsleuten über die Besonderheiten der deutschen Sportpolitik zu diskutieren. „Lausanne war besonders emotional, weil wir uns auf der Olympic Wall verewigen durften“, sagte Ronald Rauhe. Der Kanu-Olympiasieger von 2004 und 2021 stellt sich im November in London zur Wiederwahl in die Athletenkommission des European Olympic Comitees (EOC) und profitierte als Kursteilnehmer „vor allem von den sehr guten Lerninhalten zum Thema Wahlkampfreden, die sich auch in vielen anderen Bereichen anwenden lassen.“

    Eine Änderung zum Premierendurchgang des Programms bestand darin, dass statt eines Moduls in Brüssel eine zweieinhalbtägige Reise nach Papendal ins nationale Leistungszentrum des niederländischen Sportdachverbands anstand. Anfang Juni traf die Gruppe dort auf Absolvent*innen des skandinavischen LEAP-Programmes und aus den Benelux-Staaten, so dass sich internationale Sportführungskräfte aus zehn Nationen austauschen konnten. Das Modul stand unter dem Motto „interkulturelle Kompetenz und nachhaltiges, effektives Netzwerken“. Jakob Großehagenbrock, Co-Vorsitzender des Deutschen Lacrosse-Verbands, sagte: „Es war spannend, die unterschiedlichen Perspektiven kennenzulernen. Für mich war die Zusammenarbeit innerhalb unserer Gruppe, aber auch mit den anderen Teams sehr bereichernd.“

    Um nachzuweisen, dass sie in der Lage sind, die erlernten Inhalte praxisgerecht anzuwenden, stand für die Absolvent*innen in dieser Woche in Frankfurt die Abschlussarbeit an. In drei Kleingruppen sollten sie am Dienstag und Mittwoch eine Kampagne für ein frei wählbares Thema entwickeln und diese inklusive der dafür nötigen Arbeitsschritte in einem 15-minüten Vortrag am Donnerstag präsentieren. Die Ergebnisse erfüllten die hohen Erwartungen, die Lehrgangsleiter Stephenson an die Gruppe hatte: „Die Teilnehmenden haben wirklich herausragendes Engagement gezeigt. Sie waren positiv kritisch und sind extrem gut darin, die Werkzeuge anzuwenden, die sie im Lehrgang mitbekommen haben“, sagte der Kanadier, der seit fast 30 Jahren in Norwegen lebt.

    Das wichtigste Ziel des Programms ist es, Deutschlands Einfluss im internationalen Sport zu vergrößern. „Die Teilnehmenden sollen Botschafter für die unterschiedlichen Strategien des DOSB sein. Dafür benötigen sie viele Fähigkeiten, um Beziehungen aufzubauen und zu verstehen, was ihre potenziellen Wählerinnen und Wähler wollen. Einige davon haben sie hier gelernt und vertieft“, sagte der Coach. Welche Früchte das trägt, lässt sich am Erfolg des ersten LEAP-Jahrgangs ablesen. Florian Sperl, Präsident des Bundesverbands Deutscher Gewichtheber, ist mit 38 Jahren bereits Mitglied im Executive Board des Weltverbands. Die ehemalige Leistungsruderin Lenka Dienstbach-Wech wurde kürzlich ins Exekutivkomitee des Weltruderverbands World Rowing gewählt. Und Martin Volke, ehemals Leistungssportreferent im nationalen Verband, ist Vorsitzender der Wettbewerbskommission des kontinentalen Dachverbands European Boxing.

    • Je mehr der Sport von öffentlicher Finanzierung abhängt, desto nötiger ist es, die Politik zu verstehen. Dazu leistet LEAP einen wichtigen Beitrag.

      Otto Fricke
      Vorstandsvorsitzender
      DOSB

      Inwieweit sich auch der zweite Jahrgang nachhaltig auf internationaler Bühne wird einbringen können, bleibt abzuwarten. Die frühere Hockey-Nationalspielerin Katrin Kauschke, die bereits Mitglied im Executive Board des Weltverbands FIH ist, fühlt sich dafür nun deutlich besser aufgestellt. „Ich hatte mir erhofft, durch dieses Programm besseres Rüstzeug zu bekommen, und diese Hoffnung hat sich bestätigt“, sagte sie. Otto Fricke, der die Gruppe am Mittwoch noch zum Abendessen in ein Frankfurter Restaurant begleitete, freute das. „Je mehr der Sport von öffentlicher Finanzierung abhängt, desto nötiger ist es, die Politik zu verstehen. Dazu leistet LEAP einen wichtigen Beitrag“, sagte er.

      Der dritte Durchgang ist deshalb fest eingeplant, er soll im Herbst 2026 starten. Auch den Vorschlag seitens der Absolvent*innen in Richtung des DOSB, Alumni-Treffen zu organisieren und sie als Influencer und Netzwerker zu nutzen, will Fricke aufgreifen. Zu guter Führung gehört schließlich auch, sie auf mehrere Schultern zu verteilen und die Kompetenz der Einzelnen zu nutzen, um das große Ganze zu optimieren.

      Die 13 Absolvent*innen des LEAP-Jahrgangs 2024/25

      • Dr. Kristin Behrens (Direktorin Sportentwicklung, Deutscher Leichtathletik-Verband)
      • Julius Brink (Olympiasieger London 2012 im Beachvolleyball, Vizepräsident Deutscher Volleyball-Verband, Member Athletes Commission FIVB (Volleyball-Weltverband))
      • Kim Bui (Dreimalige Olympiateilnehmerin im Turnen, IOC-Mitglied in Funktion als Athletenvertreterin,  Persönliches Mitglied des DOSB)
      • Frank Doetsch (Vorstandssprecher Deutscher Judo-Bund, IJF Disciplinary and Appeals Committee Member, Internationaler Judo-Kampfrichter)
      • Jörg Förster (ehemals Vorstandsvorsitzender Allgemeiner Deutscher Hochschulsportverband, Vizepräsident European University Sport Association (EUSA) )
      • Jakob Großehagenbrock (Co-Vorsitzender Deutscher Lacrosse-Verband)
      • Bettina Hoy (Silbermedaillengewinnerin Los Angeles 1984, drei Olympiateilnahmen, Athletenvertreterin im Executive Board des Weltreiterverbandes FEI, Trainerin Olympischer Teams, Disziplin Vielseitigkeit)
      • Katrin Kauschke (Silbermedaillengewinnerin Barcelona 1992, drei Olympiateilnahmen, Vizepräsidentin Deutscher Hockey-Bund, Mitglied im Executive Board des Welthockeyverbandes FIH)
      • Mareike Miller (Gold- und Silbermedaillengewinnerin im Rollstuhlbasketball, vier Paralympics-Teilnahmen, Aktivensprecherin Deutscher Behinderten-Sportverband, Mitglied der DOSB-Athletenkommission, Präsidiumsmitglied Athleten Deutschland)
      • Ronald Rauhe (Sechs Olympiateilnahmen im Kanu-Rennsport, zwei Gold-, eine Silber-, zwei Bronzemedaillen, Mitglied EOC-Athletenkommission)
      • Prof. Dr. Thomas Rieger (Vizepräsident Leistungssport Bundesverband Deutscher Gewichtheber)
      • Simon Schempp (Drei Olympiateilnahmen im Biathlon, eine Gold-, eine Silber- und eine Bronzemedaille, Referent im Deutschen Ski-Verband, Ende Profikarriere 2021)
      • Christian Volk (Direktor Esports & Gaming  FIFA, Mitglied IOC-Esports-Kommission)

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