3. Berliner Breitensportkonferenz: Aktiv die Zukunft gestalten
150 Vereinsvertreter trafen sich in der Zentrale des Landessportbundes Berlin bei der 3. Breitensportkonferenz „Aktiv gemeinsam Zukunft gestalten“.

01.12.2010

Neben zwei Impulsreferaten von Professor Sebastian Braun („Strukturwandel des Ehrenamts“) und Prof. Detlef Kuhlmann („Informeller Sport und Vereinssport – Gegensatz oder Ergänzung?) standen insgesamt neun verschiedene Workshops auf dem Programm. Dort wurde über die Strategieentwicklung der Vereine, die Leistungsfähigkeit im Alter, den Gesundheitssport, die Rolle der Übungsleiter und die Situation des Sportstättenbaus gesprochen. Aber es gab auch praxisbezogene Angebote wie Indoorklettern an der Boulderwand, Taiji Bailong Ball oder Bon Aqua.
All die guten Anregungen und Informationen können aber nur dann in die Tat umgesetzt werden, sofern genügend ehrenamtliche Helfer zur Stelle sind. „Und deren Zahl sinkt leider bundesweit in den letzten Jahren“, stellte Braun fest und bezog sich auf eine repräsentative Umfrage, die das Bundes-Familienministerium in Auftrag gegeben hatte und deren Ergebnisse jetzt vorliegen.
Weil das bürgerschaftliche Engagement im Sport nachlasse, müssten sich die Verantwortlichen heutzutage mehr denn je Gedanken über die Gewinnung und Bindung freiwilliger Kräfte für eine Aufgabe im Verein machen, damit sie das in Zukunft noch gravierender werdende Problem in den Griff bekämen. Die Lösung könne nur heißen, sich dem gesellschaftlichen Wandel anzupassen und in punkto Ehrenamt neue Wege zu gehen und entsprechende Strukturen zu entwickeln.
Braun versuchte das mit einem kleinen Beispiel zu belegen: Ein Informatikstudent im dritten Semester sei gern bereit, sich für ein oder zwei Jahre bei seinem geliebten Fußballklub einzubringen und eine Homepage aufzubauen. Doch anschließend sei er nicht willens, sie auch über einen Zeitraum von zehn Jahren zu pflegen, weil sich inzwischen seine persönliche Interessenslage verändert habe. Nur noch wenige wollten sich längerfristig binden. Die Alternative laute: Bereitschaft ja, aber nur für projektbezogene Aufgaben und zudem zeitlich begrenzt.
Der Hintergrund, so Braun, sei folgender: Wer sich heutzutage für ein Ehrenamt zur Verfügung stelle, der wolle, wenn er schon kein Geld für die Tätigkeit bekomme, seine persönliche Weiterentwicklung forcieren, Kompetenzen erwerben, soziale Beziehungen und Netzwerke aufbauen, die er auch außerhalb nutzen könne. Dabei sei er durchaus damit einverstanden, Verantwortung zu übernehmen und im Rahmen der Möglichkeiten sein Bestes zu geben. Für die Vereine laute deshalb die Frage: Wie können wir Quereinsteiger oder Ruheständler integrieren, wie Vernetzungen auf kommunaler Ebene schaffen und wie Frauen mit Migrationshintergrund gewinnen?
Viel Potenzial in jeglicher Beziehung sieht Detlef Kuhlmann im informellen Sport, also dem ungebundenen, freien Sporttreiben, das weder unter Aufsicht von Vereinen noch Verbänden stattfindet, keine starren Regeln und Verbindlichkeiten kennt, und wo es weder offizielle Trainer noch Schiedsrichter gibt. Zu dem Komplex ließen sich, so Kuhlmann, beispielsweise die Lauftreffs oder die vielen Volksläufe zählen. Laut einer Erhebung sind hier bis zu 19 Millionen Menschen aktiv, während es der Deutsche Leichathletik-Verband gerade mal auf 886.107 Mitglieder bringt.