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Angela Merkel: „Jeder Euro in Kienbaum ist gut angelegt“

Knapp zwei Stunden lang hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag in Kienbaum aufgehalten, dann bestieg sie wieder den Hubschrauber, flog zurück in die Bundeshauptstadt.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

21.07.2010

Und zwar mit einem Gefühl voller Zufriedenheit, wie sie sagte, „weil ich mich davon überzeugen konnte, dass es sich um gut angelegtes Geld an der richtigen Stelle bei diesem Bundesleistungszentrum vor den Toren Berlins handelt. Jeder Euro der angelegten 66 Millionen ist eine gute Investition gewesen. Die Sportler, die hier trainieren, finden optimale Bedingungen vor. Ich bin begeistert von der Großzügigkeit der Anlagen, den tollen Bauten, von der Mischung aus Hightech und Wohlfühlatmosphäre.“

Den Höhepunkt des Besuchs bildete natürlich die Verleihung des Sonderpreises „Gelebte Einheit“, mit dem zwölf Standorte im Rahmen der Kampagne „Deutschland – Land der Ideen“ in diesem Jahr ausgezeichnet werden, Orte, die durch besondere Kreativität und Ideenvielfalt auf sich aufmerksam gemacht haben. „Wo es anfangs noch Spannungen zwischen Ost und West gab, da herrscht heute völlige Übereinkunft und Einmütigkeit“, sagte Angela Merkel. „Für manche Athleten soll ja Kienbaum schon ein zweites Zuhause geworden sein.“

Speziell an Dagmar Freitag, die Sportausschuss-Vorsitzende de Deutschen Bundestages, und Peter Dankert vom Haushaltausschuss gewandt meinte die Kanzlerin, dass sie jetzt eine Vorstellung von dem habe, was hier alles getan wurde und was noch zu tun ist. Und unter starkem Beifall vor rund 600 Athleten, Verbandsfunktionären und Gästen erklärte sie dann weiter: „Das werde ich bei den nicht einfachen Haushaltsberatungen, die demnächst anstehen und die unter wirtschaftlich schwierigen Aspekten stattfinden, sicherlich im Hinterkopf behalten. Die Bundesregierung wird auch weiter Kienbaum unterstützen.“

Bundesregierung wird Kienbaum weiter unterstützen

Vor ihrer Rede hatte die Kanzlerin, gerade von einer Reise nach China und Kasachstan zurückgekehrt, symbolisch den Schlüssel für zwei soeben fertig gewordene neue Pavillons an den Diskus-Weltmeister Robert Harting und den WM-Dritten im Kugelstoßen, Ralf Bartels, übergeben, ehe sie sich in Begleitung des Vorsitzenden der Trägergemeinschaft Hans-Georg Moldenhauer und des BLZ-Geschäftsführers Klaus-Peter Nowack auf einen Rundgang durch das in 20 Jahren total sanierte und auf den modernsten Stand gebrachte Areal am Liebenberger See machte und dabei auch hier und da kurze Gespräche mit Athleten führte.

In der Turnhalle begrüßte sie den Reckspezialisten Fabian Hambüchen und den im Rollstuhl sitzenden Ronny Ziesmer, der vor sechs Jahren in Kienbaum einen schweren Unfall erlitten hatte und seitdem querschnittsgelähmt ist. Im Kraftraum ließ sich vom dem Kajak-Weltmeister Max Hoff ein neues Trainingsgerät vorführen, und vor der Kältekammer traf sie mit dem alpinen Ski-As und Kitzbühel-Sieger Felix Neureuther zusammen, der von den Vorteilen der „Kühl-Box“ schwärmte, die besonders nach harten Übungseinheiten für eine gewisse Frische und Erholung sorge. Und das kurzzeitig bei Temperaturen bis zu minus 110 Grad.

Mini-Boxhandschuhe von Arthur Abraham

Schließlich folgte ein Abstecher in die Volleyballhalle, wo sich gerade die Junioren von Deutschland und Polen in einem Freundschaftsspiel gegenüberstanden. Bei einem entspannten Abendessen unter schattigen Bäumen fand die CDU-Politikerin dann auch noch Gelegenheit, sich etwas ausführlicher mit Sportlern und Sportlerinnen von einst und jetzt zu unterhalten, so mit der Weitspringerin Heike Drechsler, der Diskuswerferin Franka Dietzsch, der Speerwerferin Steffi Nerius, mit Fabian Hambüchen, aber auch der mehrfachen Paralympics-Siegerin Marianne Buggenhagen. Etwas Nettes hatte sich der Boxer Arthur Abraham einfallen lassen, er schenkte Angela Merkel ein paar Boxhandschuhe im Miniformat. Am sogenannten Prominententisch hatten neben DOSB-Generaldirektor Michael Vesper unter anderem auch der Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes, Matthias Sammer, und der weltweit erfolgreichste Bob-Pilot André Lange Platz genommen.

Sie alle vernahmen gern die Worte von Holger Lösch, dem Geschäftsführer „Deutschland – Land der Ideen“, der die Innovationskraft und das Engagement aller in Kienbaum Beteiligten hervorhob. Er betonte ferner, dass er begeistert sei, wie hervorragend auf einem sehr emotionalen Feld zusammen gearbeitet wird und dass Bundesleistungszentrum zu Recht einen der zwölf Sonderpreise erhielt.

Hans-Georg Moldenhauer bedankte sich im Namen der gesamten Kienbaumer Belegschaft für die großartige Anerkennung, die der Anlage durch den Besuch der Bundeskanzlerin zuteil werde. Er erinnerte aber auch daran, dass zu Beginn der neunziger Jahre große Widerstände zu überwinden waren, um die einst abgeschottete Kaderschmiede der DDR inklusive der Unterdruckkammer, wo Höhenbedingungen simuliert werden konnten, für den gesamtdeutschen Sport zu erhalten. Das sei ein besonderes Verdienst des jetzigen DOSB-Ehrenpräsidenten Manfred von Richthofen, mehrerer Fachverbände und vor allem des Bundesinnenministeriums gewesen.

Die Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag sprach davon, dass die Anlage inzwischen höchsten internationalen Ansprüchen genüge und dass sich die hier anwesenden Spitzenverbände ausgesprochen wohl fühlen. „Die Angebote sind hervorragend und darüber hinaus symbolisiere Kienbaum das, was wir uns immer so sehr gewünscht haben, eine Einheit zu sein, wo zusammenwuchs, was zusammen gehört.“

Ähnlich äußerte sich Michael Vesper, der sich ebenfalls über die hohe Wertschätzung freute, die dem Sport ganz allgemein und Kienbaum im Besonderen durch die Anwesenheit der Kanzlerin zuteil wurde. „Ohne die Anlage würden wir in Teilen des deutschen Sports nicht so gut dastehen, wie es augenblicklich der Fall ist.“ Er unterstrich, dass es richtig gewesen sei, sich für Kienbaum einzusetzen und für ein gesamtdeutsches Trainingszentrum zu plädieren, das glänzend ausgestattet sei und von dem viele Fachverbände profitierten. Sogar einige aus dem Wintersport, was für ihn zugleich das Stichwort gab, dass er sehr froh darüber sei, dass die Kanzlerin erneut versicherte, sich für eine Bewerbung von München als Schauplatz der Olympischen Winterspiele 2018 einzusetzen.

Zweites Zuhause für Athleten aller Sportarten

Neben den Bobfahrern, alpinen Ski-Assen kommen im Sommer zur Vorbereitung auf die Saison auch die Eisschnellläufer auch Kienbaum. Deren Präsident Gerd Heinze nannte die Anlage einen Glücksfall für den deutschen Sport, weil hier die Athleten alles vorfinden, was sie brauchen, zum einen beste Trainingsstätten, hervorragende Unterkünfte, dann aber auch die Möglichkeit einer nicht zu unterschätzenden Erholung. Sein Kanu-Kollege Thomas Konietzko fügte hinzu, dass es damals eine mutige Entscheidung gewesen sei, sich für Kienbaum einzusetzen, und er begrüßte den eingeschlagenen Weg zu einem gesamtdeutschen Trainingszentrum, was seine Sportler durchaus zu würdigen wissen.

Werner von Moltke, der jetzige Volleyball-Verbandschef und ehemalige Zehnkampf-Europameister, erinnerte sich noch sehr gut daran, wie er zu Beginn der neunziger Jahre, damals noch in seiner Funktion als Vizepräsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), für das Fortbestehen der Anlage gekämpft habe, denn Kienbaum sei nun einmal ein Perle. „Wir als Volleyballer sind natürlich glücklich darüber, dass wir demnächst eine Dreifelderhalle bekommen, die die gleichen Bedingungen wie eine richtige Wettkampfarena aufweist, was große Vorteile mit sich bringt.“

„Auch die Turner kommen gern hierher“, meinte Rosemarie Napp, die DTB-Vizepräsidentin. „Kienbaum ist unsere erste und wichtigste Anlaufstelle für Europa- und Weltmeisterschaften oder auch Olympische Spiele, weil die Trainingsbedingungen erstklassig sind.“ Dem konnte DLV-Präsident Clemens Prokop uneingeschränkt zustimmen, denn seine Leichtathleten frequentieren die Anlage am allermeisten, vor allem die erfolgreichen Werfer. „Wir haben vor der WM in Berlin gesehen, als wir hier unsere gesamte Mannschaft zusammenzogen, welch positives Gemeinschaftsgefühl sich entwickeln lässt und wie ein Teamgeist unter Individualisten gefördert werden kann.“

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