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Aus der Zivilgesellschaftsforschung lernen

„Der gemeinnützige Sport zwischen Kontinuität und Wandel“ heißt die Sonderauswertung Sport des ZiviZ-Surveys von 2012 , darin finden sich wichtige Erkenntnisse so Autor Boris Rump.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

21.09.2016

Zahlen, Fakten und Daten erklären nicht die ganze Welt, können aber helfen, wichtige Erkenntnisse und Entwicklungen zu beschreiben, die für Organisationen und ihre einzelnen Arbeitsfelder von immenser Bedeutung sind. Dies gilt in besonderer Weise für den gemeinwohlorientierten Sport und seine Strukturen, die immer wieder Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen sind.

„Der gemeinnützige Sport zwischen Kontinuität und Wandel“ heißt die aktuell vom Stifterverband veröffentlichte Sonderauswertung Sport des ZiviZ-Surveys von 2012 (Zivilgesellschaft in Zahlen), die vom Deutschen Olympischen Sportbund in Auftrag gegeben und gefördert wurde.

Mit der Sonderauswertung liegen erstmals datenbasierte Erkenntnisse über Sportvereine vor, die nicht ausschließlich der verbandlich aufgestellten Mitgliederstruktur des DOSB zuzurechnen sind, deren Haupttätigkeitsfelder aber allesamt dem Bereich Sport zugeordnet werden können. Darüber hinaus beschreibt die Sonderauswertung für die gesamte Vereinsentwicklung zentrale Chancen, Probleme und Entwicklungstendenzen, die für die verbandliche Arbeit von hoher Bedeutung sind und Anpassungsbedarfe für die praktische Arbeit vor Ort liefern.

Das wichtigste, positive Ergebnis der Studie vorneweg: Trotz aller Herausforderungen und wachsender Dynamik in der Gesellschaft besticht der gemeinwohlorientierte und verbandlich organisierte Vereinssport durch eine hohe Kontinuität und ist auch weiterhin der mit Abstand größte Bereich des Dritten Sektors, also jener sozialen Organisationen neben dem Staat (erster Sektor) und der freien Wirtschaft (zweiter Sektor). Mitgliederstärke, hohes freiwilliges Engagement, kaum angestellte Mitarbeiter/innen und eine hohe Gemeinschaftsorientierung sind die besonderen Merkmale, die in der knapp 50-seitigen Broschüre herausgestellt werden. Hinzu kommen ausgeprägte Strukturen der Anerkennung und Qualifizierung, Formen der Monetarisierung und der Bereichsgeschlossenheit von Engagement-Biographien.

Dass es neben unseren 90.240 im DOSB organisierten Vereinen auch eine Reihe gemeinnütziger Sportorganisationen gibt, die außerhalb des Verbandsystems liegen, ist zwar durchaus bekannt, die beschriebenen Merkmale, Ausprägungs- und Rechtsformen sowie ihre ganz eigenen Zielstellungen signalisieren aber einen Wandel, der genauer in den Blick genommen werden sollte. So offenbart die Studie, dass die institutionelle Homogenität des Sportbereichs gleichzeitig z. T. auch mit einer Ausdifferenzierung einhergeht, die sich in neuen Organisationsmodellen (z. B. Stiftungen, Fördervereine, GmbH) und neuen Organisationsverständnissen (z. B. Angebote für Nicht-Mitglieder) widerspiegelt.

Der verbandlich organisierte Sportverein ist also nicht alleine im Werben um die Attraktivität des Sports im Feld unterwegs – was vielleicht ja auch gar nicht so schlecht ist: Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft. Wichtig scheint an dieser Stelle festzustellen, was die Gründe sind, die hinter dieser Entwicklung stehen und welche Empfehlungen für die Vereinspraxis bzw. Engagementförderung daraus abgeleitet werden können.

Demographischer Wandel, moderne Leistungsgesellschaft und gestiegene Ansprüche und Erwartungen bei den Vereinsmitgliedern – Sportvereine stehen unter dem Druck soziokultureller Veränderungen. Der beschriebene Wertewandel hin zu mehr Autonomie und Individualisierung im Engagement macht ein Umdenken in den Vereinen notwendig. Bedeutend wird sein, dass die Entscheider an der Basis lernen, von den Freiwilligen her zu denken, ein wertschätzendes Klima zu fördern und auf die Lebensplanung der Engagierten Rücksicht zu nehmen. Dies sind erste wesentliche Erkenntnisse, die wir aus den ausgewerteten Zivilgesellschaftsdaten für den Sport lernen.

Die Sonderauswertung Sport der ZiviZ-Daten zeigt in beeindruckender und transparenter Weise auf, welche aktuellen Herausforderungen die Sport- und Engagemententwicklung in den Vereinen gegenübersteht. Sie steht in Ergänzung zu den Ergebnissen der DOSB-Sportentwicklungsberichte und Freiwilligensurveys und ist damit zugleich ein weiterer, wichtiger Eckfeiler der aktuellen Zivilgesellschaftsforschung.

Bereits jetzt stellt sich die spannende Frage, wie sich die Daten in der nächsten Befragungswelle weiterentwickeln und welche Transferleistungen zwischen den unterschiedlichen Studien hergestellt werden können.

(Autor: Boris Rump, Referent für Bildung und Engagement im DOSB)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier als DOSB-Blog veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.

 

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