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Der deutsche Sport trauert um Laura Dahlmeier

Die Biathlon-Ikone verstarb im Alter von 31 Jahren während einer Bergtour in Pakistan bei einem Steinschlag. Was bleibt, sind die Erinnerungen an eine herausragende Athletin, die durch ihre zielstrebige Haltung menschlich und sportlich ein Vorbild war.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

30.07.2025

Laura Dahlmeier war eine außergewöhnliche Athletin und ein vorbildhafter Mensch. Sie wird immer ein Teil des Team Deutschland bleiben.

Die Hoffnung war nach den erschütternden Nachrichten der vorangegangenen Tage nicht mehr groß gewesen. Doch als am Mittwochnachmittag gegen 14.20 Uhr Gewissheit darüber herrschte, dass Laura Dahlmeier im Alter von 31 Jahren bei einem Unfall am Laila Peak im pakistanischen Karakorum-Gebirge ums Leben gekommen ist, war der Schock trotzdem groß und die Sportwelt stand in tiefer Trauer und Bestürzung still.

„Der DOSB und der gesamte deutsche Sport trauern um Laura Dahlmeier. Wir sind zutiefst erschüttert über den plötzlichen und viel zu frühen Tod dieses wunderbaren Menschen. Wir sind in Gedanken bei ihrer Familie und ihren Freunden und werden unsere Unterstützung anbieten, wo wir nur können“, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert in einer ersten Stellungnahme, in der er die ehemalige Weltspitzen-Biathletin als ein Vorbild für viele im Sport und außerhalb des Sports bezeichnete.

„Sie hatte immer klare Ziele vor Augen und hat ihre Träume verfolgt. Laura hinterlässt ein Vermächtnis, das weit über Medaillen hinausgeht: Ihr Einsatz für den Sport, ihre Leidenschaft für die Natur und ihr Engagement für die Gesellschaft machten sie zu einer inspirierenden Persönlichkeit. Ihre Geschichte bleibt, als Tochter, Schwester, Freundin, Olympionikin und Biathlon-Legende. Laura wird für immer ein fester Teil von Team Deutschland bleiben. Sie wird uns fehlen“, so Weikert weiter.

  • Wir sind zutiefst erschüttert über den plötzlichen und viel zu frühen Tod dieses wunderbaren Menschen. Laura wird für immer ein fester Teil von Team Deutschland bleiben. Sie wird uns fehlen.

    Thomas Weikert
    Präsident
    DOSB

    Die erfahrene Bergsportlerin, die eine Ausbildung zur staatlich geprüften Berg‑ und Skiführerin absolviert hatte, war am Montag in Begleitung ihrer Seilpartnerin Marina Krauss bei äußerst schwierigen Wetterbedingungen in dem höchst anspruchsvollen Gebiet unterwegs gewesen, als sie auf ungefähr 5.700 Metern Höhe ein Steinschlag traf. Ihre Begleiterin, die unterhalb von ihr kletterte, blieb körperlich unversehrt und konnte ins Basislager zurückkehren. Wegen der starken Winde in dem schwer zugänglichen Gebirgsabschnitt konnten zur Rettung keine Hubschrauber eingesetzt werden, ein Bodenteam konnte ebenfalls nicht zu der Schwerstverletzten vordringen. „Es war Laura Dahlmeiers ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille, dass in einem Fall wie diesem niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen“, teilte das Management mit. „Ihr Wunsch war es, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen. Dies ist auch im Sinne der Angehörigen, die außerdem ausdrücklich darum bitten, Lauras letzten Wunsch zu respektieren.“

    Die vielfältigen Reaktionen aus dem deutschen und internationalen Sport unterstrichen die Wertschätzung, die die Sportwissenschaftlerin sich mit ihrem Wirken erarbeitet hat. Laura Dahlmeier genoss gleichermaßen Respekt und Anerkennung von Athlet*innen, Fans und allen, die mit ihr in Berührung kamen. Im DOSB war der ehemalige Pressesprecher Michael Schirp derjenige, der sie während der Olympischen Spiele 2014 in Sotschi und 2018 in Pyeongchang am intensivsten erlebte. „Ich würde nicht behaupten, dass ich sie wirklich kannte, denn sie war sehr zurückhaltend. Wenn wir uns unterhalten haben, dann meist abseits der Wettkämpfe über das Thema Berge“, sagte er.

    „Laura war ruhig und bei sich, sie war am liebsten mit ihrer Familie und ihren Freunden sowie in ihrer aktiven Zeit mit ihren Teamkameradinnen, Trainern, Physiotherapeuten und Skitechnikern zusammen. Bühnen, Siegerpodeste und TV-Studios waren für sie bestenfalls Umstände, die sie in Kauf nahm. Bewegung und Herausforderungen im Schnee, am Berg, in der Natur waren das, was für sie wirklich zählte. Etwas anderes als eine Natursportart wäre für sie nicht vorstellbar gewesen. Der Biathlonsport hat sie weltweit bekannt gemacht, der Bergsport jedoch war Beruf und Berufung zugleich“, erinnert er sich. 

    Claudia Wagner, Geschäftsführerin der DOSB-Vermarktungstochter Deutsche Sport Marketing (DSM), hob ebenfalls Dahlmeiers besonderen Charakter hervor: „Ich habe sie in PyeongChang im Deutschen Haus erlebt. Sie war gerne umgeben von ihren Liebsten, da hat sie sich am wohlsten gefühlt. Sie war kein Mensch, der die große Bühne wollte oder brauchte. Und trotzdem hat sie die Menschen für sich gewonnen, sie war Vorbild und Inspiration durch ihre zurückhaltende, authentische und sympathische Art. Sie war einfach bei sich, sie wusste, was sie wollte und war ein Gewinn für alle.“

    Bereits im Alter von zwölf Jahren hatte Laura Dahlmeier ihr Leben voll und ganz dem Biathlon und ihrem Traum von der Teilnahme an Olympischen Spielen gewidmet. Ihr größter sportlicher Triumph waren die Goldmedaillen im Sprint und in der Verfolgung, die sie bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang gewann. Dazu kamen neben Bronze im Einzel von Pyeongchang noch sieben Gold‑, drei Silber‑ und fünf Bronzemedaillen bei Weltmeisterschaften. In der Saison 2016/17 sicherte sie sich zudem den Gesamtweltcupsieg. Ihre insgesamt 152 Weltcupstarts, 20 Weltcupsiege als Einzelkämpferin und 13 Erfolge mit der Staffel sowie insgesamt 18 Medaillen bei Großereignissen machten sie zur erfolgreichsten deutschen Biathletin des vergangenen Jahrzehnts.

    2023 erschien im Riva-Verlag ihr Buch mit dem vielsagenden Titel „Wenn ich was mach, mach ich’s gscheid“. Dieses Motto zog sich durch ihr gesamtes Leben. Mit nur 25 Jahren beendete sie im Mai 2019, zermürbt von ständigen Erkrankungen und nicht mehr bereit dafür, alles in den Leistungssport zu investieren, selbstbestimmt ihre Karriere, nachdem sie alles erreicht hatte, was sie sich als Kind erträumt hatte, und dafür unter anderem die Ehrung als „Sportlerin des Jahres“ (2017), das Silberne Lorbeerblatt (2018) und den Bayerischen Verdienstorden (2021) erhalten hatte. Dem Biathlon blieb sie als TV-Expertin im ZDF verbunden und war damit für viele Fans weiterhin eine gern gesehene Begleiterin des Wintersports.

    Genauso kraftvoll und ambitioniert wie in der Loipe ging sie zudem neue Wege in der Bergwelt: Siege und Rekorde beim Zugspitz Ultratrail und dem Karwendelmarsch, anspruchsvolle Expeditionen wie die Besteigung des Montblanc, des Pik Korschenewskaja (7.105 m) in Tadschikistan und des Ama Dablam (6.814 m) in Nepal, für dessen Bezwingen sie mit 8:24 Stunden eine neue Frauenbestzeit aufstellte. Auch im Ehrenamt war sie aktiv: in der Bergwacht Garmisch‑Partenkirchen und im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Sie unterstützte die „Initiative Oberland“ und veröffentlichte 2019 das Kinderbuch „Die Klimagang“, das jungen Menschen Klimaschutz in unterhaltsamer Form zugänglich macht.

    Dass, wer sich in Gefahr begibt, darin auch umkommen kann, war Laura Dahlmeier bewusst. Die Tücken des Bergsports kannte sie nicht nur, sie warnte auch regelmäßig vor ihnen. Die Tatsache, dass ihr ehemaliger Lebenspartner Robert Grasegger im Januar 2022 bei einem Lawinenunglück in Patagonien ums Leben kam, hatte ihr Bewusstsein für die Unwägbarkeiten der Natur noch einmal geschärft. In einem Interview mit der „Gala“ sagte sie im Dezember 2023: „Am wichtigsten für diesen aktiven Lebensstil ist ein gesunder Körper und Geist sowie das nötige Quäntchen Glück, damit ich immer wieder heil nach Hause komme.“ Dieses Glück hat sie am vergangenen Montag auf tragischste Weise verlassen.

    Laura Dahlmeier war zweifelsohne eine außergewöhnliche Athletin und als Mensch ein Vorbild. Sie hat bewiesen, dass Erfolg nicht verblasst, wenn man ihn hinterfragt und neue Wege mit denselben Werten beschreitet. Wir sind dankbar für die Zeit, die wir gemeinsam mit Laura hatten, auch wenn diese leider viel zu kurz war. Der deutsche Sport wird Laura Dahlmeier in bester Erinnerung behalten.

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