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Deutsche Eisschnellläufer zum Ice-Weekend in Vancouver

Das Eis im Olympic Oval ist "schon erstaunlich gut“, sagt Elemente-Tester Marco Weber. Klaus Dobbratz begleitete die deutschen Eisschnellläufer zur Einzelstrecken-WM in Kanada. Hier sein Stimmungsbericht:

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

13.03.2009

In elf Monaten tanzt in der kanadischen Hafenstadt der olympische Bär, aber noch merkt der Reisende wenig vom bevorstehenden Highlight. Die fünf Ringe am Vorfeld des Flugplatzes, ein paar Fähnchen wedeln im wie immer steifen Wind. Doch die Eisschnelllaufhalle von Richmond kann sich sehr wohl sehen lassen. Viel Holz, viel Glas, großzügig, lichtdurchflutet. „Und schon ein erstaunlich gutes Eis“, wie Elemente-Tester Marco Weber befindet. „Das wird eine Güte, wie wir sie von Berlin oder Erfurt kennen.“ Hinter der Halle gleicht der künftige Sport- und Wellness-Komplex noch einer Baustelle, auch die neue Schnellbahn Canada Line wird erst im Sommer in Richmond Station machen.

Kanadier fiebern Eishockey-Turnier entgegen 

Dafür lohnt der Besuch der olympischen Anlagen für Freestyle, knappe 20 Autominuten von der Wolkenkratzer-Skyline Vancouvers entfernt. Plötzlich wieder im Tiefwinter angekommen – und die Buckelpiste für 2010 in Augenschein genommen. Die Kanadier sind bei den meisten Sportstätten im Soll, auch weil sie vielfach auf vorhandene Einrichtungen zurückgreifen, die ein Update erhalten. Das trifft auf die Halle der Short Tracker zu. Und man braucht kein Prophet zu sein, um den größten Hype im Eishockey zu prophezeien. Für das Finale hätten die Organisatoren 100.000 Tickets verkaufen können, weil die Nation ihre Ahornblätter im Finale erwartet. Aber  Speedskating stehe auch hoch im Kurs, verrät uns Erin vom Olympia-OK. Und, dass die Groves und Nesbitts endlich die goldmedaillenlose Zeit bei den Heimspielen unter den fünf Ringen beenden könnten. See you next year …

Martina Sáblíková weiß immer, was sich gehört. Die Favoritin auf mehrere WM-Medaillen bleibt in Kanada so ungezwungen wie in Inzell, wo sie sich – unter freiem Himmel – gerne die Wettkampfhärte holt. Die Mitglieder der tschechischen Fan-Gruppe im Mannschaftshotel begrüßte die 21-Jährige einzeln mit Handschlag. Dass sie eine Steh-Uhr als Präsent erhielt, ließ sie strahlen, als ob sie gerade einen Treppchen-Platz errungen hat. Grund genug für Fotos mit allen Anwesenden und der persönlichen Verabschiedung mit Stil. Bis bald, Martina.

Friesinger: "Ein Titel wäre toll"

Für Anni Friesinger, zweifache Titelverteidigerin, beginnt der Ernstfall erst am Freitag, wenn am frühen Nachmittag kanadischer Zeit die 1500 Meter auf dem Programm stehen. Dafür hatte ihr Coach Gianni Romme einen Tag eisfrei gegeben. Statt auf den Kufen im Rennradsattel. „Anni mag auch dieses Training, meist muss man sie eher bremsen.“ Schon weil das beschädigte Knie eine spezielle Vorbereitung erfordert. Die will der Holländer auch nach der WM seinem Parade-Schützling im Hinblick auf Olympia verordnen. „Viele Übungen, die für Eisschnellläufer zum Standard gehören“, verbieten sich für sie – und springt demonstrativ von rechts nach links. Vorher aber ist WM-Time und Mijnheer Romme bringt sein Wettkampf-Verständnis auf den Punkt. „Wenn eine Anni Friesinger über zwei Einzelstrecken antritt, will sie auch zweimal gewinnen.“ Da hatte sich die Bayerin in einem sid-Interview vorsichtiger ausgedrückt: „Ein Titel wäre toll.“

Deutsche haben gute Medaillenchancen

Wetten werden noch angenommen. Der holländische Reporter des Volkskrant, Alex Dumas, seit vier Jahrzehnten aufmerksam an der Bande, legt sich fest: „Dreimal Deutschland, je zweimal Holland, Tschechien und die USA, einmal China, würden die Einzeltitel mit nach Hause nehmen. Danke für die Blumen, zunächst. Die Auflösung: Jenny Wolf über 500 m, Friesinger (1000/1500 m), Sáblíková  (3000/5000 m). Bei den Männern: der Chinese Yu auf der Sprintstrecke, der Amerikaner Davis (1000/1500 m) und eine Doublette für Sven Kramer (5000/10.000 m). Und die Meisjes…? Ireen Wüst startet nach einem Winter ohne große Erfolge, aber mit zu intensivem Training ihres TVM-Rennstalls, nur über 1500 m. Ohne reelle Medaillenchancen. Paulien van Deutekom, Allround-Weltmeisterin 2008, hat die Saison vorzeitig beendet. Nur Sunnyboy Kramer macht  offenbar immer alles richtig, weil er als Selfmademan sein „eigenes Ding“ durchzieht.

Medien haben die Eisschnellläufer im Blick

Eisschnelllaufen zum Frühlingsbeginn bleibt ein Quotenrenner. Auch dank der deutschen Medien, die den 8000-km-Trip ins (vor)olympische Vancouver nicht gescheut haben. Für vier Tage Berichterstattung zweimal Jetlag und hohe Kosten auf sich nehmen. Ob die Agenturen dpa und sid, die Bild-Zeitung, ARD, ZDF sowie aus der Distanz Eurosport räumen dem Ice-Weekend in Kanada viel Raum und Zeit ein. Wer nicht vor Ort sein kann, versucht dem Zeitunterschied mit Telefonschaltungen ein Schnippchen zu schlagen. Nicht immer einfach: Die inzwischen viel gefragte Monique Angermüller aber sagte gerne dem Bundeswehr-Sender Radio Andernach am Wettkampftag zu. Auch die Berlinerin trägt Uniform – und die Ätherwellen dringen bis zu den Soldaten nach Afghanistan. Eis-News für den Hindukusch.

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