„Die Finals“: Als Marke und Format nicht mehr wegzudenken
An diesem Wochenende richten 20 Sportarten gemeinsam in Dresden ihre nationalen Meisterschaften aus. Hagen Boßdorf, Koordinator des Events, erläutert, warum es dermaßen boomt und eine Ausweitung auf eine Woche trotzdem nicht geplant ist.

29.07.2025

Geht es um Multisportveranstaltungen in Deutschland, dann kommt die Rede meist schnell auf Olympische und Paralympische Spiele. Die geplante deutsche Bewerbung um die Ausrichtung des größten Sportevents der Welt überstrahlt vieles, bestehende Veranstaltungen werden daraufhin abgeklopft, ob sie als Testlauf oder Blaupause für Größeres gelten können. Wenn an diesem Wochenende von Donnerstag bis Sonntag (31. Juli bis 3. August) in Dresden 20 Sportarten zusammenkommen, um ihre nationalen Titelkämpfe auszurichten, ist das anders, und das hat einen Grund. „Die Finals“, wie das 2019 erstmals ausgetragene Format heißt, haben sich als eigenständige Veranstaltung etabliert und ihren ganz eigenen Charakter entwickelt.
Der Kopf hinter der Idee freut sich darüber sehr, schließlich hat Hagen Boßdorf, der das Format als Koordinator führt, genau das im Sinn gehabt, als er es entwickelte. „Unser Markenkern sind die Deutschen Meisterschaften, diesen wollten wir mehr Sichtbarkeit und Relevanz geben, und die Resonanz, die wir in diesem Jahr erfahren, unterstreicht, dass wir als Marke gewachsen sind“, sagt der 60-Jährige. Dazu trägt maßgeblich die Verpflichtung von ARD und ZDF bei, das Event großflächig zu übertragen. „Dadurch sind wir sehr attraktiv, insbesondere für die vielen Sportarten, die normalerweise noch nicht einmal mit ihren Weltmeisterschaften Beachtung finden.“
Mischung aus Traditionellem und Modernem ist wichtig
Ihren sportlichen Akzent setzen „Die Finals“ damit, dass sie traditionelle Sportarten wie Leichtathletik, Triathlon, Rudern oder Gerätturnen mit solchen mischen, die eine junge Zielgruppe erreichen und sich gerade auf den Weg Richtung Establishment machen, oder die als Teil der World Games, der Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten, ein Nischendasein fristen. So wird es in Dresden Wettkämpfe im Flag Football, Küstenrudern und Lacrosse geben - allesamt 2028 in Los Angeles auch Premierengäste auf der olympischen Landkarte. Im Faustball und in der Sportakrobatik sind derweil Athlet*innen zu sehen, die vom 7. bis 17. August bei den World Games in Chengdu (China) bereits den nächsten Saisonhöhepunkt haben. „Das ist zwar ein straffes Programm, aber wir wollten uns die Chance, bei den Finals im Fernsehen übertragen zu werden, nicht entgehen lassen“, sagt Svenja Schröder, Kapitänin der deutschen Faustball-Nationalmannschaft.
Das Konzept, mit dem Dresden überzeugen will, lautet „Nähe und Schönheit“. Maximal drei Kilometer Entfernung liegen zwischen einer Sportstätte und der nächsten, zudem werden die Sehenswürdigkeiten der Stadt - Semperoper, Frauenkirche, Elbufer - als historische Kulissen für Spitzensport eingebunden. Dies folgt dem Vorbild von Paris, das bei den Olympischen und Paralympischen Spielen im vergangenen Jahr wirkmächtige Bilder seiner Schönheit erzeugte. „Städte können solche Veranstaltungen nutzen, um zu zeigen, was sie können und was sie haben. Die Verbindung von Tradition und Moderne funktioniert in Dresden wunderbar“, sagt Hagen Boßdorf.
Zudem wird der Gastgeber immer auch in die Zusammenstellung des Sportprogramms einbezogen. „In Dresden ist zum Beispiel Sportakrobatik sehr beliebt, und dieser regionale Bezug ist wichtig, um dem Event eine besondere Note zu geben“, sagt der frühere ARD-Sportmoderator. In einem Lenkungskreis, bestehend aus dem Oberbürgermeister der Gastgeberstadt, den Sportchefs von ARD und ZDF sowie zwei Vertretern der Sportfachverbände, wird das Programm abgestimmt. Dabei ist Wachstum kein vorrangiges Ziel. „Wir haben keinen Ehrgeiz, dass es immer mehr Sportarten werden, denn wir wollen jeder Meisterschaft einen würdigen Rahmen und entsprechende Sendezeit geben. Deshalb sind 20 Sportarten an vier Tagen ein gutes Maß“, so Boßdorf.
2019 war man mit zwei Veranstaltungstagen und neun Sportarten in Berlin gestartet. Anfragen auf Aufnahme lägen viele vor, aber eine Ausweitung des Programms auf eine Woche ist nicht vorgesehen. „Für ein nationales Event sind vier Tage eine angemessene Länge, das ist mit den Sendern so abgestimmt, damit die es optimal abbilden können“, sagt Boßdorf, der im Übrigen großen Wert darauf legt, dass die beteiligten Verbände sicherstellen, ihre besten Athlet*innen an den Start zu schicken. Schließlich soll das Format das nationale Niveau abbilden, und dafür sollte die Elite mitmachen.
Die nächsten Gastgeber sind Hannover und Stuttgart
Die Zukunftsplanung für „Die Finals“ ist durchaus fortgeschritten, 2026 gastieren sie in Hannover, 2027 ist Stuttgart Gastgeber. Was auffällt: Keine der drei kommenden Ausrichterstädte liegen in Regionen, die sich um die Ausrichtung Olympischer Spiele bewerben wollen. Zufall? Ein klares Jein ist Boßdorfs Antwort. „Wir haben Städte gefunden, die sehr interessiert daran sind, auf die Landkarte des Sports zu kommen. Wir schließen aber natürlich nicht aus, dass wir mit den Finals auch mal in Hamburg, München oder erneut in Berlin oder NRW zu Gast sein werden.“ Für 2028 und 2029 gebe es bereits mehrere Bewerber. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist einfach gut“, glaubt Hagen Boßdorf den Grund für das große Interesse gefunden zu haben.
In Dresden freut sich der Koordinator vor allem auf die Kompaktheit der Veranstaltung. „Ich werde mein Fahrrad mitnehmen, von Sportstätte zu Sportstätte radeln und die Stimmung genießen, die in der Stadt herrschen wird“, sagt er. Und das, ohne an eine Signalwirkung für Größeres denken zu müssen. „Die Finals“ sind auf ihre Art schließlich selbst groß genug.