Die Fußballer in der Hall of Fame des deutschen Sports (1)
Als Preisträger der „Goldenen Sportpyramide“ wurde Uli Hoeneß am 29. Mai 2009 zugleich das 44. Mitglied der seit 2006 bestehenden „Hall of Fame des deutschen Sports“.

15.07.2009

Er ist der siebte Fußballer in dieser „Ruhmeshalle“, mit der die Stiftung Deutsche Sporthilfe ein bleibendes Forum für Persönlichkeiten geschaffen hat, die durch ihren Erfolg im Wettkampf und ihren Einsatz für die Ideen des Sports Geschichte geschrieben haben. In diesem Sinne ist der 57-jährige Uli Hoeneß, der 1972 Europameister wurde, 1974 Weltmeister und zwischen 1974 und 1976 dreimal den Europapokal der Landesmeister gewann, ein herausragender Repräsentant seines Sports, zumal er seiner Erfolgsgeschichte als Manager des FC Bayern München in 30 Jahren noch 16 deutsche Meisterschaften und 2001 einen Champions-League-Gewinn hinzugefügt hat.
Die Reihe seiner Vorgänger beginnt mit einem der großen Stars des Fußballs der 1920er Jahre, einem Torwart: Heiner Stuhlfauth (1896-1966) bestritt 606 Spiele für den 1. FC Nürnberg, mit dem er fünfmal Deutscher Meister wurde, und ließ in keinem der damals noch üblichen Endspiele ein Gegentor zu. Zwischen 1918 und 1922 verlor der „Club“ mit Stuhlfauth im Tor keines seiner 104 Verbandsspiele. Zur Legende aber wurde der Nürnberger, als ein Fußball-Länderspiel zum ersten Mal im Rundfunk übertragen wurde: Dr. Paul Laven berichtete am 29. April 1929 live aus Turin und schilderte in unnachahmlicher Weise die Heldentaten des deutschen Torwarts, der die italienischen Stürmer beim 2:1-Sieg der Deutschen an ihren eigenen Fähigkeiten zweifeln ließ. Stuhlfauth bestritt insgesamt 21 Länderspiele, aber das eine machte ihn unsterblich. Der Journalist Uli Kaiser hat es fast acht Jahrzehnte später in einer Laudatio auf Stuhlfauth noch einmal in Erinnerung gebracht.
Als Stuhlfauth 1931 abtrat, begann die Karriere eines der populärsten deutschen Fußballers in der Jugendmannschaft des 1. FC Kaiserslautern: Fritz Walter (1920-2002). Er absolvierte mehr als 1.000 Spiele und erzielte ebenso viele Tore für seinen Verein. 1951 und 1953 wurde er Deutscher Meister und 1954 dann zur Symbolfigur des „Wunders von Bern“. Der „Fritz“ blieb seinem Verein nicht nur bis zum Karriereende 1959 treu, sondern setzte sich auch bis zu seinem Lebensende für die Prinzipien des Sports in vielfältiger Form ein. Der Deutsche Fußball-Bund ernannte ihn zum Ehrenspielführer und gründete eine Stiftung mit seinem Namen zur Förderung von Talenten und zur Integration junger Menschen.
Geschichte geschrieben haben auch zwei Nationaltrainer: Der Mannheimer Sepp Herberger (1897-1977) und Helmut Schön (1915-1996) aus Dresden, die 2008 bei der Gründungsfeier posthum in die „Hall of Fame des deutschen Sports“ berufen wurden. Herberger betreute die Nationalmannschaft in 162 Länderspielen, von 1936 bis 1942 als Reichstrainer und ab 1950 bis 1964 als Bundestrainer und steht beispielhaft für einen grandiosen sozialen Aufstieg, wie er nur nach dem 2. Weltkrieg möglich war. Er wurde vielfach ausgezeichnet und lebt in seinen noch heute zitierten Fußball-Weisheiten weiter. Sein Assistent und Nachfolger übernahm ein Erbe, das ihn zum bisher erfolgreichsten National-Coach der Welt machte. Helmut Schön wurde mit Jahrhundertspielern Welt- und Europameister, zwischen 1964 und 1978 saß er bei 139 Spielen auf der Bank und erlebte historische Siege gegen England und Brasilien, aber auch denkwürdige Niederlagen durch das „Wembley-Tor“ 1966 und im „Spiel des Jahrhunderts“ gegen Italien 1970 in Mexiko. Er galt als großer Psychologe und Demokrat, der seinen Mannschaften bis dahin ungewohnte Mitspracherechte einräumte.
Als Schön das Erbe von Herberger antrat, war Uwe Seeler (geb. 1936) Kapitän der National-mannschaft. Er blieb es bis zu seinem Karriereende bei der Weltmeisterschaft 1970, bei der er gegen die Engländer ein Tor mit dem Hinterkopf erzielte, das in die Fußballgeschichte einging. Wie Stuhlfauth und Walter spielte „Uns Uwe“ Zeit seines Lebens nur für einen Verein: Den Hamburger Sport-Verein. Die Stadt ernannte ihn zum Ehrenbürger, auch weil er bodenständig blieb und den „Nachkriegsdeutschen verkörperte, der mit Ärmelhochkrempeln das Fundament für das Wirtschaftswunder gelegt hatte und in Zufriedenheit ob des Erarbeiteten lebt“, wie es der Journalist Günter Deister in der Hall-of-Fame-Biografie von Uwe Seeler formuliert. 2002 ehrte ihn die Sporthilfe mit der „Goldenen Sportpyramide“ für sein Lebenswerk als Spieler und als Mensch, der sich vielfältig für andere Menschen einsetzt. 2006 fand er damit auch Eingang in die Hall of Fame des deutschen Sports.
Bleibt unter den Fußballern in der Hall of Fame des deutschen Sports nur noch der „Kaiser“: Franz Beckenbauer setzte sich gleich drei Denkmäler: Als Spieler und Kapitän (1974), als Trainer (1990) und als Organisationschef (2006) bei Weltmeisterschaften. Im WM-Jahr 2006 bekam er die die „Goldene Sportpyramide“ und wurde so zugleich Mitglied in der Hall of Fame des deutschen Sports. Alfred Draxler von BILD schrieb: „Würden die Persönlichkeiten in der Hall of Fame des deutschen Sports ihren Kapitän wählen können, ihren Spielführer, ihren Leader, also den Größten unter den Großen des deutschen Sports, sie würden sich wahrscheinlich für Franz Beckenbauer entscheiden“. Beckenbauer war der ideale Spieler, der ideale Teamchef, niemand konnte ihm etwas vormachen und er arbeitet auch heute noch „fleißig“, ja akribisch. Wie Seeler gründete er eine Stiftung, um anderen Menschen in Not zu helfen.
Die Hall of Fame des deutschen Sports ist eine Initiative der Deutschen Sporthilfe und wird be-gleitet von adidas. Bei der Gründung im Jahr 2006 wurden die bis dahin ausgezeichneten neun Preisträger der Goldenen Sportpyramide sowie die früheren Sporthilfe-Vorsitzenden Josef Neckermann und Willi Daume berufen. 2008 kamen in einem als posthum ausgeschriebenen Wahldurchgang 29 verstorbene Größen des Sports aus dem vergangenen Jahrhundert dazu, gleichzeitig wurden Stefanie Graf (als Preisträgerin der Goldenen Sportpyramide) sowie Berthold Beitz und Birgit Fischer aufgenommen. In diesem Jahr sollen bis zu 20 noch lebende Sportper-sönlichkeiten aus der Nachkriegsepoche bis zu den Olympischen Spielen 1972 in München be-rufen werden. Entsprechende Vorschläge für die Wahl durch eine 30-köpfige Jury erarbeiten derzeit die Mitglieder des Verbandes Deutscher Sportjournalisten sowie die 61 im Deutschen Olympischen Sportbund organisierten Spitzenverbände, so dass ein breiter Konsens gegeben ist.
Durch dieses Verfahren wird es auch möglich, dass bedeutende Vertreter des DDR-Sports aus der Zeit von 1949-1972, die bisher nicht zur Wahl standen, Berücksichtigung finden. Gleichzeitig dürfte der Anteil der Frauen (bisher fünf unter 44 Mitgliedern) und des Wintersports (bisher nur zwei Mitglieder) steigen, so dass die Hall of Fame des deutschen Sports repräsentativer und jünger wird.