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„Die Hardfacts der vier Konzepte stehen fest“

Berlin, Hamburg, München und Rhein-Ruhr haben Stufe eins des Bewerbungsprozesses um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele erfolgreich durchlaufen. Wie lief die Prüfung genau ab und worauf wurde besonders geachtet?

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

30.09.2025

Vier Stadien
Berlin, Hamburg, München und Rhein-Ruhr (von links oben nach rechts unten) bewerben sich um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele im Zeitraum 2036 bis 2044.

Ende Mai haben die vier Städte und Regionen Berlin, Hamburg, München und Rhein-Ruhr fristgerecht ihre Unterlagen für eine Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele eingereicht. Entsprechend des im April dieses Jahres vorgestellten und mit allen Bewerbern abgestimmten Drei-Stufen-Modells wurden die Konzepte anschließend in enger Zusammenarbeit mit den nationalen Bewerbern, den Olympischen Verbänden sowie dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) weiterentwickelt. 

Anschließend überprüfte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die optimierten Konzepte in sechs objektiv bewertbaren Bereichen mit insgesamt acht Unterkategorien auf die Erfüllung der operativen Mindestanforderungen für Olympische und Paralympische Spiele. Grundlage für die Mindestanforderungen waren entweder Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der internationalen Spitzenverbände oder vom DOSB anhand vergangener und künftiger Spiele festgelegte Kriterien.

Nach Abschluss der Prüfung - insgesamt wurden in den vier Konzepten mehr als 160 Venues und 20 Alternativ-Sportstätten geprüft - konnte die Steuerungsgruppe Olympiabewerbung die Erfüllung der operativen Mindestanforderungen in allen vier Konzepten feststellen. Anschließend bestätigte das DOSB-Präsidium in seiner Sitzung am vergangenen Freitag die aus der Überprüfung resultierende Empfehlung der Steuerungsgruppe, alle vier Bewerber zum weiteren Prozess zuzulassen. 

  • Thomas Weikert

    Die vier Bewerber haben in den vergangenen Monaten hervorragende Arbeit geleistet und ihre durchaus unterschiedlichen Konzepte so weiterentwickelt, dass sie schon jetzt alle das Potenzial haben, auch im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.

    Thomas Weikert
    Präsident
    Deutscher Olympischer Sportbund

    „Die vier Bewerber haben in den vergangenen Monaten hervorragende Arbeit geleistet und ihre durchaus unterschiedlichen Konzepte so weiterentwickelt, dass sie schon jetzt alle das Potenzial haben, auch im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Dafür danke ich den vier Bewerbern im Namen des DOSB. Wir freuen uns auf den weiteren Prozess, an dessen Ende das für Deutschland beste Konzept mit den größten internationalen Erfolgsaussichten stehen soll“, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert. 

    Nach Abschluss der Prüfung in Stufe 1 haben die vier Bewerber nunmehr bis Ende Mai des nächsten Jahres Zeit, ihre Konzepte in Abstimmung mit dem DOSB inhaltlich und operativ weiter zu schärfen. Die finale Entscheidung über einen deutschen Bewerber wird dann auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Herbst des kommenden Jahres fallen. Anna-Maria Maetz aus dem Team Konzeption der Stabsstelle Olympiabewerbung erläutert, wie die Prüfung in Stufe 1 abgelaufen ist.

    DOSB: Welche Kriterien waren ausschlaggebend für die Bewertung der Konzepte in Stufe 1?

    Anna-Maria Maetz: Wir haben vor allem geschaut, ob die Spiele wie im Konzept vorgesehen tatsächlich machbar sind. Das heißt: Sind die Wettkämpfe des derzeitigen Programms Olympischer und Paralympischer Spiele tatsächlich umsetzbar? Passen die Reisezeiten für Athlet*innen, gibt es ausreichend Flächen für das Olympische und Paralympische Dorf und genügend Hotelkapazitäten? Dafür haben wir sechs Kriterien mit acht Unterkategorien erarbeitet, die sich stark an den Vorgaben des IOC und der internationalen Spitzenverbände orientieren. Wo es solche Vorgaben nicht gab, hat der DOSB diese anhand aktueller Referenzwerte definiert. Beispielsweise bei der Festlegung, dass mindestens 90 Prozent aller Wettkampfstätten vorhanden oder temporär sein müssen.

    Wie seid ihr im Team bei der Prüfung der Unterlagen vorgegangen? 

    Das war je nach Kriterium ganz unterschiedlich: Mal stand viel Recherchearbeit im Vordergrund, mal genaue Berechnungen oder der enge Austausch mit den Spitzenverbänden. Wichtig für uns war es zu Beginn, alle Bedarfe für die Prüfung der einzelnen Kriterien, die damit verbundenen Aufgaben sowie die Deadlines zu definieren, um jederzeit den Überblick zu behalten. Mit einem klaren Fahrplan ging es dann richtig los. Besonders intensiv war die Prüfung der Reisezeiten, weil sie direkten Einfluss auf die Anzahl der Athlet*innen im Dorf haben. In manchen Fällen kam es da tatsächlich auf wenige Minuten an. Da die Fahrtzeiten variieren können, haben wir die Werte insgesamt viermal für mehr als 160 Venues geprüft. So konnten wir sicherstellen, dass einzelne Besonderheiten wie temporäre Baustellen keine Verzerrungen verursachen. Um die „Olympic Lane“ bestmöglich zu simulieren, haben wir mitten in der Nacht mit Google Maps gearbeitet - das klingt vielleicht etwas ungewöhnlich, aber das war sehr effektiv. 

    • Anna-Maria Maetz

      Natürlich müssen einige Anlagen dringend saniert werden, aber dass gleich vier Konzepte ohne Neubauten auskommen, das ist bemerkenswert und mit Blick auf die Olympic Agenda 2020+5 des IOC ein starkes Zeichen.

      Anna-Maria Maetz
      Team Konzeption der Stabsstelle Olympiabewerbung
      Deutscher Olympischer Sportbund

      Wie habt ihr den Sport, insbesondere die Spitzenverbände, während der Prüfung einbezogen? 

      Die sportfachliche Einschätzung der Spitzenverbände zu den geplanten Wettkampfstätten war für uns ein zentraler Baustein der Stufe 1. Deshalb haben wir die operative Eignung der Venues immer mit enger Einbindung der jeweiligen nationalen Spitzenverbände geprüft. Deren Feedback haben wir anschließend an die vier Bewerber weitergegeben, damit sie bei Bedarf Anpassungen vornehmen können. Für die weitere Optimierung sind diese Rückmeldungen entscheidend. Daher freuen wir uns sehr, dass wir auch im weiteren Prozess auf die Unterstützung der Verbände zählen können. 

      Was hat dich bei der Durchsicht der Konzepte besonders beeindruckt? 

      Es ist schön festzustellen, dass die grundlegenden Prämissen der Bewerbung, die auf der DOSB-Mitgliederversammlung 2022 verabschiedet wurden, eingehalten wurden und in allen aktuellen Konzepten deutlich sichtbar sind. Natürlich wurden die Konzepte regional unterschiedlich ausgestaltet, aber alle vier rücken klar die nationale Aufgabe der Olympiabewerbung in den Fokus und zeigen, dass es - unabhängig vom finalen Austragungsort der Wettbewerbe - vor allem darum geht, einen Mehrwert für das ganze Land zu schaffen. Und die Konzepte unterstreichen, dass wir in Deutschland - mit Ausnahme eines Schwimmstadions - bereits alles zur Verfügung haben, was es für Olympische und Paralympische Spiele braucht, das meiste sogar mehrfach. Natürlich müssen einige Anlagen dringend saniert werden, aber dass gleich vier Konzepte ohne Neubauten auskommen, das ist bemerkenswert und mit Blick auf die Olympic Agenda 2020+5 des IOC ein starkes Zeichen.

      Es gab die ein oder andere Stimme, die sagte, die erste Stufe des Drei-Stufen-Modells sei eigentlich unnötig und würde nur Zeit kosten. Was würdest Du diesen Kritiker*innen antworten?

      Aus operativer Sicht war die Phase seit Abgabe der Konzepte sehr wertvoll. Vor allem auch für die Bewerber. Dank einiger Hinweise von uns konnten in dieser Zeit Optimierungspotenziale aufgezeigt und genutzt werden. So konnten beispielsweise durch die Reduzierung von temporären Sportstätten die Durchführungskosten in einem Konzept merklich gesenkt werden, andere Konzepte sind jetzt deutlich kompakter und somit nachvollziehbarer als vor einigen Monaten. Das sind sichtbare Erfolge der Stufe 1, die Zeit haben wir aus meiner Sicht zielgerichtet eingesetzt.

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