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Ergebnis der Digel-Studie: Trainerberuf in Deutschland nicht lukrativ

Prof. Helmut Digel und seine Mitarbeiter an der Universität Tübingen haben in den Jahren 1999 bis 2004 einen intensiven Vergleich der acht führenden Nationen im olympischen Hochleistungssport durchgeführt. Ein Ergebnis: der Trainerberuf ist nicht sonderlich lukrativ.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

24.10.2005

Das durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) geförderte Forschungsvorhaben lief unter dem Titel „Organisation des Hochleistungssport – ein Systemvergleich zwischen den erfolgreichsten Sportnationen bei den Olympischen Sommerspielen“. Untersucht wurden die Länder Australien, China, Frankreich, Großbritannien, Italien, Russland, USA und Deutschland und dort die für den olympischen Sport zuständigen Ministerien und Dachorganisationen sowie die Fachverbände in der Leichtathletik, im Schwimmen und im Volleyball. Die Studie wurde im Sommer 2005 der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Ein wichtiger Aspekt war bei der Untersuchung die Frage nach den Trainerinnen und Trainern und ihre Bedeutung für das Spitzensport-System.  Hier eine Zusammenfassung der Ergebnisse des Digel-Teams und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen.

 

 

Im Bericht erfolgt zunächst eine grundsätzlich Einschätzung der Wertschätzung des Trainerberufes durch die Gesellschaft. Danach weist das Berufsbild des Trainers in allen Ländern unklare Züge auf, die wirtschaftliche Lage ist meist unsicher und die gesellschaftliche Position kann äußerst ungleich sein. Im Vergleich aller Nationen stuft Digel die Verhältnisse in Deutschland und in Italien als besonders nachteilig ein. In Deutschland wird die soziale Lage des größten Teils der Trainer als kritisch bezeichnet.

 

Dagegen sei in Australien, Großbritannien und USA das Berufsbild sehr viel klarer, vor allem in der amerikanischen Gesellschaft ist aus der Sicht von Digel die Position eines Coaches eine anerkannte berufliche Größe. Als gesichert werden die Verhältnisse in Frankreich und Russland eingestuft.

 

 

Der Förderer: Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Bonn

 

Digel vergleicht anschließend noch die Zahl der Trainer im Spitzensport, die Qualität der Trainer, bedingt durch Aus- und Fortbildung sowie die Bezahlung, ob erfolgsorientiert oder nicht. Für das Verhältnis zwischen Trainer und Sportler konnte Digel keinen optimalen Wert angeben, da er in keinem Land die Zahl der Aktiven im Hochleistungssport ermitteln konnte.

 

In den Ländern Russland, China (beide mit Hochschulen), Frankreich (Sportministerium) und Australien hat Digel eine staatliche Ausbildung durch die Trainer ausgemacht. In den anderen Nationen sind die Fachverbände oder die Sportselbstverwaltung für die Trainerausbildung verantwortlich. Digel wertet eine staatlich organisierte Ausbildung als positiv, weil sie nationale Standards setzt und sichert.

 

Durch die komplexen Zusammenhänge im Spitzensport und durch die Fortentwicklung des Fachwissens hält Digel einen ständigen Lernprozess der Trainerinnen und Trainer für besonders wichtig, erkennt aber bei seiner Analyse erhebliche Qualitätsdifferenzen. In Großbritannien und Australien wird dem Thema viel Aufmerksamkeit geschenkt. In Deutschland und Italien würden die eingesetzten Instrumente aus der Bewertung der Tübinger Wissenschaftler professionellen Ansprüchen nicht gerecht. Ein notwendiger Wissenstransfer zwischen der angewandten Sportwissenschaft und den praktizierenden Trainer ist hier privaten Initiativen überlassen. In Russland und Frankreich übernehmen nach den Erkenntnisses des Digel-Teams die zentralen Ausbildungsstätten die Weiterbildung. In den USA sind die Trainer meist in die Universitäten eingebunden.

 

Als letzten Punkt haben sich die Wissenschaftler mit der Bezahlung der Trainer im In- und Ausland beschäftigt. In den USA, China und Russland sind die Trainer meist an Hochschulen und Sportschulen beschäftigt, nicht bei den Fachverbänden. In Frankreich und auch zum Teil China haben sie häufig Anstellungsverhältnisse als Beamte. In Deutschland werden sie zwar auch über staatliche Mittel finanziert, was sie geringeren Schwankungen unterwirft.

 

 

 

Der Ort des Studie: Die Universität von Tübingen

 

Darüber hinaus existiert in manchen Ländern noch ein Prämiensystem. Zwischen den Sportarten bestehen große Differenzen, abhängig von dem TV- sowie Zuschauer- und damit gleichzeitig Sponsoren-Interesse. Verbunden mit der großen In-Transparenz vor allem über die Höhe der Bezahlung lässt diese fehlende Sicherheit den Trainerberuf in Deutschland nach Einschätzung von Digel als sehr unattraktiv erscheinen.

 

(Quelle: Zusammenfassung der Digel-Studie für den Sportausschuss des Deutschen Bundestages)

 

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