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Große Trauer um Karl Quade: Gesicht und Herz der Paralympischen Bewegung

Dr. Karl Quade, Vizepräsident des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) ist am zweiten Weihnachtsfeiertag im Alter von 71 Jahren nach schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie verstorben.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

28.12.2025

Ein schwarz weiß Foto von Karl Quade in Rio de Janeiro

Der Deutsche Behindertensportverband und Nationales Paralympisches Komitee (DBS) e.V. trauert um eine der prägendsten Persönlichkeiten des deutschen Para Sports: Dr. Karl Quade ist am zweiten Weihnachtsfeiertag im Alter von 71 Jahren nach schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie verstorben. Dem Para Sport fehlt damit nicht nur ein außergewöhnlicher Funktionär, sondern ein Gestalter mit Herzblut, ein engagierter Zeitzeuge und ein Mensch, der den paralympischen Gedanken wie kaum ein anderer verkörperte.

„Der Tod von Dr. Karl Quade trifft uns alle schwer. Mit ihm verlieren wir einen leidenschaftlichen Impulsgeber und einen überzeugten Träger des paralympischen Gedankens. In großer Dankbarkeit werden wir sein Vermächtnis bewahren und den von ihm geprägten Weg fortsetzen. Er war ein ausgewiesener Fachmann mit einem außergewöhnlichen Wissensspektrum, dabei immer authentisch, herzlich und sympathisch“, sagt DBS-Präsident Hans-Jörg Michels.

“Dr. Karl Quade hat den deutschen Para Sport in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend geprägt. Der deutsche Sport trauert um einen Menschen, der sich mit großer Hingabe und großem Sachverstand der Entwicklung des Para Sports gewidmet hat. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Liebsten in dieser schweren Zeit”, sagt DOSB-Präsident Thomas Weikert.

Karl Quade hat dem Para Sport mehr als ein halbes Leben gewidmet. Sein Name ist untrennbar mit der Erfolgsgeschichte der Paralympischen Bewegung in Deutschland verbunden. Er nahm erstmals 1984 in New York an den Paralympics teil und war insgesamt bei 18 Ausgaben vor Ort – zunächst drei Mal als Athlet, später über viele Jahre als Chef de Mission des Team Deutschland Paralympics. Kaum eine andere Persönlichkeit prägte den deutschen Para Sport über einen vergleichbar langen Zeitraum mit solcher Kontinuität, Nähe und Erfahrung.

Als aktiver Sportler gehörte Karl Quade der deutschen Nationalmannschaft im Standvolleyball an. Bei den Paralympics 1988 in Seoul gewann er die Goldmedaille, vier Jahre zuvor in New York die Silbermedaille. Auch nach dem Ende seiner aktiven Karriere blieb er dem Leistungssport eng verbunden. 1996 übernahm er bei den Spielen in Atlanta erstmals die Funktion des Chef de Mission und führte das deutsche Team seitdem mit großer Verantwortung, Empathie und sportlicher Expertise. In dieser Zeit feierte Quade gemeinsam mit den Athletinnen und Athleten mehr als 770 Medaillen bei Sommer- und Winterspielen. Zudem engagierte er sich seit 1995 über 30 Jahre als Vizepräsident im Deutschen Behindertensportverband, stellte vor allem im Leistungssport zahlreiche Weichen und trieb die Entwicklung des Para Sports zwischen 1997 und 2003 auch als Sportdirektor des Europäischen Paralympischen Komitees voran.

Was Karl Quade besonders auszeichnete, war seine Verbundenheit zu den Sportlerinnen und Sportlern. Auch als Funktionär blieb er stets nahbar, aufmerksam und zugewandt. Er verstand es, sportliche Exzellenz mit Menschlichkeit zu verbinden – eine Eigenschaft, die ihm bei Aktiven, Trainer*innen sowie Kolleg*innen gleichermaßen ein hohes Ansehen verlieh. Sein Wirken reichte weit über Deutschland hinaus und trug maßgeblich zur internationalen Anerkennung und Weiterentwicklung des Para Sports bei. Für seine Verdienste wurde Quade 2008 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

„Dr. Karl Quade war weit mehr als ein Funktionär – als Gesicht und mit Herz hat er die Paralympische Bewegung in Deutschland maßgeblich mitgestaltet. Über drei Jahrzehnte sind wir diesen Weg gemeinsam gegangen. Dabei habe ich ihn als zutiefst menschlichen, den Athletinnen und Athleten stets zugewandten und unermüdlich engagierten Wegbegleiter erlebt. Sein Tod erschüttert mich tief – wir verlieren einen außergewöhnlichen Menschen mit einem einzigartigen Wissen, dessen Wirken uns Verpflichtung und Ansporn zugleich bleibt“, sagt DBS-Ehrenpräsident Friedhelm Julius Beucher.

Auch persönlich waren die Paralympics prägend für das Leben von Karl Quade, der am 6. Dezember 1954 in Essen mit einer angeborenen Fußdysmelie zur Welt kam. Bei den Spielen 1984 in New York lernte er seine spätere Ehefrau Petra Quade, geborene Buddelmeyer, kennen. Die sechsmalige Goldmedaillengewinnerin im Sprint und Weitsprung, darunter drei Goldmedaillen bei den Paralympics 1988 in Seoul, teilte mit ihm nicht nur die Leidenschaft für den Sport, sondern auch ein Leben im Zeichen der Paralympics. Gemeinsam haben sie zwei Kinder.

Neben seinem ehrenamtlichen und sportpolitischen Engagement blickt Karl Quade auf eine herausragende berufliche Laufbahn zurück. Nach seinem Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln, das er mit der Promotion abschloss, führte ihn sein Weg über das Bundesinstitut für Sportwissenschaft, wo er als stellvertretender Direktor tätig war, bis hin zum Referatsleiter in der Abteilung Sport des Bundesministeriums des Innern und für Heimat.

Der Deutsche Behindertensportverband trauert um einen ehemaligen Athleten, Paralympics-Sieger, langjährigen Chef de Mission und Vizepräsidenten – und vor allem um einen Menschen, der den Para Sport über Jahrzehnte hinweg mit Haltung, Leidenschaft und Weitblick geprägt hat. Unsere Gedanken gelten seiner Familie, seinen Weggefährten sowie allen, die ihm nahestanden.

(Quelle: DBS)

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