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König von Sotschi - Ein Eichsfelder half als Volunteer bei Olympia

DOSB Redaktion
Anne Armbrecht , Foto:privat

10.03.2014

Eigentlich arbeitet der 41-jährige Eichsfelder in Heiligenstadt im Raphaelsheim als Erzieher. Doch Arbeitgeber und Kollegen hatten gesagt: Mach' dir kein schlechtes Gewissen. Als dann die Anfrage vom Programm „Integration durch Sport“ im Landessportbund Thüringen kam, ob er als Volunteer nach Sotschi will, war der greifbare Traum einfach zu verlockend – einmal bei Olympischen Spielen dabei sein, nachdem es als Sportler nicht geklappt hat. Zuvor war ein zweijähriges Auswahlverfahren zu absolvieren, die Ausbildung wurde vom Bundesprogramm des DOSB unterstützt. Und so nahm Sergej Kyonig im Winter 2014 fast einen ganzen Monat Urlaub und Überstunden. Geld bekam er nicht für den Vollzeitjob am Schwarzen Meer. „Entschädigung sind großartige Erlebnisse und die Erinnerungen, die bleiben“, erklärt er seine Motivation. Kyonig war einer von 60 Deutschen, die bei den Spielen ehrenamtlich halfen. Aus Mitteldeutschland war er der Einzige. „Das Auswahlverfahren war nicht einfach», berichtet er. Umfassende Kenntnisse über den Standort Sotschi und die Spiele an sich galt es ebenso nachzuweisen wie das Können von Deutsch, Englisch und Russisch via Skype-Interview. Der Mühen Lohn konnte sich allerdings sehen lassen: Kyonig durfte die deutsche Mannschaft begleiten, als Dolmetscher zu Training und Wettkämpfen, Pressekonferenzen, Siegerehrung. Auch Fahrdienst gehörte dazu. Vor Ort hatte er deshalb seit Mitte Januar jeden Tag Schulung: Sicherheitstrainings, wo parken, wie parken, Ortskenntnisse, Spezialvokabeln. „Der Kopf war sehr voll am Ende des Tages“, meinte er. Die „märchenhafte Natur und das faszinierende Meer“ ringsum konnte er nicht wirklich genießen. Aber man müsse das ja auch alles ernst nehmen - von den Volunteers ist viel abhängig. „Wenn ich mich verfahre, der Athlet zu spät kommt oder gar nicht, das will man sich gar nicht vorstellen“, sagte er, „man muss sich da schon ein bisschen reinsteigern.“ Stationiert war er im Gebirge, wo auch die Biathleten und die Alpinen wohnten. Er traf die Olympiasiegerinnen Maria Höfl-Riesch und Natalie Geisenberger, fotografierte sich mit Snowboard-Star Isabella Laböck und führte das deutsche Orgteam durch das olympische Dorf. Selbst hatte er lange Langlaufwettkämpfe auf Landesniveau bestritten, bis er vor 15 Jahren aus Kasachstan nach Deutschland kam. Jetzt arbeitet er als Erzieher und in seiner Freizeit als Fußballtrainer in einem deutsch-russischen Integrationsprojekt für Jugendliche und Erwachsene. Der Sportverein Kraftverkehr 63 Heiligenstadt ist längst Stützpunktverein in Thüringen. Kyonig trainiert hier Jugendliche und Erwachsene im Alter unterschiedlicher Nationalitäten. „In Sachen Dolmetschen war ich also gut in der Übung“, lacht er. Als Sportlehrer müsse man sich sehr viel verständigen und zwischen Mentalitäten vermitteln. So auch anfangs in der neuen Heimat, wenn es um seinen Namen ging, sagt Kyonig. Oder doch König? In den Olympia-Unterlagen fanden sich beide Schreibweisen. Er klärt auf: „In Deutschland konnte anfangs keiner meinen Namen aussprechen, vom schreiben nicht zu reden. Ich musste immer buchstabieren und dann haben sie es doch falsch geschrieben“, erzählte er. „Also habe ich meinen Namen zu König übersetzen lassen.“

Mit freundlicher Genehmigung der dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH, Hamburg, www.dpa.de/ Anne Armbrecht

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