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Leserbrief an die FAZ

<p>Zu: Was kostet das Gold? (F.A.Z. vom 30. Januar 2009):</p> <p>Liebe Mitgliedsorganisationen, </p> <p>im Auftrag des Pr&#228;sidiums des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) &#252;bersende ich Ihnen einen Leserbrief, der heute als Reaktion auf den Bericht „Was kostet das Gold“ vom vergangenen Samstag an die FAZ verschickt worden ist.</p> <p>Mit besten Gr&#252;&#223;en!</p> <p>Christian Klaue<br /> Ressortleiter Medien und &#214;ffentlichkeitsarbeit </p> <p>L E S E R B R I E F</p> <p>Zu: Was kostet das Gold? (F.A.Z. vom 30. Januar 2009):</p> <p>Es ist irritierend, wenn gerade Sportjournalisten offensichtlich den Sinn des Leistungssports verkennen und seine F&#246;rderung auf zynische Art und Weise angreifen. Deshalb muss den beiden Autoren die banale Weisheit, dass es im Leistungssport um Wettbewerb und Erfolg geht, noch einmal mitgeteilt werden.</p> <p>Sie h&#228;tten sich diese selbstverst&#228;ndliche Erkenntnis auch bei jedem Bundesliga-Fu&#223;ballspieler oder Mitglied einer Olympiamannschaft mit der einfachen Frage erwerben k&#246;nnen, ob er denn am Wochenende mit seiner Mannschaft gewinnen oder bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver erfolgreich sein will. </p> <p>Genau aus diesem Erfolg erw&#228;chst die Freude am und die Vorbildwirkung durch den Sport. Sie besteht gerade darin, dass Athletinnen und Athleten Erfolge aufgrund langj&#228;hrigen t&#228;glichen Trainings, sorgf&#228;ltiger Vorbereitung, hoher Disziplin und Einsatzbereitschaft erzielen. Ihnen und ihren Trainern daf&#252;r die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, ist Aufgabe der Sportf&#246;rderung. Sportliche Erfolge sind also kein Abfallprodukt einer Spa&#223;gesellschaft Leistungssport, sondern das Ergebnis zielgerichteter Anstrengungen unserer Athleten, Verb&#228;nde und F&#246;rderer. Dass der Athlet dann in einem objektiven und fairen Wettkampf mit anderen erfolgreich ist, macht ihn zum Vorbild und erf&#252;llt ihn mit Freude, um im Sprachgebrauch der Autoren zu bleiben.</p> <p>Ein Leistungsprinzip, das im &#220;brigen in Wirtschaft und Gesellschaft akzeptiert und gefordert ist. Wir wollen zur Sicherung der Arbeitspl&#228;tze &#8220;Exportweltmeister&#8221; bleiben oder wieder werden, wir wollen zur Sicherung unserer Zukunft &#8220;Spitzenuniversit&#228;ten&#8221; im weltweiten Ma&#223;stab, wir wollen &#8220;Qualit&#228;tsjournalismus&#8221; zur Sicherung der Pressefreiheit. Selbst in der P&#228;dagogik h&#228;ngt niemand mehr den &#8220;Summerhill-Prinzipien&#8221; losgel&#246;ster, falsch verstandener Selbstverwirklichung nach.</p> <p>Die Autoren verkennen in ihrem Beitrag jedoch nicht nur den Sinn des von Athleten ebenso bewusst wie freiwillig betriebenen Leistungssports. Sie verzerren dar&#252;ber hinaus die Prinzipien der F&#246;rderung des Leistungssports in Deutschland. So wird eben im deutschen Sport gerade nicht die von ihnen als &#8220;zynisch&#8221; angeprangerte Kostenrechnung allein am Medaillenspiegel orientiert und &#8220;alles Sporttreiben allein dem Ziel Olympiasieg&#8221; untergeordnet. Das auch den Autoren bekannte Instrument der Zielvereinbarungen zwischen dem DOSB, dem BMI und den Verb&#228;nden beinhaltet vielmehr gemeinsam festgelegte Ziele &#252;ber mehrere Jahre, auch au&#223;erhalb Olympischer Spiele und unterhalb der Medaillenr&#228;nge.</p> <p>Es sind im &#220;brigen weder der DOSB noch das BMI, die Sportler als Versager abstempeln und bei Misserfolg etwa F&#246;rdergelder zur&#252;ckverlangen w&#252;rden oder die R&#252;ckreise selbst bezahlen lie&#223;en. Weder Staat noch Sport ordnen Athleten als gescheitert ein, die nie auf dem Treppchen stehen &#8211; wie der Artikel behauptet. Gerade in dieser Hinsicht sollten sich die Medien ihres eigenen Umgangs mit weniger erfolgreichen Athleten selbst erinnern.</p> <p>Der olympische Gedanke ist die Seele des Sports. Die Investition darin geht weit &#252;ber Olympische Spiele und damit weit &#252;ber den Sport hinaus. Mit 27,5 Millionen Mitgliedschaften ist der Sport die gr&#246;&#223;te B&#252;rgerbewegung Deutschlands. In der olympischen Erziehung werden unter anderem Werte wie Fairplay, Respekt oder Integration vermittelt. Der Sport ist Motor zahlreicher gesellschaftlicher Entwicklungen. Erinnert sei auch an die Wirkung der von Deutschland ausgerichteten internationalen Gro&#223;ereignisse. Die Fu&#223;ball-WM 2006, die Leichtathletik-WM 2009, um nur zwei Beispiele zu nennen, haben das Bild unseres Landes im Ausland ma&#223;geblich beeinflusst. Weltoffen, freundlich und sympathisch hat sich die Nation bei diesen Gelegenheiten pr&#228;sentiert. </p> <p>Ebenfalls bekannt ist den Autoren die Haltlosigkeit der von ihnen unwidersprochen wiedergegebenen Aussage von Wolfgang Maennig, Deutschland handele dem olympischen Geist zuwider, weil wir nicht &#8220;alle Welt zum Training auf unseren Bobbahnen einladen w&#252;rden&#8221;. Nun kann man &#252;ber den olympischen Geist, verbale Anspr&#252;che an andere und eigene Verwirklichung trefflich streiten. Fakt ist jedoch, dass Deutschland eines der gr&#246;&#223;ten F&#246;rderungsprogramme weltweit f&#252;r Sportler aus Entwicklungsl&#228;ndern hat und in keinem Land der Welt so viele Trainingsl&#228;ufe ausl&#228;ndischer Bob- und Schlittensportler stattfinden wie in Deutschland.</p> <p>Anscheinend war den Autoren die nicht vorhandene sachliche Begr&#252;ndung ihrer Thesen bewusst. Denn nur so l&#228;sst sich erkl&#228;ren, dass sie schlie&#223;lich auch noch zum Mittel der pers&#246;nlichen Diffamierung greifen. Sie werfen unserem Generaldirektor vor, er stelle &#8220;sich wie selbstverst&#228;ndlich in die Tradition von DDR (...) und Hitlerdeutschland (...).&#8221; Dies ist aus der Sicht des DOSB Pr&#228;sidiums v&#246;llig inakzeptabel und &#252;berschreitet die Grenzen eines verantwortungsvollen Journalismus, wie wir ihn ansonsten gerade bei der FAZ gewohnt sind und sch&#228;tzen.</p> <p>Das Pr&#228;sidium des DOSB<br /> Thomas Bach, Eberhard Gienger, Hans-Peter Kr&#228;mer, Walter Schneeloch, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, Ilse Ridder-Melchers, Ingo Weiss, Christian Breuer, Michael Vesper und als st&#228;ndiger Gast Claudia Bokel.</p> <p>Frankfurt am Main, 1. Februar 2010</p>

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

01.02.2010

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