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Mehr ökologische Nachhaltigkeit im Sport durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz!?

Expert*innen diskutieren Chancen, Grenzen und konkrete Anwendungsfelder beim 30. Symposium zur nachhaltigen Sportentwicklung.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

17.12.2025

Eine Gruppe von 24 Personen steht auf einem gepflasterten Platz im Freien; einige Pflanzen und Bäume sind im Hintergrund sichtbar. Die Teilnehmer lächeln und posieren freundlich für das Foto. Sie tragen verschiedene legere und formelle Kleidungsstücke.
Expert*innen-Runde beim 30. Symposium zur nachhaltigen Sportentwicklung in Bodenheim am Rhein

Frankfurt am Main/Bodenheim  – Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) bieten beträchtliche, aber bislang noch zu wenig ausgeschöpfte Potenziale für eine ökologisch nachhaltigere Entwicklung des Sports. Zu diesem Ergebnis kamen die Teilnehmenden des 30. Symposiums zur nachhaltigen Sportentwicklung. Dieses fand auf Einladung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am 11. und 12. Dezember 2025 in Bodenheim am Rhein statt und wurde erneut von Thomas Wilken (Kontor 21) konzeptionell begleitet und moderiert.

Vertreter*innen aus Sportorganisationen, Ministerien, Wissenschaft und aus der Praxis diskutierten über aktuelle Entwicklungen, Praxisbeispiele sowie strukturelle Voraussetzungen für einen verantwortungsvollen Einsatz digitaler Technologien im Sport. 

Digitalisierung wird längst nicht mehr nur als Umwandlung analoger in digitale Informationen verstanden, sondern als umfassende digitale Transformation nahezu aller gesellschaftlichen Bereiche. Eine neue Qualität erhält diese Entwicklung durch den Einsatz von KI, die große Datenmengen analysieren, Muster erkennen und daraus Handlungsempfehlungen ableiten kann. Damit eröffnen sich auch für den Sport neue Möglichkeiten, ökologische Nachhaltigkeit systematischer und effizienter zu fördern.

Im Fokus des zweitägigen Symposiums standen drei zentrale Anwendungsfelder: Aktivitätslenkung im Outdoorsport, Ressourcenmanagement von Sportstätten sowie die Klimabilanzierung im Sport. 

„Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sind kein Selbstzweck. Entscheidend ist, dass sie gezielt dort eingesetzt werden, wo sie ökologische Wirkung entfalten – etwa durch bessere Steuerung von Aktivitäten, effizientere Nutzung von Sportstätten oder fundiertere Entscheidungsgrundlagen für Klimaschutzmaßnahmen. Dafür brauchen wir praxistaugliche Lösungen, die auch für Sportvereine und -verbände handhabbar sind“, betonte Christian Siegel, Ressortleiter Sportstätten und Umwelt im DOSB.

Ein erprobtes Tool zur naturverträglichen Lenkung von Kanutinnen und Kanuten ist die canua-App des Deutschen Kanu-Verbandes, die zwei über viele Jahre ehrenamtlich entwickelte Datenbanken zu Gewässern und zur Lenkung nutzerfreundlich zusammenfasst und in der Basisversion für Android und IOS allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung steht.

Einen aktivitätsübergreifenden Ansatz verfolgt dagegen die vom Verein Digitize the Planet in Kooperation mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und weiteren Partnern entwickelte Aufbereitung von Naturschutzdaten. Diese werden interessierten Organisationen kostenfrei zur Integration in deren eigene Apps und Portale zur Verfügung gestellt und können mit eigenen Tourenvorschlägen, Verhaltensempfehlungen und weiteren Informationen verknüpft werden. Genutzt wird dieses Angebot bereits in diversen Tourenapps sowie in digitalen Angeboten des Deutschen Alpenvereins und mancher Tourismusorganisationen.

Auch im Ressourcenmanagement von Sportstätten bieten digitale Lösungen erhebliche ökologische Optimierungspotenziale. Insbesondere in den Bereichen Energie und Wasser können intelligente Steuerungssysteme für Beleuchtung, Heizung, Lüftung und Beregnung auf Basis aktueller Belegungs- und Wetterdaten zu deutlichen Einsparungen beitragen. Zudem sind die Erfassung und Steuerung der Belegung wesentliche Voraussetzungen für eine optimale Flächennutzung. Geeignete Hard- und Softwarelösungen für die genannten Punkte sind bereits verfügbar, bedürfen jedoch weiterer Optimierung und breiterer Anwendung.

Die Klimabilanzierung von Sportorganisationen und Veranstaltungen stellt derzeit noch einen hohen personellen und damit auch finanziellen Aufwand dar. Zwar kann der Einsatz optimierter Datenerfassungssysteme und KI-gestützter Auswertungen diesen Prozess perspektivisch erleichtern, zugleich wurde jedoch kritisch diskutiert, ob Aufwand und Nutzen stets in einem angemessenen Verhältnis stehen. Für den Vereinsbereich könnten praxisnahe Musterbilanzen für unterschiedliche Vereinstypen einen effizienteren Ansatz darstellen, aus denen sich konkrete Handlungsoptionen zur CO₂-Reduktion ableiten lassen.

Insgesamt machte das Symposium deutlich, dass Digitalisierung und KI wichtige Impulse für einen ökologisch nachhaltigeren Sport liefern können. Voraussetzung hierfür sind eine gezieltere Datenerfassung, der Aufbau kompatibler Schnittstellen sowie organisationsübergreifend abgestimmte Datenstrategien. Ebenso notwendig sind tragfähige, langfristig angelegte Organisationsstrukturen zur Verstetigung dieser Arbeit.

Zugleich wurde aber auch betont, dass die mit fortschreitender Digitalisierung und insbesondere KI verbundenen Risiken nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Die Verarbeitung stetig wachsender Datenmengen geht mit einem erheblich steigenden Energiebedarf einher, der – sofern er nicht aus erneuerbaren Quellen gedeckt wird – den Klimawandel weiter verschärfen kann. Ein verantwortungsvoller, reflektierter Einsatz digitaler Technologien bleibt daher eine zentrale Voraussetzung für deren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit im Sport.

Der DOSB und der DFB werden die Impulse und Anregungen des Symposiums aktiv aufgreifen und ihre Mitglieder bei der Konzeption und Umsetzung eigener Maßnahmen unterstützen. Die Dokumentation des Symposiums soll im kommenden Frühjahr vorliegen.

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