„Menschen-Orte-Zeiten“ – Fotografien des 20. Jahrhunderts
Das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin, Unter den Linden 2, zeigt regelmäßig beachtenswerte Ausstellungen, in denen auch der Sport prominent platziert ist.

17.04.2010

Unter dem Motto „Menschen-Orte-Zeiten“ werden noch bis zum 20. Juni 2010 Einblicke und Rückblicke in Schwarz-Weiß-Fotografien zur Zeitgeschichte geboten. Die visuellen Objekte zum Sport finden dabei großzügig Raum auf zwei Wänden mit zehn historischen Highlights. Wer jedoch beim Rundgang die rund 300 Exponate aus der 1,7 Millionen Negative umfassenden Sammlung des DHM genauer betrachtet, wird auch an einigen anderen Stellen fündig, wo „offen versteckt“ Momente aus Bewegung, Spiel und Sport als optische Motive zum Vorschein kommen.
Der Sport bildet auf einer Ausstellungsfläche von nur 400 Quadratmetern im Erdgeschoss des Pei-Baus eine eigene thematische Einheit neben Mode, Wissenschaft oder Porträtfotografie. Chronologisch beginnt die Auswahl der Bilder mit dem „Zieleinlauf eines 3.000-Metermallaufes“ auf einem Berliner Sportfeld (es könnte Tempelhof sein) von Otto Haeckel aus dem Jahre 1910. Es folgen große Sportler, deren Namen noch jeder kennt: Max Schmeling, Emil Zatopek und Pele neben Rosemarie Ackermann, wie sie in der herkömmlichen Straddle-Technik als erste Frau im August 1977 die Zwei-Meter-Marke überwindet, und Armin Hary beim Zieleinlauf des 100-Meter-Finales bei den Olympischen Sommerspielen am 3. September 1960 in Rom.
Natürlich gibt es auch visuelle Zeugnisse von den Olympischen Spielen 1936 in Berlin und dem ersten Gewinn der Fußballweltmeisterschaft einer deutschen Mannschaft 1954 in Bern. Als weitere Sportarten oder Sportdisziplinen sind mit je eigenen Exponaten vertreten: Radsport, Bobsport, Wasserspringen, Skispringen und schließlich eine bemerkenswerte Sprungfall-wurfszene des längst „ausgestorbenen“ Feldhandballspiels aus der Begegnung der Nationalteams Deutschlands und der Schweiz 1964. Die meisten dieser Fotos entstammen der Sammlung der „Schirner Pressebild Agentur“, die das DHM inzwischen erworben hat.
Die Zeitleiste der Ausstellung reicht von den Anfängen der modernen Ereignisfotografie und des Fotojournalismus im Jahre 1870 bis 1990 – jenem Jahr, in dem das DHM gezielt mit der Sammlung von Fotos und dem Kauf von Nachlässen begann. Anlässlich dieses jungen runden Geburtstages ist die Schau jetzt zustande gekommen. Als die älteste sportbezogene Fotografie der Ausstellung kann die Aufnahme „Tanz im Freibad Wannsee“ gelten, die tatsächlich freudvoll im Sand tanzende (allerdings mehrteilig bekleidete) Paare im Freibad Wannsee zeigt, nachdem dort am 8. Mai 1907 das allgemeine Badeverbot aufgehoben worden war. Entlang dieser Chronologie gibt es mindestens noch ein halbes Dutzend weitere Fotografien mit stimmungsvollen Spuren zum Sport im weitesten Sinne – von der Hochseilartistentruppe im Berliner Lustgarten vor der Ruine des Stadtschlosses 1947 über die Massen bei der Fahnenweihe auf dem VIII. Turn- und Sportfest der DDR im Sommer 1987 in Leipzig bis zu den „Fußballfans“, mit denen Elke Wentker 1983 den Deutschen Jugendfotopreis gewann.
Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Katalog mit mehr als 600 Abbildungen kostet 39 Euro.